CptHell´s Seitenblicke

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Seitenblick auf eine Reklamation oder Amazon + Hermes – badass

So ,13/10/2013

Ich habe es wieder getan. Ich habe reklamiert! Verdammter Kunde, was kannst Du auch nie zufrieden sein!

Aber von vorne! Es steht geschrieben, Du sollst für die Gesellschaft da sein und ein Ehrenamt annehmen. Dem habe ich mich nun zweimal verpflichtet. So habe ich mich im letzten Jahr für meine Alpenvereinssektion, der ich seit meiner Kindheit angehöre zum Kassenwart verpflichten lassen. Ich steige damit in die Fußstapfen meines Vaters, der das Amt auch über Jahre bekleidet hat. Allerdings war das damals… damals als es noch keine Computer gab. Ich kann mich erinnern, dass Papa damals ein riiiiiiiiesen großes Kassenbuch hatte. Da hat er alles eingetragen, die Rechnungen in einem Ordner abgelegt und das Ganze einmal im Jahr zusammengerechnet. Heute sieht das anders aus, musste ich feststellen. Eigentlich nach meinem Geschmack. Fast alles läuft bargeldlos. Man zieht sich die Umsätze online, wann immer man Zeit hat, wo immer man gerade ist und überträgt das dann einmal in eine Excel Tabelle, die mein Vorgänger, der in diesen Dingen absolut fitter ist als ich in mühsamer Arbeit erstellt hat. Diese Tabelle ist mit allem verknüpft, was man so braucht und je nach dem ruft man eine neue Tabelle auf und kann ausdrucken und auswerten, was nötig ist. Recht praktisch das Ganze.
Da ist aber noch die Mitgliederverwaltung… ein unmögliches Programm. Dazu Ausweise für Neuaufnahmen, die man nicht, wie ich es aus dem Schützenverein kenne, vom Dachverband bestellt, sondern die man selber drucken muss. Auf Plastikkarten. Das geht logischerweise nicht mit Tintenstrahl, weil das schmiert und ist wasserlöslich. Ergo… man braucht einen Laserdrucker. Hatte mein Vorgänger – ich besitze derartiges nicht. Hab ich nie gebraucht. Kein Problem sagt der Vorstand, wird angeschafft, weil nötig. Super, das Ding soll bei mir stehen und wenn ich das Amt dann irgendwann wieder abgebe, wandert der Drucker weiter. Ich hab mich gefreut.

Hoch motiviert habe ich gesucht, verglichen und gestöbert und bin dann zu einem angeblich recht gutem Gerät gekommen. Amazon war günstig, also, da ich bisher ausschließlich gute Erfahrungen damit gemacht habe dort fix mit meinem „PRIME-Account“ bestellt. Lieferung kostenfrei über Nacht. Sehr sauber… kein rumgegurke mit dem Auto, keine rumgeschleppe mit dem Karton, das Ding kommt frei Haus.
So war es dann auch. Der DHL-Mann hat mich sicher verflucht aber am nächsten Tag stand eine riesen Kiste vor der Tür. Sie hat gerade noch durch die Haustür gepasst und schon stand das Wunderwerk der Technik zum Einrichten auf dem Esstisch. Toll!!!! Ich war stolz, denn ich hatte noch nie nen Laserdrucker. Nen Farblaser schon gleich dreimal nicht. Also alles aufgespielt, Treiber eingerichtet und los ging es. Was raus kam… ein Kohlschwarzes Stück Papier. ???????? Zwanzig Versuche später war ich mit meinem Latein am Ende. Auch Google konnte nicht weiter helfen. Wenn nicht das ganze Gerät waren zumindest die Farbeinheiten defekt.
Am Folgetag Anruf beim Hersteller Samsung… kostenpflichtige Hotline… ich hatte schon wieder nen Hals. Na ja 20 ct. pro Anruf war zu verkraften. Warteschleife war auch nicht zu lange. Nur der Mitarbeiter… wollte nicht verstehen, was schwarzes Blatt bedeutet. Ihm zu erklären, dass ich kein Problem mit dem Farbdruck habe und nicht einfach alles schwarz/weiß gedruckt wird, sondern wirklich die ganze Seite von Kante zu Kante und Ecke zu Ecke schwarz wie die Nacht ist, dazu nach 25 Seiten der Resttonerbehälter fast voll ist hat eine Weile gedauert. Sicher mein Fehler, ich bin ja der dumme User… Wir kamen schließlich zu dem Schluss, dass der unwahrscheinliche Fall eingetreten war. Mein niegelnagelneuer Drucker war kaputt. –> Rücksendung über Amazon:

Dann mal auf in meinen Prime Account… Rücksendung ausgewählt, Rücksendegrund formuliert und schon wurde mir angeboten, eine Paketmarke AUSZUDRUCKEN – ohne, bzw. mit kaputtem Drucker. Nun gut, als .pdf gedruckt und via Stick beim Nachbarn erledigt. Wozu hat man Freunde?! Dazu kam eine zweiseitige Anleitung heraus, wie die Rücksendung stattzufinden habe:
Gerät in den Karton, den ganzen Kleinkram dazu, Marke drauf, alles zu einem Hermes-Paketshop bringen und gut ist, das Ersatzgerät wird dann geliefert. Zum ersten mal stutzig wurde ich beim Namen „Hermes“, hatte ich bisher ja eher ganz schlechte Erfahrung mit dem Götterboten gemacht. Sendungen verschwunden, gar nicht angekommen oder total zerstört nach 8 Wochen vor der Tür im Regen gelegen. Na ja… soll ja nicht mein Problem sein, Amazon wird schon wissen, mit wem es Geschäfte macht und kostenlos soll die Rücksendung ja auch sein.
Also los ging es! Paket geschnürt und in mein Auto gewuchtet. Kofferraum zu… ging nicht. Obwohl Familien-Kombi, für einen Farblaser mit Zubehör und Packung reicht es dann nicht. Kofferaumabdeckung ausgebaut, Sitze umgelegt, Spanngummis an die Heckklappe und los ging es mit perfekter Ladungssicherung, wie man es von einem Polizisten erwartet zum Hermes Paket Shop – im strömenden Regen – nach drei Stunden Schlaf, hatte ich ja auch Nachtschicht zuvor und der Shop nicht ewig geöffnet.
Vor Ort angekommen die Verzurrung gelöst, das Paket in den Shop gewuchtet und dort abgestellt. Erst mal an der Schlange anstehen. Nachdem der Shop auch eine Reinigung ist, erwarteten mich geruchlich interessante 20 Minuten. Dann war ich dran. Als die „Service“-Kraft mich dran nahm kam der erste Laut aus ihrem Mund: „ooh – ooh… das geht nicht!“ Ich Blutdruck nahe 250… „Was geht nicht?!!!“ (Zugegeben etwas ruppig – sorry dafür, aber ich hatte langsam wirklich genug)
Mein Paket wog 26,4 Kg. Man kann aber nur Pakete bis 25 Kg in einem Hermes-Paket-Shop abgeben. Das weiß doch jeder! Wiegt ein Paket mehr, muss man vorher von Zuhause bei der (kostenpflichtigen) Hermes-Kunden-Hotline anrufen und der Paketfahrer kommt zu einem nach Hause und holt das schwere Paket ab. Übrigens der selbe Paketfahrer, der auch die ganzen anderen, leichteren Pakete im Hermes-Paket-Shop abholt. Mein Einwand, dass Amazon ja wusste, was ich bestellt, folglich auch zurück senden möchte und was das wiegt und dass ich mich exakt an die Anleitung von Amazon gehalten habe interessierte die Dame bei Hermes natürlich nicht. Ich forderte eine pragmatische Lösung, da ich das Paket sicher nicht wieder durch den Regen in mein Auto, vom Auto in meine Wohnung schleppe und dort einen Tag Urlaub neheme, um den Götterboten, der einen Tag später dann zwischen 07:00 Uhr und 17:00 Uhr bei mir erscheinen soll abzuwarten. Meine Idee: Ich rufe wie gefordert den Heavy-Service an und bestelle den Schwerlastträger nicht zu mir nach Hause, sondern in den Shop. SO lange kann das Paket dort warten, Platz wäre ja genug. (Die Reinigung reinigt relativ wenig, da sauteuer) Nach einer kurzen einseitigen Diskussion willigte die Dame ein. Sie wollte wohl den aggressiven und unwilligen Service-Bedarfsträger aus ihrem Shop haben und traute sich nicht körperlich gegen mich vorzugehen. Sie war ja nur ca. 25 Kg schwerer als ich. 😉
Nun die Frechheit… ich wollte eine Einlieferungsquittung von ihr haben… Das Gerät ist ja auch knapp 500,- Euro wert. Diese würde ich dann am Folgetag vom Boten bekommen. Ääääääh…. Nein! Ich fahre sicher wegen der Quittung nicht pünktlich im Zeitfenster von fünf Minuten, wenn der Bote da ist von mir daheim zur besagten Reinigung. Erneute Diskussion… um das ganze ab zu kürzen: ich habe meine Quittung bekommen. Mit dem Hinweis, sie werde meine Telefonnummer notieren und sollte der Bote das Paket nicht mitnehmen, würde sie mich anrufen. Ich bedankte mich artig und verließ den Laden, innerlich irre lachend. Ich habe meine Quittung, sie das Paket, Amazon sendet mir Ersatz, ganz bestimmt werde ich wieder kommen, sollte der Bote das Paket nicht abholen – nicht.

