CptHell´s Seitenblicke

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Seitenblick auf meine Ausgleichsgebührnisse – Vom Bund zur Polizei in die Geldsorgen

Mo ,17/12/2012

Eine Geschichte über eigene Dummheit, Blauäugigkeit, aber auch darüber, was der Dienstherr mit seinen ausgemusterten Soldaten so betreibt, nachdem sie nicht mehr nützlich sind. Vielleicht als Information für die, die es auch vor haben:

2009 war es bei mir so weit. Nach über 14 Dienstjahren als Offizier musste ich der Bundeswehr den Rücken kehren. Warum und wieso ist eine eigene Geschichte. Die Kurzform: Ich wollte sicher nicht gehen. Der Offizierberuf war meine Berufung und ich habe mich in meiner Position als Kompaniechef einer Feldjägerkompanie wirklich wohl gefühlt. Leider war die Planstellenlage in meinem Offizierjahrgang eher bescheiden, so dass mein Vertrag als SaZ (Soldat auf Zeit) nun doch auslief. Notgedrungen machte ich mich also auf die Suche nach einer neuen dienstlichen Heimat. Die bayerische Polizei sollte es, nicht zuletzt auf Grund der Wohnortvorlieben und der beruflichen Nähe zur ehemaligen Ausbildung als Militärpolizist werden. Nach 14 Dienstjahren stehen einem ausscheidenden Soldaten diverse Erleichterungen zu, um sich wieder in das zivile Berufsleben einzugliedern. Die Information über diese große Anzahl von Möglichkeiten erledigt bei der Bundeswehr der Berufsförderungsdienst (BfD). Ich ließ mich also auch bei der zuständigen Stelle beraten und nahm einige Kursangebote, z.B. zur Vorbereitung auf den Test des Landespersonalausschusses Bayern teil. Blieb nun noch die Frage nach dem Übergangsmodell.  Hier entscheidet pure Mathematik beim Übergang vom Staatsdienst zum Staatsdienst. Ausschlaggebend für die Berechnung ist die Besoldungsgruppe zum Zeitpunkt des Ausscheidens. In meiner Besoldungsgruppe A11 rechnete sich gerade so das Modell „E-Schein“. Hier verringert sich die Abfindung stark, man bekommt fast keine weiteren, finanziellen Beihilfen, jedoch wird das zukünftige Gehalt als Beamten-Anwärter, in meinem Fall als angehender Polizist, auf die ursprünglichen Bruttobeträge der ehemaligen Besoldungsstufe über maximal zehn Jahre ausgeglichen. So sagte man mir beim BfD. O-Ton: „Machen Sie sich da keine Sorgen, Herr X. Ihr finanzieller Status Quo ist für die nächsten zehn Jahre gesichert.“ – Feine Geschichte, habe ich mir gedacht. Zwar die nächsten zehn Jahre keine wirkliche Gehaltserhöhung, aber Polizist wollte ich werden und in spätestens zehn Jahren bin ich ohnehin wieder in A11, da stehst Du wenigstens in der Ausbildung gut da. Habe ich ja mein Leben in den vergangenen 14,5 Jahren an mein Gehalt als Hauptmann angepasst. Altersvorsorge, Auto, Wohnung, Lebensstil, Familie… war alles schön gewöhnlich, nicht übertrieben, aber mit dem Gehalt bequem zu händeln. Auf Nachfrage wurde mir dies auch alles so bestätigt. Ich soll mir keine Sorgen machen. Also Befehle empfangen konnte ich ja, habe ich mir eben keine Sorgen gemacht.

Der erste Schock, nach dem Trauma der Auskleidung und den ganzen Verabschiedungen aus der mir wirklich an´s Herz gewachsenen Umgebung war die erste Lohnabrechnung. Ein Gehalt von der Polizei. Als Anwärter ein lächerlicher dreistelliger Betrag. Nichts womit man mit damals 34 Jahren leben kann. Dann die lang ersehnte Ausgleichszahlung vom Bund und das Gesicht fiel mir in den Keller. Alles in Allem knapp 600,- weniger. Auf Nachfrage: Tja, hat man Ihnen das nicht gesagt? Diverse Zulagen, wie Außendienstzulage, Trennungsgeld, Feldjägerzulage, DzuZ, DA, usw fallen natürlich weg und / oder sind nicht anrechenbar. Neu Trennungsgeldberechtigt war ich nicht, bzw. war ich wieder zum Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft verpflichtet. So als Anfänger. All die anderen Zulagen – weg! Autsch! Das tat weh, war zwar noch zu verkraften, aber man hätte sich dennoch gerne in seiner Lebensplanung darauf vorbereitet. Beratung im Vorfeld = 0!

