CptHell´s Seitenblicke

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Seitenblick auf einen Verteidigungsminister, oder wie weit kann man weg sein?

Di ,26/02/2013

Ein Verteidigungsminister spricht über Anerkennungsbedürfnis der Soldaten. Klingt ja zu allererst einmal gut. Dringend notwendig. Leider ist der Kontext, in dem diese Meldung veröffentlicht wurde ein anderer. Die deutschen Soldaten seien zu anspruchsvoll. Ist ja logisch, jeder macht seinen Job. Der BMW-Fließbandarbeiter baut BMW (nichts gegen diese Bevölkerungsgruppe, sie dient nur als Beispiel), der Soldat zieht durch die Welt und tötet im Namen der Republik – So sieht es jedenfalls die linksorientierte Presse gerne. Die Soldaten töten, selber werden keine Soldaten getötet. Der BMW´ler kommt von der Schicht nach Hause und macht sich klischeehaft ein Bier auf, um am nächsten Tag wieder an´s Band zu gehen, der Soldat kommt nach ein paar Monaten aus dem Ausland wieder, kittet seine angeschlagene Beziehung, repariert seine Psyche und fährt am Ende des Jahres wieder los. Klischee gegen Klischee. Der BMW´ler freut sich, wenn er seine engen Fließbandquoten erfüllt, der Soldat lebt „für den Auftrag“ – alles weitere ist OpSec.
So einfach ist das aber nicht Herr Minister! Meiner unbedeutenden Meinung nach gibt es da sehr wohl einen dicken Unterschied, so leid es mir für den BMW Mitarbeiter tut. – Wie gesagt, nix für Unugt, der arbeitenden Bevölkerung bei BMW.
Ich möchte mich nicht so weit hinreissen lassen, den Herrn Minister darum zu bitten, sich doch mal in Uniform über den Leipziger Bahnhof zu wagen. Ich kann da aus Erfahrung sprechen. Nach meinen letzten neun Monaten im schönen Afghanistan, wollte ich eigentlich nur heim zu meiner Familie. Ich durfte in Leipzig umsteigen, um den Weiterflug nach Köln zu erlangen. Im öffentlichen Flughafenbereich passierte ich eine Familie. Klassiker: Mann, Frau, Kind. Gut gekleidet, auf dem Weg in oder aus dem Urlaub. Ich denke nicht, dass der Herr Ehemann krank war. Er schaffte es trotzdem mir sein Innerstes zu geben. In Form eines schönen Schleimbatzen, den er tief aus sich herausgeholt hat und vor mir auf den Boden gespuckt hat. Ich war müde, in Uniform, verunisichert wieder unter Menschen zu sein und auf dem Weg nach Hause. Sein Glück. Heute sage ich, auch mein Glück. Bin ich doch damals Staatsbürger in Uniform gewesen. Ist es diese Art Anerkennung nach der wir Soldaten lechzen? Denke ich heute, als Reservist zu eng? Bin ich militant, wenn ich sage, nach neun Monaten Einsatz und nicht nur einem Angriff gegen meinen Leib und mein Leben, möchte ich ein klein wenig mehr Amerika, wenn ich nach Hause in meine Heimat komme. Ein klein wenig „Danke, dass Du für unser Land unterwegs warst, den Arsch hingehalten hast und Dein Leben riskiert hast.“ Es muss mir nicht der Minister selbst gratulieren. Es war mein Job. Es ist der Job jedes Soldaten und jeder Soldat sucht sich das heute so aus. Richtig. Aber jeder Soldat erwartet einen obersten Dienstherren, der hinter ihm steht. Am Hindukush, in Somalia, im ehemaligen Jugoslawien, am Horn von Afrika, überall auf der Welt, wo Deutsche Interessen vertreten werden. Von „meinem“ Minister erwarte ich Anerkennung für meine Leistung und vor allem Vertretung der Bundeswehr nach Innen und Außen.
Bleibt also die Frage, ist Herr De Maiziere wirklich dermaßen weit weg von der Truppe, wie es scheint, oder hat er es sich mit der Presse dermaßen verscherzt, dass hier seine Aussagen bewusst in falsches Licht gerückt werden? Was wollte der Herr Minister sagen? Sollte es tatsächlich heißen, dass der deutsche Soldat mehr Anerkennenung benötigt und bekommen sollte und wurde ihm der ignorant, süffisante Unterton der tiefgreifenden Kritik nur untergeschoben? Von einer links-gesteuerten, sensationslüsternen Presse? Man weiß es nicht, aber wenn ja, warum kommt dann kein Dementi aus dem Verteidigungsministerium? Warum meldet sich der Minister nicht zu Wort? Traut er sich nicht gegen die Presse oder war es wirklich seine Absicht, seine Aussage in diesem Licht stehen zu sehen.
Sollte dies der Fall sein, hier meine Forderung: Herr Minister, ziehen Sie sich bitte Ihre harte Weste an, setzen Sie sich in eine Bw-Maschine, lassen Sie sich von Feldjägern der Bw schützen und fahren Sie nur ein paar Tage durch Balkh, besuchen Sie die schöne Stadt Maymanah oder Pol-eh-Khomri. Der Salangh-Pass soll um diese Jahreszeit besonders schön sein. Auf jeden Fall raus aus dem geschützen Lager in Masar-eh-Sharif. Auch wenn das wieder eigene Kräfte bindet. Sinnlose Besuchsreisen sind ausreichend begleitet worden, auf eine mehr oder weniger kommt es nicht an, also: nutzen Sie die nächste Reise, sich ein Bild von der wirklichen Arbeit, IHRER Soldaten zu machen! Lernen Sie von Ihren Vorgänger (der beste ist leider kürzlich verstorben), verstehen Sie! Fahren Sie wieder nach Hause, entschuldigen Sie sich bei IHRER Truppe und ziehen Sie dann die einzige Konsequenz, die Ihr jüngstes Verhalten erlaubt: Treten Sie schnellst möglich zurück! Ein Verteidigungsminister, der die lebensgefährliche Arbeit SEINER Soldaten nicht zu schätzen weiß, ist lebensgefährlich für die Truppe. Bürokratie gewinnt kein Gefecht und Realitätsferne erst recht nicht. Wie abgehoben kann man sein?!