Ich war nun zwar sauer, nassgeregnet und durchgeschwitzt, aber zuversichtlich. Einen, spätestens zwei Tage später sollte ich mein Ersatzgerät haben. Ich spielte sogar mit dem Gedanken den armen DHL Fahrer, der nun zwei mal 26,4 kg zu mir in den Garten schleppen muss auf einen Espresso einzuladen, sollte ich zu Hause sein. (Der DHL Bote bei uns ist ne coole Socke muss man dazu sagen)
Die ganze Story ist jetzt eineinhalb Wochen her. Ich checke beinahe stündlich meinen Amazon-Account. Ersatzlieferung veranlasst, Ersatzlieferung in Bearbeitung, Ersatzlieferung noch nicht versandt, … diesen Status habe ich noch nicht überschritten. Da stehe ich nun – ohne Drucker. Wenigstens eine Mail habe ich mittlerweile bekommen. Mein defektes Gerät ist bei Amazon angekommen, bzw. bestätigt unterwegs und die Belastung meiner Kreditkarte für das Ersatzgerät werde nun storniert… Welche Belastung? Ich habe nichts genehmigt… aber egal, ist ja storniert… steht ja da. Ich werde trotzdem meine nächste Abrechnung genauer prüfen. Wer weiß, vielleicht muss ich ja noch einmal in einen Hermes-Paket-Shop, meine Kreditkarte einsenden oder ähnliches. Des Weiteren teilte die nette Mail mit, mein Ersatzgerät sei ja gut angekommen und ich werde nun gebeten, den ganzen „Service“-Vorgang abschließend zu bewerten. WELCHER ABSCHLUSS???? brüllt der Irre in mir. Ruhig bleiben sagt der Engel in mir und greift erneut zum Handy. Diesmal lasse ich mich von Amazon zurückrufen. Das klappt tatsächlich nach ein paar Mausklicks im Account. Die Dame beruhigt mich, die Mail sei automatisch erstellt und sie würde den Versandstatus nun manuell prüfen… nein das Ersatzgerät habe das Haus Amazon noch nicht verlassen. WO der Fehler liegt weiß sie leider nicht, aber sie gibt das weiter… Bezahlt sei ja immerhin alles und da sollte ich dann doch innerhalb der nächsten drei Wochen mein Gerät bekommen…
Ich lege auf, weine leise auf mein iPhone und warte weiter….

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Seitenblick auf einen Verteidigungsminister, oder wie weit kann man weg sein?

Di ,26/02/2013

Ein Verteidigungsminister spricht über Anerkennungsbedürfnis der Soldaten. Klingt ja zu allererst einmal gut. Dringend notwendig. Leider ist der Kontext, in dem diese Meldung veröffentlicht wurde ein anderer. Die deutschen Soldaten seien zu anspruchsvoll. Ist ja logisch, jeder macht seinen Job. Der BMW-Fließbandarbeiter baut BMW (nichts gegen diese Bevölkerungsgruppe, sie dient nur als Beispiel), der Soldat zieht durch die Welt und tötet im Namen der Republik – So sieht es jedenfalls die linksorientierte Presse gerne. Die Soldaten töten, selber werden keine Soldaten getötet. Der BMW´ler kommt von der Schicht nach Hause und macht sich klischeehaft ein Bier auf, um am nächsten Tag wieder an´s Band zu gehen, der Soldat kommt nach ein paar Monaten aus dem Ausland wieder, kittet seine angeschlagene Beziehung, repariert seine Psyche und fährt am Ende des Jahres wieder los. Klischee gegen Klischee. Der BMW´ler freut sich, wenn er seine engen Fließbandquoten erfüllt, der Soldat lebt „für den Auftrag“ – alles weitere ist OpSec.
So einfach ist das aber nicht Herr Minister! Meiner unbedeutenden Meinung nach gibt es da sehr wohl einen dicken Unterschied, so leid es mir für den BMW Mitarbeiter tut. – Wie gesagt, nix für Unugt, der arbeitenden Bevölkerung bei BMW.
Ich möchte mich nicht so weit hinreissen lassen, den Herrn Minister darum zu bitten, sich doch mal in Uniform über den Leipziger Bahnhof zu wagen. Ich kann da aus Erfahrung sprechen. Nach meinen letzten neun Monaten im schönen Afghanistan, wollte ich eigentlich nur heim zu meiner Familie. Ich durfte in Leipzig umsteigen, um den Weiterflug nach Köln zu erlangen. Im öffentlichen Flughafenbereich passierte ich eine Familie. Klassiker: Mann, Frau, Kind. Gut gekleidet, auf dem Weg in oder aus dem Urlaub. Ich denke nicht, dass der Herr Ehemann krank war. Er schaffte es trotzdem mir sein Innerstes zu geben. In Form eines schönen Schleimbatzen, den er tief aus sich herausgeholt hat und vor mir auf den Boden gespuckt hat. Ich war müde, in Uniform, verunisichert wieder unter Menschen zu sein und auf dem Weg nach Hause. Sein Glück. Heute sage ich, auch mein Glück. Bin ich doch damals Staatsbürger in Uniform gewesen. Ist es diese Art Anerkennung nach der wir Soldaten lechzen? Denke ich heute, als Reservist zu eng? Bin ich militant, wenn ich sage, nach neun Monaten Einsatz und nicht nur einem Angriff gegen meinen Leib und mein Leben, möchte ich ein klein wenig mehr Amerika, wenn ich nach Hause in meine Heimat komme. Ein klein wenig „Danke, dass Du für unser Land unterwegs warst, den Arsch hingehalten hast und Dein Leben riskiert hast.“ Es muss mir nicht der Minister selbst gratulieren. Es war mein Job. Es ist der Job jedes Soldaten und jeder Soldat sucht sich das heute so aus. Richtig. Aber jeder Soldat erwartet einen obersten Dienstherren, der hinter ihm steht. Am Hindukush, in Somalia, im ehemaligen Jugoslawien, am Horn von Afrika, überall auf der Welt, wo Deutsche Interessen vertreten werden. Von „meinem“ Minister erwarte ich Anerkennung für meine Leistung und vor allem Vertretung der Bundeswehr nach Innen und Außen.
Bleibt also die Frage, ist Herr De Maiziere wirklich dermaßen weit weg von der Truppe, wie es scheint, oder hat er es sich mit der Presse dermaßen verscherzt, dass hier seine Aussagen bewusst in falsches Licht gerückt werden? Was wollte der Herr Minister sagen? Sollte es tatsächlich heißen, dass der deutsche Soldat mehr Anerkennenung benötigt und bekommen sollte und wurde ihm der ignorant, süffisante Unterton der tiefgreifenden Kritik nur untergeschoben? Von einer links-gesteuerten, sensationslüsternen Presse? Man weiß es nicht, aber wenn ja, warum kommt dann kein Dementi aus dem Verteidigungsministerium? Warum meldet sich der Minister nicht zu Wort? Traut er sich nicht gegen die Presse oder war es wirklich seine Absicht, seine Aussage in diesem Licht stehen zu sehen.
Sollte dies der Fall sein, hier meine Forderung: Herr Minister, ziehen Sie sich bitte Ihre harte Weste an, setzen Sie sich in eine Bw-Maschine, lassen Sie sich von Feldjägern der Bw schützen und fahren Sie nur ein paar Tage durch Balkh, besuchen Sie die schöne Stadt Maymanah oder Pol-eh-Khomri. Der Salangh-Pass soll um diese Jahreszeit besonders schön sein. Auf jeden Fall raus aus dem geschützen Lager in Masar-eh-Sharif. Auch wenn das wieder eigene Kräfte bindet. Sinnlose Besuchsreisen sind ausreichend begleitet worden, auf eine mehr oder weniger kommt es nicht an, also: nutzen Sie die nächste Reise, sich ein Bild von der wirklichen Arbeit, IHRER Soldaten zu machen! Lernen Sie von Ihren Vorgänger (der beste ist leider kürzlich verstorben), verstehen Sie! Fahren Sie wieder nach Hause, entschuldigen Sie sich bei IHRER Truppe und ziehen Sie dann die einzige Konsequenz, die Ihr jüngstes Verhalten erlaubt: Treten Sie schnellst möglich zurück! Ein Verteidigungsminister, der die lebensgefährliche Arbeit SEINER Soldaten nicht zu schätzen weiß, ist lebensgefährlich für die Truppe. Bürokratie gewinnt kein Gefecht und Realitätsferne erst recht nicht. Wie abgehoben kann man sein?!