Es folgte Schock Nummer 2: Eines der beiden Gehälter muss in Klasse VI versteuert werden. Was das bedeutet brauche ich keine erzählen. Noch war das ja halb so wild, da der Betrag der Polizei relativ gering war. Schlimmer wurde das dann im Folgejahr nach der ersten Beförderung bei der Polizei, nach der ich ziemlich genau fifty / Fifty bezahlt wurde. Nun waren also meine ehemals zu 100 % in Klasse I versteuerten Bruttobezüge plötzlich fast zur Hälfte in Klasse VI versteuert. Ein weiterer herber Verlust. Dieser konnte zwar zum Teil mit dem Jahreslohnsteuerausgleich wieder herein geholt werden, aber das Geld fehlt erst einmal, bis die Steuer irgendwann im Folgejahr eintrudelt.

Der krasse Schock Nummer 3 folgte auf den Fuße: Als braver (Ex-)Soldat meldete ich natürlich meine Beförderung unmittelbar an die zust. Besoldungsdienststelle, die WBV Süd, mit der Bitte, doch nun meine Ausgleichsbezüge entsprechend anzugleichen. Man versprach mir, sich darum zu kümmern Der Folgemonat: Geldschwemme! Beide Gehälter voll auf dem Konto. Also das neue Polizeigehalt und die alten Ausgleichsbezüge zum Anwärtergehalt. Nice! Dachte ich mir, so schnell haben die wohl nicht geschalten und rief erneut in der WBV an. Antwort war, dass man das nicht mehr einpflegen konnte und auf die Lohnabrechnung des Landesamtes der Finanzen Bayern warten würde um den korrekten Betrag auszurechnen. Ich solle damit rechnen, die überzahlten Beträge zurück zu zahlen. War ja klar. Hier mein erster grober Fehler: All diese Gespräch verliefen telefonisch. Kein Einschreiben. Dafür könnte ich mich im Nachhinein ohrfeigen. Zweiter Fehler: Ich habe mein Konto befragt und errechnet, dass ich nun um ca. 700,- EUR zu viel drauf hatte. Dann habe ich den falschen Schluss gezogen und ab sofort ca. 700,- EUR im Monat für die erwartete Rückzahlung zurückgelegt. Logisch habe ich mir gedacht, du hast 700,- zu viel drauf, solltest aber immer denselben Betrag raus bekommen, also bin ich 700,- EUR überzahlt. Nicht so die rechnerische Logik. Nach sage und schreibe neun (!) Monaten der Überzahlung bekam ich endlich eine endgültige Abrechnung. Ich sollte nun aber nicht die von mir errechneten 6300,- EUR zurück zahlen sondern plötzlich gute 8000,- Euro! Blutsturz! Die müssen sich vertan haben. Weit gefehlt! Bei der Nachberechnung ist nun aufgefallen, dass ich beim Land ein Weihnachtsgeld (Sonderzahlung) bekomme, die ich beim Bund nicht bekam => anrechenbar (?????), außerdem bekomme ich beim Land nun auch diverse Zuschläge als Beamter auf Probe, die ich als Anwärter nicht hatte und die seinen nun rückwirkend alle anrechenbar. Diese Logik erschloss sich mir bis heute nicht. Warum steht mir eine Sonderzahlung, wie z.B. Schichtdienstzulage, oder Polizeidienstzulage nicht zu? Ich leiste Schichtdienst und Polizeidienst, arbeite also auch anders, als früher beim Bund und soll den entsprechenden finanziellen Ausgleich dafür auf mein altes Gehalt aufgerechnet bekommen, also den Schichtdienst oder die Gefahr des Polizeidienstes für den Bundeshaushalt leisten? Das mit dem Weihnachtsgeld tut zwar weh, kann ich aber wenigstens im Grunde nachvollziehen. Es ist eben en zusätzlicher Baustein im Jahresbrutto.

Ich beantrage Ratenzahlung, da ich gerade keine 8000,- im Geldbeutel hatte. Dazu muss man bei der WBV einen kompletten finanziellen Striptease hinlegen. Also alles angeben, was belastet und entlastet. Meine Verhandlungsbasis war eine monatliche Rate von 250,-. Ich hoffte mich auf eine Rate von 300-400 Euro einigen zu können. Weit gefehlt. Es wurde eine Rate von knapp 800,- EUR festgelegt. Diese Festlegung war kein Verwaltungsakt, also keine Möglichkeit des Einspruches gegeben. Ich konnte also nur gegen den Gesamtbescheid Einspruch einlegen, allerdings ohne aufschiebende Wirkung, was aber sinnlos war, da die Berechnungen ja nicht falsch waren. So hatte ich also die nächsten zehn Monate rund 800,- EUR weniger im Monat. Von jetzt auf Gleich. Interessanter Ansatz, wenn man keine Miete, Unterhalt, Lebenserhaltungskosten, Autokredit, Altersvorsorge und andere Fixkosten hat. Mein Glück war, dass mich meine Mutter unterstützen konnte, bzw. auch die Bank bereit gewesen wäre mit einem Kurzkredit auszuhelfen. Ich musste mir also Geld leihen, hätte bei der Bank Zinsen zahlen müssen um meine Überzahlungen zurück zu zahlen. Ich betone ausdrücklich: Ich war bereit, das Geld zurück zu zahlen, aber in sozialverträglicher Rate. Nun ja, auch das habe ich irgendwie geschafft, unter Anderem durch Stilllegung meiner Altersvorsorge. Macht ja nix, weil alt werde ich ohnehin nicht. Und Fakt war damals wie heute, es gibt Verpflichtungen die gehen vor. Der Kindesunterhalt zum Beispiel. Aber sicher nicht Forderungen der Bundeswehr, die diese selber verbummelt hat.

