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Tweets am 2009-08-02

Sa ,01/08/2009

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Seitenblicke zum Feierlichen Gelöbnis in München 30.07.2009

Sa ,01/08/2009

Man muss vorausschicken, dass eigentlich alles gut geklappt hat. Der Einsatz war erfolgreich, das Ding hat stattgefunden und es wurde keiner verletzt. Eigentlich das wichtigste. Aber gehören Verletzungen des Nervenkostüms auch zur Kategorie „Verletzt“? Wenn ja, dann war das Ding doch nicht ganz so erfolgreich.

Aber von vorne: Schon vor vielen Wochen kam die erste Info rein, dass in München irgendwo ein Gelöbnis stattfinden solle. Cheffe und ich habe daraufhin erstmal vorsorglich Urlaubssperre angeordnet, weil der unterstellte Bereich nix schneller mitbekommt, als Gerüchte. Wir haben ja schon Erfahrung mit dieser Art Veranstaltung nach dem Riesenspektakel letztes Jahr in Nürnberg. Das lief eigentlich auch recht gut und in unserem Sinne. Mit der Stadt Nürnberg kann man sehr gut arbeiten. Konstruktiv arbeiten und an einem Strang ziehen. War zwar auch anstrengend damals, vor allem nachdem sich kurz vor Schluss dann die höheren Ebenen nun doch noch eingemischt haben und auch mitkamellen wollten, obwohl schon alles gegessen war, aber eben durch uns geführt und stringent geführt. Somit für alle Beteiligten ein Erfolg. Mit München sollte es anders werden.

Erst einmal ist gar nichts passiert. Bis auf die hochoffizielle Bataillonsweite Urlaubssperre für die ganze Woche. – Nicht kleckern – klotzen! Na ja wie sollten sie auch anders, ohne Planung. Wobei man ja sagenmuss, dass sie nur bedingt schuldig zu sprechen sind, wenn Sicherheitskonferenzen erst unmittelbar vor Veranstaltungsbeginn einberufen werden. Na ja drei Tage vorher reicht ja dann auchbei nem 200 Mann Einsatz…

So kam es wie es kommen musste. Befehl für den Einsatz eine Woche vorher erstellt, völlig aus dem Blauen heraus. Warum auch nicht, man hat ja auch die Erfahrung und kann sich ausmalen, was da alles passieren kann, oder? Nur muss man sich eben auch darauf einstellen, dass Änderungen dann eben auch einen Tag vor dem Einsatz kommen können. Blöd, wenn eben der eine ABschnittsleiter nicht weiß, was der Nachbar so befiehlt. Kann er ja auch nicht, wenn einer aus Badenwürtenberg kommt und einer aus Nordbayern. Hatten wir in Nürnberg besser geregelt, indem die Abschnittsleiter aus einer Einheit waren und nur die Unterstützungskräfte unterstellt bekommen haben.

Nun gut, Bus angefordert, losmarschiert, ein wenig über den Phantasieanzug, der durch den großen Fürsten befohlen wurde gewundert und geärgert und dann waren wir auch schon in München, im Zentrum des Wahnsinns.

Ein Wort zum leidigen Thema Anzug: Ihr könnt Euch das vielleicht nicht vorstellen und es klingt auch so lächerlich, wie es ist, aber sogar in dem Bereich handelt es sich rein um Machtspielchen der vorgesetzten Ebenen. Feldjäger unterstehen außer in direkter Linie niemanden, außer der eigenen Truppe, was diversen Vorgesetzten sauber stinkt und natürlich zur Folge hat, dass man sich in absolut kindisches Kleinkariertentum verrennen muss. So können viele einfach nicht verstehen, dass wir unsere Einsatzgrundsätze festlegen und damit auch die notwendige Ausrüstung und sonst keiner. Das führt dann immerwieder zu Diskussion und bösen Überraschungen, wenn dann irgendwo in der eigenen Befehlskette einer einknickt. So auch hier passiert. Bestimmt gab es politisch und befehlstaktische Gründe dafür, dass Polizei und andere Unterstützung im leichten Turtleanzug auftraten und wir im leichten Diensthemd, ohne Schutz von Armen und Rest durch sinnvolle Materialien. Nur gut, dass wir die Rechtsgrundlage zum Eingriff durch die Stadt München entzogen bekommen haben und  quasi ohnehin nur als Statisten rumstanden. Wozu auch mehr. Lieber ein paar Hundertschaften aus Thüringen für zig-tausend Euronen rankarren, als die Kräfte nutzen, die vor Ort sind und mittels Hausrecht auch hätten eingesetzt werden können. Nicht so in der Insel der Glückseeligkeit, auch PP München und KVR München genannt. Na ja Geld regiert halt doch nicht die Welt, wenn genug da ist…

So kam es, dass knapp 300 Mann im hübschen, blauen Hemd da standen, neben 1500 Mann im zweckmäßiger Montur. Staat vs. Land. Veranstalter vs. Hausrechtsinhaber. Weitere Diskussion spare ich mir, um nicht polemisch zu werden.