 

Als kleine Leseempfehlung hier ein Brief des Bundesvorsitzenden des Bundeswehrverband Herrn Oberst Kirsch: Link zum DBwV

 

Hier noch ein Artikel des Stern über die letzten Aktionen unseres Herrn Ministers: Link zum Stern

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Seitenblick auf dhl – Service wie wir ihn aus Deutschland kennen.

Do ,08/11/2012

Es war einmal ein Paket. Es wurde von meinem Freun brav verpackt und extra von seiner Mutter adressiert, da diese die schönere Schrift hatte.

Auf damit in die Packstation. Unglücklicherweise war diese Packstation am Samstag Vormittag schon in Schlafmodus. So hat sich das Paket ebenfalls zur Ruhe begeben. Ein ganzes Wochenende lang und noch viel länger. Montag Abend dann wurde es unsanft geweckt. Die Reise ging endlich los. Tracking hier, Scanning dort, so dass das gestresste Ding dann auch endlich in München / Aschheim im Paketzentrum ankam. Eingangsscann und dann wieder ein wenig Ruhe bis zur Auslieferung am Folgetag.

Ich freute sich schon, hatte das Tracking mir doch gezeigt, dass meine sehnlichst erwartete Ware endlich zugestellt werden sollte. Ausgangsscan – Paket in das Zustellfahrzeug verladen. Natürlich war ich sogar zu Hause. Ich wohne in einer Sackgasse. Zufällig sah ich aus dem Fenster den gelben Wagen einbiegen, quälte mich von der Couch dem netten dhl-er die Tür zu öffnen und sah gerade noch das gelbe Auto wieder um die Ecke flitzen. Vermeintlich mit meinem Paket. Hinweiszettel in meinem Briefkasten – Fehlanzeige. Fünf Minuten später die Bestätigung auf meinem iPad – das Tracking meldete mir „Zustellung abgebrochen“. Nachdem ich an diesem Tag ohnehin auf meine Post musste, ein Einschreiben an mich abzuholen erkundigte ich mich bei der dort arbeitenden Dame, was dieses Gebahren zu bedeuten habe. Diese lachte und meinte lapidar, dass da wohl der Feierabend gewunken habe. Mein Puls: ansteigend. Ich erhielt von der Postdame noch eine „Service“-Nummer (wenigstens kostenfreie 0800 er Nummer) und verabschiedete mich zähneknirschend.

Die Nummer begrüßte mich mit einer netten Melodie und dem Hinweis, dass die Wartezeit größer 5 Minuten sei und man, um Zeit zu sparen zu einem anderen Zeitpunkt anrufen sollte. Die Melodie der Warteschleife gefiel mir, so dass ich sie im Auto laufen ließ. Entspannt rollte ich dazu über die Autobahn. Pulsfrequenz: weiter ansteigend. Nach exakt 5:16 Minuten dann ein freundlicher Herr in der Leitung. Er bat mich um die Sendungsnummer. Ich diktierte und hörte…. tuuut-tuuut-tuuut… aufgelegt. War bestimmt ein Netzfehler meines Mobilfunkanbieters dachte ich und reihte mich in der Warteschlange erneut ein. Diesmal wurden mir drei Minuten provezeit und auch eingehalten. Eine freundliche Dame. Wieder die Sendungsnummer übermittelt und meine seltsame Geschichte erzählt. Sie wollte sie mir nicht glauben und meinte, wenn das Paket morgen nciht zugestellt werden würde, könne man ja eine Beschwerde aufgeben. War nicht ganz in meinem SInne und mit meiner aktuellen Pulsrate zu vereinen, so dass die Beschwerde sofort aufgegeben wurde, mit dem Hinweis, dass diese Sendung sehr wertvoll und wichtig für mich sei und ich um Rückruf des Zusteller bitten würde, falls das Paket am Folgetag nicht zugestellt werden könnte.

Tracking am Tag zwei der Zustellung: Morgens um 06:35 ging mein Paket wieder auf Reisen und wurde in das Zustellfahrzeug verladen. Als ich nach Hause kam, fand ich auch ein dhl-Paket vor meiner Tür. Leider nicht das gewünschte, sondern ein anderes. Der Fahrer war also da, hat mein vermisstes Paket aber nicht abgegeben. Also wieder Hotline… 8:15 Minuten später durfte ich auch wieder meine Sendungsnummer übermitteln. Man teilte mir mit, dass heute versucht wurde, diese Sendung in der Adlerstraße zuzustellen, leider erfolglos. Im Tracking würde das erst später auftauchen. Kein Wunder, dass die Zustellung erfolglos war, ich wohne auch nicht in der Adlerstraße sondern in der G.-Straße, teilte ich dem Servicemitarbeiter mit. Das wäre komisch meinte dieser, da die Adlerstraße bei ihm als Empfängerdadresse vermerkt wäre. Ob ich denn dort schon einmal gewohnt hätte. Ich verneinte wahreheitsgemäß und bat ihn, diesen Fehler zu beheben, was er mir auch zusagte. Auf Grund meiner Ungeduld, mein Eigentum endlich wieder zur Verfügung zu haben erklärte er sich auch bereit, diese Infos sofort per Mail an das zuständige Zustellzentrum zu übermitteln. Man würde mich definitiv am Folgetag, also heute zurückrufen und auch zustellen.