Wie gesagt, die zehn Monate gingen irgendwie rum. Sie haben ein tiefes Loch in meinen Dispo gerissen und Urlaub oder andere Dinge sind halt ausgefallen. Nun war ich Mitte des Jahres froh, das hinter mir zu haben und eben dabei, meinen armen Dispo wieder auszugleichen. Auf gutem Weg. Dann kam ja auch noch das Weihnachtsgeld. Ichbetone mir war ja nun bekannt, dass ich vom Land Weihnachtssonderzahlungen bekomme und diese auch monatlich in die Ausgleichsgebührnisse einberechnet waren. Hab mich also auf mein 13. Gefreut. Ist ja auch Weihnachten.

Gestern Schock Nummer 4: Dicker Brief von meinen Freunden bei der WBV. Jahresabrechnung. Man habe sich zum 04.12.12 eine Bescheinigung der geleisteten Zahlungen vom Landesamt für Finanzen schicken lassen. Es folgen 8 Seiten Berechnungen, die ich trotz Abitur und einem abgeschlossenen Studium mit Nebenfach Stochastik und Statistik, sowie einem aktuell laufendem Studium zum Verwaltungsfachwirt nicht verstehe. Voller Abkürzungen, ohne Abkürzungsverzeichnis, voller Zahlen, die ich so größtenteils auf meinen Lohnabrechnungen nicht finde. Beispiel: Es wird wieder die Polizeizulage als Sonderzahlung angerechnet. Auch wenn ich es noch immer nicht korrekt finde, da ich den Gefahren des Polizeidienstes ja ausgesetzt bin, aber na ja… Themawechsel. Aber komischerweise nicht der Betrag, der auf meinen Lohnabrechnungen steht. Dann Gehaltserhöhungen im Polizeigehalt, die ich ebenfalls auf meiner Lohnabrechnung nicht finde. Wir haben dieses Jahr keine Gehaltserhöhung bekommen! Eine geringe Gehaltserhöhung auf Seite der Bundeswehr, die sich auch auswirkt und dann der Hammer: Der regelmäßige Anstieg der Dienstaltersstufe: Erstens zum Juli. Ich habe aber Geburtstag im Oktober. ??????? Außerdem wieder so ein Punkt. Wenn das Dienstalter bei der Polizei steigt, muss es auch beim Bund steigen. Statt ist in dem Fall Staat. Also müsste sich das auch auf mein Endbrutto auswirken, darf es aber nicht. Ende vom Lied wieder 1700,- EUR Rückforderung. Ich werde wahnsinnig. Gleich verbunden mit Vorschlag zur Ratenzahlung. Nett. Diesmal nur 470,- EUR Raten. Na dann… geht ja. Knapp 500,- EUR weniger tut ja nicht weh. Unterschied zum letzten mal: Diesmal keine Gehaltserhöhung, die ich nicht per Einschreiben geschickt habe sondern das ganze Jahr über die Standardbeträge überwiesen bekommen. Alles Summen, die seit ewigen Zeiten gleich sind, also auch bekannt und vorberechenbar. Wieder soll ich sofort zahlen. Mein Ansatz jetzt: § 818 III BGB unter Ausschluss § 819 BGB. Bin ja mal gespannt ob ich das begründet bekomme. Diesmal will ich nicht mehr zurückzahlen. Ich sehe nicht ein, jedes Jahr zu bluten, weil die Damen und Herren der Besoldungsdienststelle die korrekten Beträge nicht auf den Kreis bekommen, das System aber auch dermaßen undurchsichtig ist, dass man es selber nicht kontrollieren kann, da man ja nur Abrechnungen mit den Endbeträgen bekommt. Wie diese Beträge zustande kommen kann man dann das ganze Jahr über erraten und zum Jahresende vielleicht au der mit Zahlungsaufforderung verbundenen Abrechnung sehen.