Nächste Herausforderung: Anfahrt an den Veranstaltungsort. „Ortskundige Lotsung“ durch Münchner Feldjäger der fünf Busse im Konvoi. Über die Fahrstrecke zu streiten müsig. Alle Wege führen nach Rom. Aber auf jedenfall streitbar: Nichtnutzung von Kolonnenrechten. Wozu sitzt so ein blauer Bubble auf dem Dach, wenn man ihn nicht einschaltet. Einfach den geschlossenen Konvoi markiert, wären wir sicher als kleineres Verkehrshindernis durch den Stadtverkehr gekommen, als so, indem wir nach jedem Abbiegen und jeder Ampel wieder in Schrittgeschwindigkeit die Straßen blockiert hätten um die Fahrzeuge zusammen zu bekommen. Ingolstädter Straße Marienplatz in über 60 Minuten – Minusrekord.

Vor Ort dann aufgebaute Gitter vorgefunden, genervte Münchner (zu Recht) und totales Whooling. Unglaublich wie viele Menschen an einer Veranstaltung rumspringen, die angeblich was zu sagen haben. Gitter einen Meter nach links, Gitter einen Meter nach rechts. Kein Einsehen in Einsatztaktik, Hauptsache auch mal was gesagt. Na ja, ich will hier niemanden angreifen, würde das aber im Weiteren tun. Letztendlich waren dann doch alle zufrieden, wir weil es in unserem Sinne verlief, er, weil wir es ihm als seine Idee verkauft haben. Die Kunst der Diplomatie. (Ich weiß, dass jetzt mindestens eine meiner Leserinnen in lautes Lachen ausbricht, aber manchmal beherrsche ich sie schon, gell!)

EIn hübsches Bild, der Einmarsch der Rekruten. Junge Leuts, die stolz darauf sind, was sie un, stolze Eltern, die einen Blick auf den Sprössling erhaschen wollen und jedesmal das selbe Problem: zu wenig gute Zuschauerplätze für zu viel Öffentlichkeit und zu viele berechtigte Interessen von Angehörigen. Besonders hervorzuheben unter den Einheiten (nein, ich weiß nicht genau, wer alles zum Gelöbnis kam, wenn es jemanden interessiert, bekomme ich es aber raus) ein kleiner Haufen Luftlander. Drei oder vier Rotten. Man möchte meinen, sie sind untergegangen in den Riesenformationen der Sannis und der Loggis, sowie der OSLW (Offizierschule der Luftwaffe). Stolz sind sie einmarschiert und ebenso stolz haben sie nach dem Gelöbnis mit ihrem Schlachtruf gegen das Gebrüll der Gegendemonstranten angerufen. Respekt Jungs, Ihr seid ein besonderer Haufen!

So, alle drin, Gitter zu, damit die armen Geschäftsluete in der Weinstraße wenigstens ein bissl ein Geschäft an diesem sicher recht flauen Donnerstag machen konnten. DAS sind Interessen, die ich verstehe. Kunststück, wenn man als Geschäftsmann auf jeden Euro angewiesen ist und keiner in den Laden kommt, weil die Bw Gitter vor die Bude stellt. Auf jedenFall ein dickes Argument gegen Gelöbnisse an Plätzen wie diesem. Wir haben jedenfalls versucht den Damen und Herren so gut es eben ging entgegenzukommen.

Tja und dann nahm das Schicksal seinen Lauf würde ich sagen. Lautsprecher vom Rathaus, Richtung Rekruten ausgerichtet, Zuschauer aber Frontal mit dem Rathaus im Rücken vor der Formation. Nett anzusehen, aber von Anfang an, außer vielleicht auf der Ehrentribüne kein Wort der Reden verständlich. Das Recht der freien Meinungsäußerung wurde von der Gegenseite fleißig und lautstark in Gebrauch genommen. Vom ersten Wort an. Leute, meine Meinung dazu: Transparente OK. Diskussion, sachlich OK. Aber! Auch der Veranstalter, hier die Bw hat ein Recht darauf, seine Meinung zu äußern und seine Veranstaltung durchzuführen. Ihr würde das auch erwarten bei einer Veranstaltung Eurer Seite. Trillerpfeiefen und Buh-Rufe in einer Lautstärke, dass kein Wort der Gelöbnisformel oder der Reden verständlich war – no go! Meiner Meinung nach auch zu später Einsatz der zahlenmäßig stark vertretenen Polizei. Das hatten wir in Nürnberg besser geregelt, indem die Bw im Inneren das Hausrecht inne hatte und dieses auch nutzte. Frühere Platzverweise der ewig  Gestrigen wären hier angebracht gewesen. Sonst muss ich sagen, nette Ideen: Luftballons mit Peace Flagge stiegen über dem Marienplatz auf. Die üblichen „Gelöbnix-Flyer“. (Wie geht das eigentlich, dass man einzelne Stücke Papier so weit werfen kann, ohne dass diese einfach zu Boden flattern? Den Trick könnte ich auch gerne!!)