Tag drei der Zustellung.

Den ganzen Morgen habe ich auf das Tracking gestarrt. Status seit gestern früh unverändert. Mein Paket war seither in das Zustellfahrzeug verladen. Anruf: Fehlanzeige. Mein Puls: extrem hoch. Um zehn dann habe ich mich wieder, diesmal für zehn Minuten, in die Warteschlange an der Hotline eingereiht. Man teilte mir diesmal mit, dass das Paket heute an die Adlerstraße definitiv zugestellt werden würde. Ich atmete kurz und stoßweise und erklärte mein Problem erneut. Nebenbei habe ich überlegt, ob ich wohl auf die Schnelle ein Domizil in der Adlerstraße erwerben oder wenigstens mieten könnte. Verwarf den Gedanken dann aber angesichts der Mietpreise wieder. Außerdem kenne ich die Adlerstraße nicht und möchte dort auch nicht wohnen. Ich mag meine G,-Straße. Die komischerweise noch immer freundliche Dame am Telefon sagte mir zu, das Problem zu lösen und bis heute Nachmittag eine Sonderzustellung zu veranlassen.

Nach der Arbeit, am Tag drei der Zustellung: (Mein Paket friert und fühlt sich allein)

Ein kurzer Blick in mein Tracking sagte mir, dass die Sendung seit gestern Morgen im Zustellwagen liegt und einsam ist. Ein kurzer Anruf bei meinen Nachbarn bestätigte dies. Der dhl-Fahrer war schon da, für mcih war aber nichts dabei. Die Musikbegleitung der Warteschleife gefiel mir noch immer, also habe ich wieder die Autofahrzeit von der Arbeit genutzt und mich berieseln lassen. Sechs Minuten später war auch wieder ein Mensch am anderen Ende. Meine Problemschilderung wurde immer länger aber man hörte es sich geduldig an. Die neue, überraschende Aussage war, wenn das Paket morgen in der Adlerstraße nicht zugestellt werden könne, gehe es zurück an den Absender. Egal ob ich in der Adlerstraße oder in der G.-Straße wohne. Eine Adressänderung sei nicht möglich. Ich hatte mittlerweile den Absender kontaktiert. Dieser schwörte Stein und Bein, dass er meine Adresse kenne und mein Paket an die G.-Straße geschickt habe. Auch dieser Hinweis wurde damit abgetan, dass der Scanner und der Computer nicht lügen und da schon Adlerstraße draufstehen wird. Meine konstruktive Frage, was man denn jetzt noch tun könne wurde mit Schweigen beantwortet. Eher scherzhaft meinte ich, dass ich jetzt nach Aschheim fahren werde und dort mein Paket in der Frachtpostverteilerzentrale abholen werde. Der Herr an der Hotline hielt das für eine gute Idee. Also habe ich einen kleinen Schwenk eingelegt und bin nach Aschheim gegondelt. Hier wurden die Wunder immer besser. Ich muss sagen, auch wenn der Umweg nervig war und die Aktion mich mittlerweile extrem ankotzte, dieser Besuch war interessant.

Tag dre der Zustellung im Paketzentrum kurz vor Feierabend.

Schranke zu, mein Autochen bleibt draußen. ALso geparkt und die Pforte gesucht und gefunden. Diese war nicht besetzt. Tja…. bin ich mal so rein gegangen, außer nem Schild, dass der Bereich kameraüberwacht ist, stand da nix. Es erwartete mich eine riesen Fläche voller Lastzüge und Stapler und lustiger Gefährte, die Wechselbrücken von einer Ecke in die andere rangiert haben. Ich habe es unfallfrei bis zum Gebäude geschafft. Tür offen, ich also rein, auf der Suche nach einem Büro. Sowas gibt es da gar nicht!!! Eine riesen Halle voller FLießbänder mit unglaublicher Geschwindigkeit, Pakete, Stapler und Rollcontainer und ein ganzer Haufen Arbeiter. Jeder der mir entgegen kam grüßte mich nett. Ich mit meinem iPad unter dem Arm grüßte brav zurück, wie ich es von Mama gelernt habe. Weiter auf der Suche nach einem Empfang. Endlich ein Bürogebäude. Tür verschlossen. Aber da war ne Klingel. Nach kurzer Zeit eine Stimme: „Is offen!!!!“ Tatsache… ich konnte eintreten. Also los. verschlossene Türen nur eine war offen am Ende des Ganges. Dann mal los dachte ich mir. Eingetreten und in der nächsten Sortierhalle… Laufbänder, Pakete, Arbeiter, Lärm, Stress… faszinierend. Wirklich. Plötzlich kam mir einer entgegen, mit grünem, statt scharzem Shirt und einem Aufdruck drauf  „Schichtleiter“. Ich hatte langsam Angst, nicht mehr aus dem Wirrwarr der Bänder hinaus zu finden, also hielt ich den Heren an. Verwirrter Blick: „Wie jetzt?!! Sie sind Kunde und kein Arbeiter? Was?!?!?! Die Hotline hat SIe hier her geschickt??? Raus aus der Halle!!!!! Wenn hier was passiert, nicht auszudenken!!! Dieser Bereich ist absoluter Postaperrbereich und nur für Mitarbeiter!! Ich begleite Sie in mein Büro.“ Wie jetzt? Ich, festgenommen?!?! Angstschweiß. Ich will doch nur mein Paket und de von der Hotline meinte doch ich soll es hier holen. Im Büro dann Entspannung. Man will mir helfen. Ich erzählte meine Geschichte, der Schichtleiter wurde blass. Er teilte mir mit, dass hier am Tag knapp 300.000 (!) Sendungen durchlaufen, um Weihnachten herum sogar um die 500.000! Da wird mein Paket schwer zu finden sein. Meine Postleitzahl? – Ok er ruft den zuständigen Zustellbezirk an, macht mir aber keine Hoffnung.

Zustellbezirk am Rohr: Ob der Name des Kunden vielleicht S. sei? P. S.? – Ja, das ist richtig… Joahhh… die vermisste Sendung würde bei ihm am Schreibtisch stehen. Ich könne sie im linken Flügel abholen. Der Schichtleiter brachte mich hin. Eine tolle und interessante Reise, die meinen Ärger wirklich beruhigte. Hätte ich alles nicht gesehen, wäre mein Paket zugestellt worden. Was für ein Glück, dass mich was neues immer interessiert. Der Bezirksleiter kam sofort auf mich zu und begrüßte mich sehr zuvorkommend. MIT MEINEM PAKET IN DER HAND!!!! Und bot mir einen Kaffee an. Er versuchte zu erklären, was ernicht erklären konnte. Das Paket muss vom Band gerutscht sein und in den falschen Zustellwagen gekommen sein. Dort wurde die Adresse gescannt und nachdem in diesem Zustellbezirk keine G.-Straße existiert, wurde vom Computer die erste Straße im Bezirk im Alphabet genommen, richtig! Die ADLERSTRAßE. Die Zustellerin fuhr in die Adlerstraße, fand mich dort nicht und brachte das Paket zurück. Statt die Adresse zu prüfen, habe sie es einfach erneut auf das Band geworfen. Da es schon einmal gescannt war, hat der Computer das arme Ding wieder in den falschen Bezirk geschickt, da dort ja die Adlerstraße, welche mit der Trackingnummer jetzt verknüpft war ja läge. Die Zustellerin habe es heute erneut versucht und wieder festgestellt, dass ich dort nicht wohne. Tja und so kam man Paket in die Retoursendungen. Zum Glück ist mittlerweile meine Beschwerdemail bei ihm angekommen und man habe das vermisste Paket wieder aus den Retouren gesucht.