Es ist nicht so, dass ich mich unrechtmäßig bereichern will. Ich war, wie es in der Gesetzessprache so schön heißt jederzeit gutgläubig. Der Umstand der Überzahlung war für mich nicht erkennbar. Das Geld ist ausgegeben, da ich es als mein festes Monatsendgeld eben in meine Lebensführung einberechnet hatte. Ich finde diese Art und Weise des Umganges mit verdienten Soldaten unseres Staates ungebührlich.

Der Hammer heute als ich mich über die genaue Zusammensetzung der Berechnung erkundigen wollte. Zu allererst ist es ja beinahe unmöglich in dieser WBV irgendwem an ein Telefon zu bekommen. Nach mehreren Versuchen ist es mir schließlich gelungen. Die Dame – meine Bearbeiterin – gereizt, unfreundlich und nicht wirklich auskunftsfreudig. Dabei bin ich zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgegangen, dass ich einfach zu doof bin, die Berechnung zu verstehen und wollte einfach FREUNDLICH Information erfragen. Hinzu kam, dass die Dame wohl ihre Zähne beim sprechen nur minimal bewegen wollte oder konnte, ergo ich jeden Satz zweimal nachfragen musste. Information kam ohnehin kaum rüber. Es fiel mehrfach das Wort Sonderzahlung, also Weihnachtsgeld. Das ist aber ohnehin bereits mitverrechnet und es war ebenfalls spätestens seit der letzten Nachberechnung bekannt, dass ich es beziehen darf. Warum muss das also nachberechnet werden und kann nicht direkt mit einberechnet sein? Unlogisch. Auch dass es sich in der Aufstellung um Kleinbeträge pro Monat handelt, die sich einfach summieren. Das schaut eher nicht nach Weihnachtssonderzahlung aus. Sie schloss das Gespräch dann lapidar, indem sie mir mitteilte, dass sie ohnehin nur die Berechnung mache und wenn ich weitere Information haben wolle, ich den BfD bemühen müsse, da die ja die Ausgleichsgebührnisse anordnen und deshalb auch die Regelungen kennen. Alles klar! Also habe ich dort angerufen. Natürlich auch erst nach einer knappen Stunde Wählversuche bin ich dann auch durch gekommen. Diesmal eine sehr freundliche Mitarbeiterin. Routiniert im Umgang mit Kunden am Telefon. Leider konnte sie mir auch nicht weiterhelfen, da sie, die sie ja in der Beratungsstelle für ehemalige Soldaten sitzt und den ganzen Kram verkauft, sich mit sowas nicht en Detail auskennt. Sie kennt zwar die Grundlagen, aber nicht die genauen Bestimmungen. Wenn ich da mehr wissen will, solle ich bitte bei der Besoldungsdienststelle, also der WBV Süd anrufen, da die ja das ganze berechnen müssen und sich folglich auskennen. Ich raste echt aus! Das Haus das Verrückte macht ist da ein Scheiß dagegen. Hier wird man nicht nur von links nach rechts geschickt, hier bekommt man nicht einmal das blaue Formular C4 gegen das grüne Formular G8 im Tausch gegen drei rote Formulare Z6. Hier bekommt man mal einfach gar nichts.
Und nun? Ich weiß es nicht. Ich selber bin zu doof für diese Berechnung, ich finde weder im Netz, noch im Reallife etwas. §818 III BGB begründen oder nicht? Lohnt sich die Mühe? Ich habe eigentlich dank Lernstress gar keine Zeit dafür, aber 1700,- EUR wäre es wert. Wie kann ich verhindern, dass sowas das nächste Jahr wieder passiert? Wie ein Kollege jede Lohnabrechnung per Einschreiben an die WBV senden? Das kann es doch nicht sein? Wer Interessiert sich hierfür und noch andere Geschichten, die eigentlich auf keine Kuhhaut gehen? Keine Abrechnung mit alten Arbeitgebern, aber ich muss schon gestehen, dass sich mein Gerechtigkeitssinn extrem angegriffen fühlt. Eingabe an den Wehrbeauftragten.. mein Vertrauen in diese Institution ist nach meiner letzten und bisher einzigen Eingabe auch stark gesunken.

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Seitenblick zum Stern Heft Nr. 52 – Zwischenruf aus Berlin

So ,20/12/2009

Danke Herr Jörges für diese wahren Worte.
Selten ein Journalist – leider zunehmend auch im Sten, wie die vorhergehenden Seiten zeigen – der die Hintergründe und die Bedeutung der aktuellen Presse für uns Soldaten, die wir derzeit in Kunduz sitzen beleuchtet. Ich kann aus Sicht eines Kompaniechefs nur unterstreichen: Ganz rein, oder ganz raus! Die breite Schere, welche das Primat der Politik derzeit prägt ermutigt unsere Gegner, da sie wissen, dass unsere politische FÜhrung nicht geschlossen hinter uns steht und unseren Auftrag schwammig macht. Als militärische Führer nicht sicher zu sein, wo die rechte und linke Grenze ist macht das Leben im Einsatzland nicht einfacher.