Die Rodinger hatten noch ein wenig Arbeit, da der ein oder Andere den Begriff „Absperrung“ so nicht ganz verstehen konnte und der Meinung war, auch er könne jetzt unter lautem Rufen über den Platz laufen.

Bilder dazu hier:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/973/482429/bilder/?img=8.0 (Bild 8 und folgende)

http://www.merkur-online.de/nachrichten/muenchen/rekruten-geloebnis-muenchner-marienplatz-fotostrecke-meta-425742.html (ab Bild 5)

Leute, wie gesagt: auch wir haben ein recht darauf, unsere Veranstaltung durchzuziehen. Na ja, die Störung hielt sich in Grenzen und die Jungs waren froh, wenigstens ein bisschen was zu tun zu haben. Ein paar neidische Blicke habe ich schon gesehen in den eigenen Reihen, als die USK´s seitlich des Kaufhofes dann gegen Ende doch zugegriffen haben. Ich glaube der ein oder andere wäre gerne in der anderen Uniform gestanden. – Verständlich.

Was mir einfach schwer fällt zu verstehen ist, wie renomierte Parteien, die hinter den Staatsorganen, also auch der Bw stehen sollten hier öffentlich protestieren können (Geht besonders an die Adresse der „Grünen Jugend“, von „Die Linke“ ist man es ja gewohnt). Leute wir vertreten EUCH und EUER Primat weltweit! Ein wenig Unterstützung im eigenen Land wäre schön. Ebensowenig leuchtet mir ein, wie VERDI es wagen kann, als Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes eine Veranstaltung der Bw mit Aufrufen zum Protest zu boykottieren. Hallo? Auch wir sind der öffentliche Dienst. Es wäre schön, wenn VERDI sich um die wahren Probleme im öffentlichen Dienst kümmern könnte und das in Griff kriegen würde. Irgendwo läuft hier was falsch.

Alles in allem zog sich die dreiviertel Stunde nicht schlecht. Eskalation, wie schon gehabt, seitens der Demonstranten dann bei der Gelöbnisformel. „Eh kloar!“ Wie der Österreicher sagen würde. Hmmm aber dann „Buh!“-Rufe bei der bayerischen und deutschen Nationalhymne? Leute! Es ist auch Euer Land! Wie kann man die eigenen Hymne ausbuhen? Geht´s noch?! Wem´s hier so schlecht gefällt, der möge bitte gehen. Wir sind ein freies Land, keiner ist gezwungen unsere Sozialleistungen zu beziehen und erst recht nicht, hier zu wohnen. Aber bitte!!! Keine Buh Rufe während der eigenen Hymne! Absolutes No-Go. Das hat nichts mit einer Veranstaltung zu tun, gegen die man negativ eingestellt ist, das hat was zu tun mit diesem bösen Wort NATIONALSTOLZ! Und vorsicht, liebe Kritiker: NATIONALSTOLZ buchstabiert man anders als Nationalsozialist oder gar Nazi! Da hat das eine nichts aber auch gar nichts mit dem anderen zu tun. Ich bin sicher kein Nazi und doch sehr stolz auf meine Nation! Und das sollten wir Deutsche alle sein. Da gehört es sich einfach nicht, die eigenen Hymne auszubuhen!

Einfach mal drüber nachdenken, was Ihr da gemacht habt. (Leider muss ich davon ausgehen, dass es mal wieder die Falschen lesen hier, aber auch Ihr könnt darüber nachdenken, mit was für Menschen es wir da zu tun hatten)

So, nachdem sich also ein General ein Denkmal in München setzen durfte, war es für uns wieder Zeit abzumarschieren. Ich spare es mir, hier aufzuzählen, was diese Aktion im Ansatz gekostet haben mag. Ich finde es richtig, dass die Bw mit ihren Gelöbnissen in die Öffentlichkeit geht, es bleibt aber diskussionswürdig, ob hier die Nachteile den Vorteilen nicht überlegen haben. Wir hatten das letztes Jahr in Nürnberg. Trotz allem, ich denke es gab genug Menschen, die unser Auftreten in der Öffentlichkeit zu würdigen wussten, auf jedenfall sind damit Schlagzeilen entstanden, der ein oder andere, der bisher kein Interessen in dieser Richtung hatte, denkt vielleicht ein wenig mehr darüber nach, was unsere Kameraden im Ausland leisten, warum wir das tun und ob nicht auch wir das Recht haben, stolz auf unsere Leistung zu sein. Nein noch besser: ÖFFENTLICH Stolz auf unsere Leistung zu sein. Auch wenn sich hier Einzelne profilieren wollten, den Effekt in die Öffentlichkeit zu kommen haben wir erreicht.

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