So kam es, dass ich bestimmt eine Stunde telefoniert habe, viele falsche Infos erhalten habe, viele Menschen kennenlernte, ca. 50 Km Auto gefahren bin, mich geärgert habe, aber auch ein Paketzentrum von innen gesehen habe und meine Ware schließlich angekommen ist.

 

Tja und wenn ich nicht sterbe lebe ich noch heute mit meinem Paket und schicke das nächse mal über UPS, wo bisher immer alles schnell und pünktlich ankommt.

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G´schicht aus dem Zug – Von Kotzenden, Helfenden und der Youtube-Gesellschaft oder: wie man medienwirksam ein Leben rettet

Mo ,23/04/2012

Es gibt Tage, an denen…

Eigentlich war gestern gar nicht so ein Tag. Es ging erst los, als ich im ICE, auf dem Heimweg war. Erst gefreut, dass ich noch einen früher erwischt hatte und folglich auch eine gute halbe Stunde länger zu schlafen hatte, dann begann Murphy jedoch wieder fleißig zu arbeiten:

1. Gegenstände am Gleis. Zehn Minuten in der Gegend rum gestanden. Na ja halb so wild.

2. Dann hat sich der sechsjährige – zum Glück am anderen Ende des Großraumabteils – gedacht, er lässt sich Negerküsse, Chips, Hamburger, Cola, Gummibären, Schokolade und all den anderen Kram, den seine Mutter in ihn reingestopft hat, damit er den Schnabel hält noch einmal durch den Kopf gehen. Ich muss sagen: Respekt! Noch nicht einmal nach sechs Maß Wies´n Bier bekomme ich so einen Strahl hin! Drei Sitzreihen voll mit Negerkuss, Chips, Hamburger & Co. Es fiel mir echt schwer, mich zwischen lachen oder weinen zu entscheiden. Die Dame mit der Gurke im Haar sah aber auch zu komisch aus. Der Geruch im Abteil war dagegen weniger komisch. Nun gut…was macht der deutsche Nationalbürger in diesem Fall? Lauthals nach der Polizei rufen. Nur gut, dass der brave Beamte in Uniform gleich mit im Abteil saß. Was sollte ich nun tun? Handschließen bei dem kleinen Bengel fand ich zu krass. Pfefferspray? Hmmm hätte noch schlechter gerochen und wer weiß, vielleicht hätte er dann den Rest seines Magen auch noch ausgekotzt. Ich habe mich also entschlossen…

Keine Maßnahme zu treffen…

BÖSER FAUX PAS! Da hab ich aber mal nicht mit dem Bürger gerechnet. Es fielen Worte wie: „Die Cops machen auch nix, wenn man sie braucht“ und ähnliches. Na ja… nachdem dann alle erst einmal auf den zivilen Rechtsweg hingewiesen waren, kam die völlig verdatterte Mutter des Übeltäters auch einmal zu Wort. Und… man glaubt es nicht… sie hat sich entschuldigt! Es war ihr peinlich! Es tat ihr leid! Und sie war sogar bereit, den entstandenen Schaden zu begleichen! Und das völlig ohne Polizeigewalt. Da hatte sie aber die Rechnung ohne die werten Mitreisenden gemacht. So viel Freundlichkeit geht gar nicht. Es kam nun die Frage an den braven Polizeibeamten auf, ob denn die Personalien, die die böse böse Mutter vorgab eventuell gefälscht sein könnten. Hmm na ja… ich habe, wenn ich mit meiner Tochter unterwegs bin ja auch immer einen gefälschten Personalausweis in der Tasche, falls meine Prinzessin mal jemand vollkotzt… Unglaublich. Ich habe mich dann, ganz in Beamtenmanier, aus der Diskussion ausgeklinkt und die Damen und Herren mal machen lassen. In der Hoffnung, dass sich keiner im Folgenden klppen möge…

3. Es folgte die obligatorische Signalstörung. = 10 Minuten zusätzliche Verspätung. Fahren wir halt keine 315 Km/h auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke.

4. Ich hatte meinen Film auf dem iPad wieder gestartet. Der nächste aufgeregte Mitreisende stürmt in das Abteil, ob denn hier ein Arzt sei, im Nebenwagon würde eine Person unter Krämpfen am Boden liegen. Habe ich mir gedacht, grüne Uniform ist zwar keine weiße Sani-Uniform, guck ich mir das Drama aber trotzdem mal an. Tatsächlich einen Wagon weiter lag ein älterer Herr am Boden, blutete aus dem Mund und wurde eben unter den wachsamen Blicken aller anderen Mitreisenden in stabile Seitenlage gebracht. Gut dass der Ersthelfer Offizier der Bundeswehr war, so war er es gewohnt, alleine zu arbeiten und dabei von allen anderen beobachtet zu werden. Helfen wollte sonst keiner, da der arme Herr sich eingenässt hatte und ja wer weiß was für eine Krankheit haben könnte und – Oh Gott! – es floss Blut aus seinem Mund. Ich konnte nicht umhin, dem armen Offizier zu helfen. Wir prüften die Vitalfunktionen und stellten fest, dass diese bei der letzten Station ausgestiegen waren. Nun konnten wir der gaffenden Menge wirklich was bieten! Den Herren zurück gedreht auf den Rücken und auch noch den Oberkörper frei gemacht. – Nackte Haut!!! – Taschenmaske aus der Uniform gezaubert, Handschuhe an, (was nicht alles in so ne Uniform rein passt!) kurz angezählt und los ging die HLW. Wir brauchten nicht lange und der Herr entschied sich, dass er nun auch selber wieder leben wollte. Mit uns reden, das wollte er aber nicht -> Tiefe Ohnmacht.

Auf meine Frage, ob denn mal eben jemand den Zugchef informieren könne erntete ich breite Zustimmung… aber leider keine Reaktion. Erst als ich eine weitere Person unmittelbar ansprach, setzte sich die Dame in Bewegung und machte sich auf die Suche nach dem DB-Personal. Ich hatte die unverschämte Idee, den ICE am nächsten möglichen Bahnhof anzuhalten, um dort den Patienten, der noch immer röchelte und nicht ansprechbar war, dort dem Notarzt zu übergeben. Ich musste mich dann aber überreden lassen, doch bis Frankfurt HptBhf durchzufahren. Waren ja nur noch 15 Minuten. Dort sollte dann aber ein NRW-Team auf uns, gemeinsam mit der Bundespolizei warten. Mittlerweile konnte ich auch den Schaffner dazu überreden, eine Durchsage zu machen, ob denn evtl. ein Arzt im Zug wäre. Es dauerte auch nicht lange und es eilte ein junger, netter Halbgott (diesmal aber nicht in Weiß) zu Hilfe. Was ich bis dato nicht wusste, aber wirklich toll finde: Jeder ICE führt einen voll ausgestatteten Notarztkoffer mit allen möglichen Mittelchen und Werkzeug zum hantieren am menschlichen Körper mit sich. Der freundliche Mediziner machte sich auch sofort an´s Werk und siehe da, unser Patient blieb stabil bis Frankfurt. Nachdem der Zug aber langsam eine gewisse Unwucht erlitt, da der betroffene Wagon nun übervoll mit gaffenden Menschen war, was auch den Sauerstoffgehalt im Wagen massiv sinken ließ, bat ich dann die Mitreisenden, die ihren Platz wo anders hatten, diesen doch nun auch wieder aufzusuchen, da die Show hier vorbei wäre. Ich erntete nicht nur Zustimmung. Waren doch noch nicht alle Hndyvideos abgedreht. Und keiner wusste, was Regisseur Murphy noch im Programm hatte. Erst die Androhung polizeilicher Maßnahmen, bis hin zum Platzverweis verschafften mir Gehör und unter Murren und Knurren zerstreute sich die Menge.