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Seitenblicke auf Einheiten – Führungsblicke

Di ,25/08/2009

Es ist zwar schon spät, aber ich muss nun doch nochmal was loswerden.

Gerade ziehe ich mir alte Folgen von „The Unit“ rein. Nein, ich verschlinge sie förmlich. Eigentlich ja viel Quatsch dabei. Geheimeinheitsromantik… Aber der Hintergrund ist interessant. Männer, die für ihr „Unit“ alles tun. Familien, die dahinter stehen. Frauen, die dahinter stehen. Ist das auch Romantik?

Ich habe meine Unit gefunden. OMLT. Aber es war nicht das Gleiche. Wir wurden nach dem Einsatz wieder getrennt. Familien nicht einbezogen. Es war kurzlebig. Es war real. Keine Serienromantik. Eigentlich gar keine Romantik, sondern harte Einsatzrealität. Wer weiß, vielleicht wird das Buch dazu noch fertig. Sicher bin ich mir da nicht mehr. Es gibt schon genug darüber auf dem Markt und vielleicht bin ich kein guter Autor. Auf jeden Fall ein langsamer.

Aber ich schweife ab. Ich wollte schreiben, wie es ist eine Unit zu haben. Was ist eine Unit = Einheit? Alles ist einheitlich? Denke, Fühlen, Handeln? Nein, das sicher nicht. Eine funktionierende Einheit machen genau die unterschiedlichen Individuen aus. Deren Zusammenspiel. Und der gute Führer, der diesen Faden aufnehmen muss und daraus ein großes Flickwerk weben sollte, das dann auch noch funktionieren und am besten auch noch gut aussehen soll. Haltbar muss es auch sein und Widerstandsfähig. Und natürlich effizient. Das war das Geheimnis des Führens. Die Erfahrung, die daraus gewonnen habe. Diese Fernseh-Phantasiegeschichten erinnern mich daran. Es ist eben überzeichnetes TV-Gesülze, aber gerade das macht es ja zu dem, was es ist und betont das, was ich meine.

Jetzt frag ich mich aber, was macht eine „Unit“ dann aus? Wer kann sie bilden, wie kann man sie künstlich bilden oder wenigstens deren Entstehung unterstützen und wann ist es unmöglich eine zu formen? Wäre doch interessant und man könnte vieles effektiver machen.
Beispiel Frauen und Männer: (mal wieder)

Ich komme heim, hatte viel Stress und will eigentlich meine Ruhe. Treffe meinen besten Freund vor der Türe. Wir unterhalten uns (Frauen würden es Ratschen nennen, ich sage, wir unterhalten uns). Na gut, zum Abschalten geht mal ein Weizen runter. Der nächste Nachbar, auch kein übler kommt dazu. Zweites Weizen. (Keine Angst, wir sind keine Alkoholiker und das geht auch nicht immer so) Man redet weiter. Über dies und das und immer mal wieder Wichtiges mit Lustigem vermischt. So kommt man zu mehreren Ergebnissen … und Entspannung. Ein netter Abend, irgendwann zerstreut man sich.

Beim einen Kumpel wohnt noch seine Frau. Die unterhält sich nebenbei mit einer anderen Frau, auch Nachbarin. Es werden Probleme gewälzt. Das „Probleme“ habe ich jetzt der Fairness halber nicht in Anführungszeichen gesetzt. Es fließt die erste und die zweite Prosecco-Flasche. Dazu ne halbe Flasche Aperol. Am Ende zerstreut man sich noch später, ohne Ergebnis, mit gemeinsam verheulten Augen, einem riesen Grant im Hals und am nächsten Tag ner bösen Katze im Schädel.

–> Der Unterschied zwischen effektiver Unit und ineffektiver Unit im Alltag, oder?

Bleibt also die Frage, wie nutzen, wie beeinflussen und wie steuern, oder einfach mal nichts steuern und hoffen, dass man auf mehr effektive Units stößt, als auf ineffektive und „Good old Murphy“ dazu sein Gesetz schreiben lassen. Ungutes Gefühl. Fremdbestimmt. Keine Führerweisheit. Lieber die Erfahrung mitnehmen und mehr in die Hand nehmen.

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Seitenblicke zum Feierlichen Gelöbnis in München 30.07.2009

Sa ,01/08/2009

Man muss vorausschicken, dass eigentlich alles gut geklappt hat. Der Einsatz war erfolgreich, das Ding hat stattgefunden und es wurde keiner verletzt. Eigentlich das wichtigste. Aber gehören Verletzungen des Nervenkostüms auch zur Kategorie „Verletzt“? Wenn ja, dann war das Ding doch nicht ganz so erfolgreich.