Mittlerweile hatten wir auch den Koffer des Erkrankten und sein Hab und Gut identifiziert. Eine große Menge Bargeld, Dokumente und Umschläge, aber kein Ausweis. Nur eine Bahncard mit Namen und Nummer. In Frankfurt angekommen erträumte ich mir hieraus die Möglichkeit über die Kollegen der Bundespolizei nun endlich auch an die persönlichen Daten des Herren heranzukommen. Weit gefehlt. Ich musste wieder Neues lernen. Der Herr Kollege interessierte sich zu allererst einmal dafür, wo denn der Zusammenbruch stattfand. Hmmm… wohl im Wagon… Das wäre fein, sagte er, denn hier dürfe der Passagier zusammenbrechen und da er nicht zwischen Zug und Bahnsteig ohnmächtig wurde und krampfend im Gleis läge, wäre er als BuPo nun „hier raus“. Sprachs, drehte sich  um und wandte sich zum Gehen. Nun ja, die Zugbegleiterin konnte ihn dann wenigstens dazu überzeugen, die Koffer, das Geld und andere Gegenstände zur Eigentumssicherung an sich zu nehmen. Mein militärischer Helfer und ich mühten uns zwischenzeitlich, gemeinsam mit dem mittlerweile eingetroffenen Notarztteam damit ab, den doch recht korpulenten Herren aus dem engen Zug zu schaffen. Auf dem Bahnsteig wollte ich nun eben noch den Namen meines Schützlinges und den der Ärzte notieren (ich weiß, ich bin ein spießiger Beamter) und schaffte es gerade noch in den mittlerweile wieder anrollenden Zug, in dem ja auch noch mein Gepäck stand zu springen. Glück muss man haben! In dem Fall das Glück, dass die Schaffnerin wenigstens aufmerksam genug war, den Eingang beim Patienten als Schaffnertüre zum Abfertigen des Zuges zu nutzen und diese noch offen hielt. Na ja, ich bin mir sicher, mein iPad, mein Geldbeutel und mein Koffer hätten sonst auch andere Freunde gefunden und ich wäre sicher irgendwie anders auch nach München gekommen…

Wenigstens eine Cola auf Kosten der DB gab es dann im Restaurantabteil noch…

5. Es folgte die obligatorische Baustelle mit weiteren 15 Minuten Wartezeit auf den Gegenverkehr.

6. Mein Anschluss in München war natürlich weg.

7. Das Taxi nach Hause kostete auch nur 27,- Euro

8. Um halb drei war ich dann auch im Bett.

Abschließend bleibt zu sagen: Auch wenn diesen Text ein gewisser Sarkasmus trägt, ich bin froh, dass ich heute von den dann doch etwas netteren Kollegen der BuPo in Frankfurt erfahren durfte, dass der Herr zwar in neurologischer Intensiv liegt, mit einem Ableben jedoch nicht mehr zu rechnen ist. Ich bin auch froh, dass es unter den paar Hundert Mitreisenden wenigstens noch zwei gab, die freiwillig mithalfen. Danke an den mir nun bekannten Offizier aus Neubiberg, dessen Chef ich selbstverständlich über das tadellose und beispielhafte Verhalten seines unterstellten Soldaten informiert habe und danke an den Arzt, der dank der tollen Ausrüstung der DB auch in der Lage war, dem armen Mann wirklich zu helfen. Trotzdem einmal mehr Schimpf und Schande über Euch Gaffer, die ihr im Weg herum gestanden seid, Eure verfluchten Handys gezückt habt und sonst nur Sauerstoff verbraucht habt. Euer Glück, dass ich weder Zeit noch Lust hatte, Personalien fest zu stellen und weitere Maßnahmen nach dem StGB gegen Euch einzuleiten.

Was bleibt ist ein gutes Gefühl, geholfen zu haben und ein fader Nachgeschmack anlässlich unserer Gesellschaft.

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Seitenblick auf einen Legalwaffenbesitzer in Twitter

Di ,20/03/2012

Eine Geschichte die heute das Leben schrieb zum Nachdenken:

Ein Legalwaffenbesitzer (Sportschütze), nennen wir ihn mal Anton, besitzt seit einigen Wochen auf grüner WBK völlig legal eine Glock. Anton ist super stolz auf seine schöne Waffe und macht da auch kein Geheimnis draus. Warum sollte er?

Anton ist ebenfalls Mitglied der Internetgemeinde und aktiver Twitter-User. Hier folgt er u.a. dem offiziellen Account der Firma Glock und pflegt ein privates Profil, das öffentlich einsehbar ist. Die Firma Glock frägt ihre Follower jeden Montag über ihren Account nach Erlebnissen mit den Firmenerzeugnissen vom Wochenende. Manch stolzer Glock-Besitzer postet dann von seinen Besuchen auf den globalen Schießständen. So auch Anton. Dieses Wochenende war Anton verhindert und antwortete deshalb in Twitter, auf die Frage nach den genutzten Rangeterminen, dass er (wörtlich) „seine Glock am Dienstag und Freitag“ nutzen werde.

Heute spazierte Anton brav, wie es sich für den deutschen Staatsbürger gehört in seine Arbeit, einem großen Unternehmen, nahe A-Stadt. Mitten am Vormittag betraten vier Gestalten dieses Unternehmen und Anton wurde zu ihnen, in das Büro des Chefs, gerufen. Kaum hatte er die Türe geöffnet fand er sich auf dem Boden wieder und hatte zwei Knie im Rücken. Er fühlte nur noch, wie sich die Handschließen um seine Arme zwängten. Wieder auf den Beinen wurde er zu allererst einmal körperlich komplett (!!) durchsucht. Das alles im Beisein seines Chefs. Auf die Frage, wer die Herren denn seien und was er verbrochen habe, bekam er zur Antwort, dass man ihm das dann schon noch erklären würde. Messerscharf schloss Anton, dass es sich bei den vier Unholden um Polizisten in zivil handeln würde und verhielt sich weiterhin kooperativ.

Deshalb ließ er sich auch gefallen, dass er nun in Handschließen durch den ganzen Betrieb geführt wurde und in ein nicht gekennzeichnetes Polizeiauto verfrachtet wurde. Man verbrachte ihn auf die Dienststelle in A-Stadt. Hier wurde er erst einmal in eine Zelle gesperrt und wartete weitere 1,5 Stunden auf Weiteres.

90 Minuten später folgte nun endlich ein Tatvorwurf: Er habe einen Amoklauf geplant. Man legte ihm dazu den Ausdruck des oben erwähnten Tweet, in dem er den Besuch einer Range am Dienstag und Freitag ankündigte, vor. Taterschwerend kam sein – zugegeben etwas unglücklich gewählter –Nickname, der die als rechtslastig verrufene Kleiderfirma „Thor – Steinar“ beinhaltet, sowie den Namen eines leider bekannten Amokläufers. Dies alles habe ein aufmerksamer Bürger aus Baden-Württemberg der dortigen Polizei gemeldet, die habe es an das LKA Baden-Württemberg weitergegeben, welches das LKA Bayern informiert habe, welches dann die örtliche Polizei losgeschickt habe.

Man erklärte ihm, dass sich hier ein „Automatismus“ in Gang setzen würde und das alles „völlig normal“ sei. Meiner polizeilichen Erfahrung nach wäre dieser Automatismus, wenn es sich um eine ernstzunehmende Amokdrohung handeln würde, sicher nicht das Entsenden zweier Zivilstreifen. Hier würden wir eher von einem USK oder gar SEK Einsatz sprechen. Dafür fehlte den Beamten wohl das rechtliche Futter, könnte man vermuten.

Anton versuchte nun das Missverständnis auszuräumen, wurde aber abermals in Handschließen in ein Polizeiauto verbracht und zu seiner Wohnung gefahren. Dort angekommen legte man ihm nahe, in eine freiwillige Hausdurchsuchung, zur Kontrolle seiner waffenrechtlichen Erlaubnis und der Aufbewahrung seiner Waffen einzuwilligen. Anton stimmte notgedrungen zu. Die Waffen waren ordnungsgemäß versperrt und auf der grünen WBK eingetragen. Man nahm ihm daraufhin die Handschließen ab und verabschiedete sich mit den Worten, dass die Angelegenheit nun für ihn erledigt wäre…

Da steht er nun der Legalwaffenbesitzer und fragt sich, wie erkläre ich das meinem Chef? Wie meinen Kollegen und wie den Nachbarn? Muss ich für die ausgefallene Arbeitszeit (gute vier Stunden) aufkommen? Sie nacharbeiten? Urlaub einreichen? Schließlich konnte er sich ja gut in der Zelle erholen…

Welche Grundrechte sind meiner Meinung nach betroffen, wenn sich der Sachverhalt wie geschildert zugetragen hat?

1.       Allgemeine Persönlichkeitsrecht, insb. Recht auf informationelle Selbstbestimmung (RIS) – Art. 2 I i.Vbdg.m Art. 1 GG: Die ermittelnden Behörden haben, um an seinen Klarnamen zu kommen seine IP ausgelesen und beim Provider die persönlichen Daten abgefragt, bearbeitet und gespeichert.

 

2.       Recht auf Freiheit der Person – Art. 2 II GG: Es handelt sich hier nicht mehr um eine rein freiheitsbeschränkende Maßnahme nach Polizeiaufgabengesetz zur Gefahrenabwehr, da er mehr als 2 Stunden in seiner Freiheit beschränkt war. Als Beschuldigter wurde er nie belehrt, weshalb Maßnahmen auf die StPO basierend ausfallen. Es hätte also zumindest ein Gewahrsam ausgesprochen werden müssen, was nicht geschah. Richterliche Anordnung wurde keine eingeholt, obwohl der Vorfall wochentags und zu den allgemeinen Geschäftszeiten stattfand.  Unaufschiebbarer Verwaltungsakt: Fehlanzeige.

 

3.       Recht auf körperliche Unversehrtheit – Art. 2 II GG: Anton empfand durch die Fesselung und das zu Boden bringen Scherzen. Es kam zwar zu keinem Substanzeingriff, jedoch ist dieses Recht auch durch das Zufügen von Schmerzen eingeschränkt. Bei einer rechtmäßigen Festnahme wäre dies verhältnismäßig, nicht jedoch, wie im vorliegenden Fall, bei einer unrechtmäßigen Festnahme.

 

4.       Recht auf Unverletzlichkeit der Wohnung – Art. 13 GG: Richterlicher Beschluss zur Wohnungsdurchsuchung siehe oben.  Lag nicht vor. Anton stimmte zwar zu, wurde aber nicht über die Möglichkeiten der Ablehnung und die daraus resultierenden Konsequenzen belehrt. Er sah sich in einer Zwangslage. Zu prüfen wäre hier ebenfalls der Tatbestand der Nötigung. Haben die handelnden Beamten dem Anton mit einem empfindlichen Übel gedroht, wenn er sie nicht in die Wohnung lassen würde? Man weiß es nicht genau, es wäre aber naheliegend, wenn man die Gesamtsituation betrachtet.

Diese rechtliche Bewertung ist bestimmt nicht abschließend und vollständig, Basiert auch auf diEhrfurcht Anton erzählte Version des Zwischenfalls, soll aber auf die schnelle nur die dringendsten Problemfelder aufzeigen.

 

Die handelnden Beamten waren örtlich zuständig, hätten auch eine Aufgabe zur Gefahrenabwehr nach PAG gehabt. Ob hier Amtshilfe vorlag, kann ich aus den mir vorliegenden Informationen nicht sagen, da ich nicht weiß, ob die Waffenerlaubnisbehörde einen Antrag gestellt hat, dass die Exekutive die Aufbewahrung prüfen soll. Wenn ja, waren die eingeleiteten Maßnahmen jedoch sicher nicht verhältnismäßig.  Die oben angeführten Grundrechte können sicherlich durch Gesetzesvorbehalt oder normenimmanente Schranken eingeschränkt werden. Hierzu sind aber wesentliche Formvorschriften zu beachten. Dazu gehört u.a. der Richtervorbehalt, die Belehrung und, ganz bestimmt, die Verhältnismäßigkeit. Letztere auf einem völlig legalen Tweet unter unglücklich gewählten Accountnamen zu begründen, halte ich für sehr dünn. Um Vorurteile auszuschließen: Anton kann keine polizeirelevante Vorgeschichte haben, sonst wäre er nicht zuverlässig im Sinne des Waffenrechtes und dadurch Legalwaffenbesitzer.

Interessant, welche Geschichten das Leben eines Waffenbesitzers in Deutschland so schreibt. Eure Meinung würde mich interessieren.

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Seitenblick zur Völkerverständigung. Das Bayern-Klischee

Mi ,26/08/2009

Fundstück aus dem Netz: Klischee zum Totlachen, vielleicht alter Käse aber gut:

Urlaub in Bayern

Letztes Jahr im Sommer waren wir in Urlaub in Bayern. Meine große Schwester Jessica, meine Eltern und unser Hund Burgsnüller. Ich war auch dabei und ich heiße Torsten und bin sieben. Meine Eltern waren schon öfter in Bayern, aber für mich war es der erste Urlaub im Ausland, weil ich bisher nur in Bibione war. Bayern wäre eigentlich sehr schön, aber man sieht es kaum, weil  überall Berge davorstehen und es verdecken.

Sehr cool sind manche Häuser. Sie sind tätowiert, zum Beispiel mit einem Hirsch, einem Berg oder einem Baum. Aber weil die Bayern das Wort „Tatoo“ noch nicht kennen, sagen sie „Lüftelmalerei“ dazu.

Die Bayern sind lustige Menschen und lachen viel mehr wie die Leute bei uns zu Hause. Sie mögen uns sehr, denn wenn sie uns sehen, lachen sie noch mehr. Viele heißen Sepp, die meisten jedoch „Hä“. Das lustige in Bayern ist die Sprache. Manche können deutsch, aber nicht alle. Der Ort wo wir in einer Pension gewohnt haben, war da. Wo Bayern „Oberpfalz“ heißt und da ist die Sprache echt krass. Als wir einmal gewandert sind, sind wir an einem Bauernhof vorbeigekommen und davor saß ein alter Mann auf einer Bank, aß ein Stück Torte und trank dazu eine Flasche Bier. Mein Vater sagte zu ihm, dass das Wetter schön sei und der Mann meinte: „Loumameirouh!“.

Das heißt wahrscheinlich „Guten Tag!“. Ich wollte es gleich ausprobieren, ob ich die Sprache auch kann und sagte zu dem Mann: „Loumameirouh!“. Er blickte aber sehr böse und sagte zu mir: „Saubougejbloßzou!“. Da sagten wir lieber nichts mehr und gingen weiter, weil wir ihn nicht reizen wollten. Der Mann stand dann auf und stöhnte: „Ohboudescheißschouh“. Das heißt wahrscheinlich „Tschüss!“ oder so.