Aber von vorne: Schon vor vielen Wochen kam die erste Info rein, dass in München irgendwo ein Gelöbnis stattfinden solle. Cheffe und ich habe daraufhin erstmal vorsorglich Urlaubssperre angeordnet, weil der unterstellte Bereich nix schneller mitbekommt, als Gerüchte. Wir haben ja schon Erfahrung mit dieser Art Veranstaltung nach dem Riesenspektakel letztes Jahr in Nürnberg. Das lief eigentlich auch recht gut und in unserem Sinne. Mit der Stadt Nürnberg kann man sehr gut arbeiten. Konstruktiv arbeiten und an einem Strang ziehen. War zwar auch anstrengend damals, vor allem nachdem sich kurz vor Schluss dann die höheren Ebenen nun doch noch eingemischt haben und auch mitkamellen wollten, obwohl schon alles gegessen war, aber eben durch uns geführt und stringent geführt. Somit für alle Beteiligten ein Erfolg. Mit München sollte es anders werden.

Erst einmal ist gar nichts passiert. Bis auf die hochoffizielle Bataillonsweite Urlaubssperre für die ganze Woche. – Nicht kleckern – klotzen! Na ja wie sollten sie auch anders, ohne Planung. Wobei man ja sagenmuss, dass sie nur bedingt schuldig zu sprechen sind, wenn Sicherheitskonferenzen erst unmittelbar vor Veranstaltungsbeginn einberufen werden. Na ja drei Tage vorher reicht ja dann auchbei nem 200 Mann Einsatz…

So kam es wie es kommen musste. Befehl für den Einsatz eine Woche vorher erstellt, völlig aus dem Blauen heraus. Warum auch nicht, man hat ja auch die Erfahrung und kann sich ausmalen, was da alles passieren kann, oder? Nur muss man sich eben auch darauf einstellen, dass Änderungen dann eben auch einen Tag vor dem Einsatz kommen können. Blöd, wenn eben der eine ABschnittsleiter nicht weiß, was der Nachbar so befiehlt. Kann er ja auch nicht, wenn einer aus Badenwürtenberg kommt und einer aus Nordbayern. Hatten wir in Nürnberg besser geregelt, indem die Abschnittsleiter aus einer Einheit waren und nur die Unterstützungskräfte unterstellt bekommen haben.

Nun gut, Bus angefordert, losmarschiert, ein wenig über den Phantasieanzug, der durch den großen Fürsten befohlen wurde gewundert und geärgert und dann waren wir auch schon in München, im Zentrum des Wahnsinns.

Ein Wort zum leidigen Thema Anzug: Ihr könnt Euch das vielleicht nicht vorstellen und es klingt auch so lächerlich, wie es ist, aber sogar in dem Bereich handelt es sich rein um Machtspielchen der vorgesetzten Ebenen. Feldjäger unterstehen außer in direkter Linie niemanden, außer der eigenen Truppe, was diversen Vorgesetzten sauber stinkt und natürlich zur Folge hat, dass man sich in absolut kindisches Kleinkariertentum verrennen muss. So können viele einfach nicht verstehen, dass wir unsere Einsatzgrundsätze festlegen und damit auch die notwendige Ausrüstung und sonst keiner. Das führt dann immerwieder zu Diskussion und bösen Überraschungen, wenn dann irgendwo in der eigenen Befehlskette einer einknickt. So auch hier passiert. Bestimmt gab es politisch und befehlstaktische Gründe dafür, dass Polizei und andere Unterstützung im leichten Turtleanzug auftraten und wir im leichten Diensthemd, ohne Schutz von Armen und Rest durch sinnvolle Materialien. Nur gut, dass wir die Rechtsgrundlage zum Eingriff durch die Stadt München entzogen bekommen haben und  quasi ohnehin nur als Statisten rumstanden. Wozu auch mehr. Lieber ein paar Hundertschaften aus Thüringen für zig-tausend Euronen rankarren, als die Kräfte nutzen, die vor Ort sind und mittels Hausrecht auch hätten eingesetzt werden können. Nicht so in der Insel der Glückseeligkeit, auch PP München und KVR München genannt. Na ja Geld regiert halt doch nicht die Welt, wenn genug da ist…

So kam es, dass knapp 300 Mann im hübschen, blauen Hemd da standen, neben 1500 Mann im zweckmäßiger Montur. Staat vs. Land. Veranstalter vs. Hausrechtsinhaber. Weitere Diskussion spare ich mir, um nicht polemisch zu werden.

Nächste Herausforderung: Anfahrt an den Veranstaltungsort. „Ortskundige Lotsung“ durch Münchner Feldjäger der fünf Busse im Konvoi. Über die Fahrstrecke zu streiten müsig. Alle Wege führen nach Rom. Aber auf jedenfall streitbar: Nichtnutzung von Kolonnenrechten. Wozu sitzt so ein blauer Bubble auf dem Dach, wenn man ihn nicht einschaltet. Einfach den geschlossenen Konvoi markiert, wären wir sicher als kleineres Verkehrshindernis durch den Stadtverkehr gekommen, als so, indem wir nach jedem Abbiegen und jeder Ampel wieder in Schrittgeschwindigkeit die Straßen blockiert hätten um die Fahrzeuge zusammen zu bekommen. Ingolstädter Straße Marienplatz in über 60 Minuten – Minusrekord.

Vor Ort dann aufgebaute Gitter vorgefunden, genervte Münchner (zu Recht) und totales Whooling. Unglaublich wie viele Menschen an einer Veranstaltung rumspringen, die angeblich was zu sagen haben. Gitter einen Meter nach links, Gitter einen Meter nach rechts. Kein Einsehen in Einsatztaktik, Hauptsache auch mal was gesagt. Na ja, ich will hier niemanden angreifen, würde das aber im Weiteren tun. Letztendlich waren dann doch alle zufrieden, wir weil es in unserem Sinne verlief, er, weil wir es ihm als seine Idee verkauft haben. Die Kunst der Diplomatie. (Ich weiß, dass jetzt mindestens eine meiner Leserinnen in lautes Lachen ausbricht, aber manchmal beherrsche ich sie schon, gell!)

EIn hübsches Bild, der Einmarsch der Rekruten. Junge Leuts, die stolz darauf sind, was sie un, stolze Eltern, die einen Blick auf den Sprössling erhaschen wollen und jedesmal das selbe Problem: zu wenig gute Zuschauerplätze für zu viel Öffentlichkeit und zu viele berechtigte Interessen von Angehörigen. Besonders hervorzuheben unter den Einheiten (nein, ich weiß nicht genau, wer alles zum Gelöbnis kam, wenn es jemanden interessiert, bekomme ich es aber raus) ein kleiner Haufen Luftlander. Drei oder vier Rotten. Man möchte meinen, sie sind untergegangen in den Riesenformationen der Sannis und der Loggis, sowie der OSLW (Offizierschule der Luftwaffe). Stolz sind sie einmarschiert und ebenso stolz haben sie nach dem Gelöbnis mit ihrem Schlachtruf gegen das Gebrüll der Gegendemonstranten angerufen. Respekt Jungs, Ihr seid ein besonderer Haufen!

So, alle drin, Gitter zu, damit die armen Geschäftsluete in der Weinstraße wenigstens ein bissl ein Geschäft an diesem sicher recht flauen Donnerstag machen konnten. DAS sind Interessen, die ich verstehe. Kunststück, wenn man als Geschäftsmann auf jeden Euro angewiesen ist und keiner in den Laden kommt, weil die Bw Gitter vor die Bude stellt. Auf jedenFall ein dickes Argument gegen Gelöbnisse an Plätzen wie diesem. Wir haben jedenfalls versucht den Damen und Herren so gut es eben ging entgegenzukommen.

Tja und dann nahm das Schicksal seinen Lauf würde ich sagen. Lautsprecher vom Rathaus, Richtung Rekruten ausgerichtet, Zuschauer aber Frontal mit dem Rathaus im Rücken vor der Formation. Nett anzusehen, aber von Anfang an, außer vielleicht auf der Ehrentribüne kein Wort der Reden verständlich. Das Recht der freien Meinungsäußerung wurde von der Gegenseite fleißig und lautstark in Gebrauch genommen. Vom ersten Wort an. Leute, meine Meinung dazu: Transparente OK. Diskussion, sachlich OK. Aber! Auch der Veranstalter, hier die Bw hat ein Recht darauf, seine Meinung zu äußern und seine Veranstaltung durchzuführen. Ihr würde das auch erwarten bei einer Veranstaltung Eurer Seite. Trillerpfeiefen und Buh-Rufe in einer Lautstärke, dass kein Wort der Gelöbnisformel oder der Reden verständlich war – no go! Meiner Meinung nach auch zu später Einsatz der zahlenmäßig stark vertretenen Polizei. Das hatten wir in Nürnberg besser geregelt, indem die Bw im Inneren das Hausrecht inne hatte und dieses auch nutzte. Frühere Platzverweise der ewig  Gestrigen wären hier angebracht gewesen. Sonst muss ich sagen, nette Ideen: Luftballons mit Peace Flagge stiegen über dem Marienplatz auf. Die üblichen „Gelöbnix-Flyer“. (Wie geht das eigentlich, dass man einzelne Stücke Papier so weit werfen kann, ohne dass diese einfach zu Boden flattern? Den Trick könnte ich auch gerne!!)