Gut gefallen haben mir in Bayern die Feste. Irgendwo ist immer eines. Da sitzen die Bayern und trinken Bier aus gläsernen Eimern, die sie „Maß“ nennen. Die Frauen haben kleinere Eimerchen, die heißen „Halbe“. Normale Gläser gibt es nur für Kinder oder ganz alte Frauen. Wir waren auch auf einem Fest und es war sehr schön. Ich habe Pommes mit Ketchup gegessen, meine Schwester Jessica nichts, wegen der Kalorien und meine Mutter ein halbes Hähnchen, namens „Hendl“. Der Papa hat weiße Spiralen gegessen, die „Radi“ hießen und dazu einen Eimer Bier. Er sagte, das Radi rumort ganz doll in seinem Bauch und als er rülpste, fiel meine Mutter beinahe das Hähnchen hinunter.

Wenn die Bayern einige Eimer getrunken haben, schlafen sie ein oder reden in einer Geheimsprache, die man nicht versteht. Es sind nur sehr kurze Wörter und mit diesen reizen sie sich gegenseitig, bis sie raufen.

Auf dem Fest, bei dem wir waren, konnte man das sehr schön beobachten. An unserem Nachbartisch im Bierzelt saßen einige Bayern mit ihren Eimern. Zuerst lachten sie und guckten zu uns herüber. Einer von ihnen konnte sogar italienisch, denn er sagte zu meiner Schwester immer „Dipackiano!“. Sie verstand ihn aber nicht, weil sie kein italienisch spricht. Plötzlich kam ein anderer Bayer am Nachbartisch vorbei und schon spielten sie das lustige Spiel. „Erst reden, dann raufen“ Einer von denen, die am Tisch saßen, sagte zu dem der vorbei ging: „Hä!“ Darauf der andere: „Wos, hä?!“ worauf der erste ziemlich böse meinte: „Hä, gell, hä!“ Das hätte er vermutlich nicht sagen sollen, denn der Vorbeigehende sagte nur mehr: „Pass bloß aaf, hä!“ und schon rauften sie. Obwohl es zuerst ziemlich lustig war, gingen wir, denn meine Mutter mag keine Gewalt.

Etwas anderes ist mir noch aufgefallen in Bayern. Bayern reden nicht so gerne wie wir. Manche sind stumm. Dies kann man am Besten in einem Wirtshaus sehen. Eines Abends ging mein Vater und ich in dieses Dorfwirtshaus und wir bestellten Bratwürste mit Kraut, die sehr lecker schmeckten. Es waren außer uns nur noch zwei Einheimische da. Diese saßen am Stammtisch, tranken Bier und schwiegen. Mein Vater freundlich zu ihnen: „Die Bratwürste schmecken hier hervorragend, meine Herren!“ Sie aber schwiegen weiter. Sie sagten zu meinem Vater nichts, zu mir nichts und auch zu sich nichts. Wenn sie nicht ab und zu vom Bier getrunken hätten, hätte man meinen können, sie seien tot.

Plötzlich nach ungefähr einer Stunde tat sich etwas. Einer von beiden seufzte: „jamei!“ und wir dachten jetzt beginnt ein Gespräch. Doch der andere sagte nur „owa echt“ und das war es dann.

Mein Vater machte noch einen Versuch und rief hinüber: „Es gefällt uns sehr gut hier in Bayern. Wir waren auch schon auf dem Feuerwehrfest. Da gab´s eine zünftige Rauferei. Haha! Waren Sie auch schon auf dem Fest, meine Herren?“ Da sagte der eine Bayer zu dem anderen: „Eam schau o“ Dann war es wieder ruhig. Dies war meinem Vater dann doch unheimlich und wir verlie0en den stillen Ort. Beim Hinausgehen sagte Papa noch zu den Männern: „Gute Nacht meine Herren, ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!“ Sie wünschten uns nichts.

Aber die Bayern sind nicht immer so mürrisch. Zum Beispiel sind sie richtig lustig, wenn sie sich gegenseitig beleidigen. Das gefällt ihnen scheinbar sehr. Als mein Vater und ich einmal in unserem Urlaubsort in die Metzgerei gingen, kam ein Bayer herein und sagte zu dem Metzger: „Servus Hans, Du oida Hunzkrippi!“ Da lachte der Metzger und sagte: „Habe die Ehre Sepp, Du Berner, du greislicher!“ Sepp, der Berner, freute sich sehr über die nette Begrüßung. Als noch ein weiterer Bayer herein kam, wurde die Stimmung immer besser. Er begrüßte die anderen beiden mit einem herzlichen: „Ja do schau her! Da Sepp und da Hanse! Grias Eich, ehs Schlawiner, es elendigen!“ Auch Hans, der Hunzkrippi und Sepp, der Berner, begrüßten den Neuankömmling und riefen: „Ja griaß de Franz, oida Suffbeidl, g´stingada!“

Franz Suffbeutel war total begeistert und lachte über das ganze Gesicht. Dann sagte Sepp, der Berner, zu Hans dem Metzger, bzw. Hunzkrippi: „Hä Hans, gib ma amol drei Boor vo de greislichen Pfälzer, du Leidbscheißer, du windiger!“ Metzger Hans meinte dazu: „Fia Dein Saumogn taugts allaweil no, du gschwollkpfada Bauernfünfa, du staubiga Billdogmißhandla, dau grausamer!“

Es gibt scheinbar nichts schöneres für Bayern, als beleidigt zu werden, denn sowohl Hans, der Leutebescheißer, als auch Sepp, der Berner und Bauernfünfer und Franz Suffbeutel waren in super Stimmung und lachten herzhaft.

Mein vater meinte zu mir: „Pass auf, Torsten, jetzt machen wir auch mit bei dem Spaß!“ Dann sagte er zum Metzger: „Geben Sie mir bitte hundert Gramm von Ihrer verfaulten Salami, Sie Vollidiot!“

Plötzlich lachte keiner mehr und alle sahen meinen Vater an. Sogar die alte Frau, die im Laden war. Der Metzger sagte mit finsterem Gesicht: „Schaug bloß, dass´d weida kimmst, Du Preissnschädel, Du gfotzada!“

Das habe ich zwar nicht genau verstanden, aber es hörte sich nicht gut an. Wir verließen ohne Wurst die Metzgerei. Wahrscheinlich ist „Vollidiot“ eine Beleidigung, die die Bayern nicht kennen und deshalb freuen sie sich nicht.

Sonst war es in Bayern sehr schön. Besonders das Eis und die Pommes. Ich habe mich sehr gefreut, denn ich durfte abends immer mit vier Jungs aus dem Dorf Fußball spielen. Die bayerischen Jungs sind echt nett. Sie ließen mich sogar den Ball holen, wenn er in den Nachbarsgarten geflogen war und sagten, das sei eine große Ehre für mich. Als ich den Ball wieder herausgeholt hatte, sagten sie, dass es nicht nur eine große Ehre, sondern auch großes Glück für mich war, da der Kampfhund scheinbar heute nicht zu Hause war. Das ist doch voll lustig, oder?

Ich habe mir extra die Namen der Jungs notiert, damit ich ihnen nach dem Urlaub schreiben kann.   Sie heißen Ülcgür, Ferdl, Erdal-Alois und Kilian.

So, das war´s.

Ich freue mich schon auf den nächsten Urlaub in Bayern, weil Bayern voll cool ist. Vorher kaufe ich mir noch ein Wörterbuch.

Das würd ich mal als Klischee pur abheften. Ich frag mich nur noch immer: Sind jetzt wir Bayern die Dummen oder der Preiss, der einfach nicht versteht, wie das Leben hier tickt 😉 Ja mei… s´moi gei, so oda so.


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