Die Rodinger hatten noch ein wenig Arbeit, da der ein oder Andere den Begriff „Absperrung“ so nicht ganz verstehen konnte und der Meinung war, auch er könne jetzt unter lautem Rufen über den Platz laufen.

Bilder dazu hier:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/973/482429/bilder/?img=8.0 (Bild 8 und folgende)

http://www.merkur-online.de/nachrichten/muenchen/rekruten-geloebnis-muenchner-marienplatz-fotostrecke-meta-425742.html (ab Bild 5)

Leute, wie gesagt: auch wir haben ein recht darauf, unsere Veranstaltung durchzuziehen. Na ja, die Störung hielt sich in Grenzen und die Jungs waren froh, wenigstens ein bisschen was zu tun zu haben. Ein paar neidische Blicke habe ich schon gesehen in den eigenen Reihen, als die USK´s seitlich des Kaufhofes dann gegen Ende doch zugegriffen haben. Ich glaube der ein oder andere wäre gerne in der anderen Uniform gestanden. – Verständlich.

Was mir einfach schwer fällt zu verstehen ist, wie renomierte Parteien, die hinter den Staatsorganen, also auch der Bw stehen sollten hier öffentlich protestieren können (Geht besonders an die Adresse der „Grünen Jugend“, von „Die Linke“ ist man es ja gewohnt). Leute wir vertreten EUCH und EUER Primat weltweit! Ein wenig Unterstützung im eigenen Land wäre schön. Ebensowenig leuchtet mir ein, wie VERDI es wagen kann, als Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes eine Veranstaltung der Bw mit Aufrufen zum Protest zu boykottieren. Hallo? Auch wir sind der öffentliche Dienst. Es wäre schön, wenn VERDI sich um die wahren Probleme im öffentlichen Dienst kümmern könnte und das in Griff kriegen würde. Irgendwo läuft hier was falsch.

Alles in allem zog sich die dreiviertel Stunde nicht schlecht. Eskalation, wie schon gehabt, seitens der Demonstranten dann bei der Gelöbnisformel. „Eh kloar!“ Wie der Österreicher sagen würde. Hmmm aber dann „Buh!“-Rufe bei der bayerischen und deutschen Nationalhymne? Leute! Es ist auch Euer Land! Wie kann man die eigenen Hymne ausbuhen? Geht´s noch?! Wem´s hier so schlecht gefällt, der möge bitte gehen. Wir sind ein freies Land, keiner ist gezwungen unsere Sozialleistungen zu beziehen und erst recht nicht, hier zu wohnen. Aber bitte!!! Keine Buh Rufe während der eigenen Hymne! Absolutes No-Go. Das hat nichts mit einer Veranstaltung zu tun, gegen die man negativ eingestellt ist, das hat was zu tun mit diesem bösen Wort NATIONALSTOLZ! Und vorsicht, liebe Kritiker: NATIONALSTOLZ buchstabiert man anders als Nationalsozialist oder gar Nazi! Da hat das eine nichts aber auch gar nichts mit dem anderen zu tun. Ich bin sicher kein Nazi und doch sehr stolz auf meine Nation! Und das sollten wir Deutsche alle sein. Da gehört es sich einfach nicht, die eigenen Hymne auszubuhen!

Einfach mal drüber nachdenken, was Ihr da gemacht habt. (Leider muss ich davon ausgehen, dass es mal wieder die Falschen lesen hier, aber auch Ihr könnt darüber nachdenken, mit was für Menschen es wir da zu tun hatten)

So, nachdem sich also ein General ein Denkmal in München setzen durfte, war es für uns wieder Zeit abzumarschieren. Ich spare es mir, hier aufzuzählen, was diese Aktion im Ansatz gekostet haben mag. Ich finde es richtig, dass die Bw mit ihren Gelöbnissen in die Öffentlichkeit geht, es bleibt aber diskussionswürdig, ob hier die Nachteile den Vorteilen nicht überlegen haben. Wir hatten das letztes Jahr in Nürnberg. Trotz allem, ich denke es gab genug Menschen, die unser Auftreten in der Öffentlichkeit zu würdigen wussten, auf jedenfall sind damit Schlagzeilen entstanden, der ein oder andere, der bisher kein Interessen in dieser Richtung hatte, denkt vielleicht ein wenig mehr darüber nach, was unsere Kameraden im Ausland leisten, warum wir das tun und ob nicht auch wir das Recht haben, stolz auf unsere Leistung zu sein. Nein noch besser: ÖFFENTLICH Stolz auf unsere Leistung zu sein. Auch wenn sich hier Einzelne profilieren wollten, den Effekt in die Öffentlichkeit zu kommen haben wir erreicht.

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