 

Als kleine Leseempfehlung hier ein Brief des Bundesvorsitzenden des Bundeswehrverband Herrn Oberst Kirsch: Link zum DBwV

 

Hier noch ein Artikel des Stern über die letzten Aktionen unseres Herrn Ministers: Link zum Stern

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Seitenblick auf meine Ausgleichsgebührnisse – Vom Bund zur Polizei in die Geldsorgen

Mo ,17/12/2012

Eine Geschichte über eigene Dummheit, Blauäugigkeit, aber auch darüber, was der Dienstherr mit seinen ausgemusterten Soldaten so betreibt, nachdem sie nicht mehr nützlich sind. Vielleicht als Information für die, die es auch vor haben:

2009 war es bei mir so weit. Nach über 14 Dienstjahren als Offizier musste ich der Bundeswehr den Rücken kehren. Warum und wieso ist eine eigene Geschichte. Die Kurzform: Ich wollte sicher nicht gehen. Der Offizierberuf war meine Berufung und ich habe mich in meiner Position als Kompaniechef einer Feldjägerkompanie wirklich wohl gefühlt. Leider war die Planstellenlage in meinem Offizierjahrgang eher bescheiden, so dass mein Vertrag als SaZ (Soldat auf Zeit) nun doch auslief. Notgedrungen machte ich mich also auf die Suche nach einer neuen dienstlichen Heimat. Die bayerische Polizei sollte es, nicht zuletzt auf Grund der Wohnortvorlieben und der beruflichen Nähe zur ehemaligen Ausbildung als Militärpolizist werden. Nach 14 Dienstjahren stehen einem ausscheidenden Soldaten diverse Erleichterungen zu, um sich wieder in das zivile Berufsleben einzugliedern. Die Information über diese große Anzahl von Möglichkeiten erledigt bei der Bundeswehr der Berufsförderungsdienst (BfD). Ich ließ mich also auch bei der zuständigen Stelle beraten und nahm einige Kursangebote, z.B. zur Vorbereitung auf den Test des Landespersonalausschusses Bayern teil. Blieb nun noch die Frage nach dem Übergangsmodell.  Hier entscheidet pure Mathematik beim Übergang vom Staatsdienst zum Staatsdienst. Ausschlaggebend für die Berechnung ist die Besoldungsgruppe zum Zeitpunkt des Ausscheidens. In meiner Besoldungsgruppe A11 rechnete sich gerade so das Modell „E-Schein“. Hier verringert sich die Abfindung stark, man bekommt fast keine weiteren, finanziellen Beihilfen, jedoch wird das zukünftige Gehalt als Beamten-Anwärter, in meinem Fall als angehender Polizist, auf die ursprünglichen Bruttobeträge der ehemaligen Besoldungsstufe über maximal zehn Jahre ausgeglichen. So sagte man mir beim BfD. O-Ton: „Machen Sie sich da keine Sorgen, Herr X. Ihr finanzieller Status Quo ist für die nächsten zehn Jahre gesichert.“ – Feine Geschichte, habe ich mir gedacht. Zwar die nächsten zehn Jahre keine wirkliche Gehaltserhöhung, aber Polizist wollte ich werden und in spätestens zehn Jahren bin ich ohnehin wieder in A11, da stehst Du wenigstens in der Ausbildung gut da. Habe ich ja mein Leben in den vergangenen 14,5 Jahren an mein Gehalt als Hauptmann angepasst. Altersvorsorge, Auto, Wohnung, Lebensstil, Familie… war alles schön gewöhnlich, nicht übertrieben, aber mit dem Gehalt bequem zu händeln. Auf Nachfrage wurde mir dies auch alles so bestätigt. Ich soll mir keine Sorgen machen. Also Befehle empfangen konnte ich ja, habe ich mir eben keine Sorgen gemacht.

Der erste Schock, nach dem Trauma der Auskleidung und den ganzen Verabschiedungen aus der mir wirklich an´s Herz gewachsenen Umgebung war die erste Lohnabrechnung. Ein Gehalt von der Polizei. Als Anwärter ein lächerlicher dreistelliger Betrag. Nichts womit man mit damals 34 Jahren leben kann. Dann die lang ersehnte Ausgleichszahlung vom Bund und das Gesicht fiel mir in den Keller. Alles in Allem knapp 600,- weniger. Auf Nachfrage: Tja, hat man Ihnen das nicht gesagt? Diverse Zulagen, wie Außendienstzulage, Trennungsgeld, Feldjägerzulage, DzuZ, DA, usw fallen natürlich weg und / oder sind nicht anrechenbar. Neu Trennungsgeldberechtigt war ich nicht, bzw. war ich wieder zum Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft verpflichtet. So als Anfänger. All die anderen Zulagen – weg! Autsch! Das tat weh, war zwar noch zu verkraften, aber man hätte sich dennoch gerne in seiner Lebensplanung darauf vorbereitet. Beratung im Vorfeld = 0!

Es folgte Schock Nummer 2: Eines der beiden Gehälter muss in Klasse VI versteuert werden. Was das bedeutet brauche ich keine erzählen. Noch war das ja halb so wild, da der Betrag der Polizei relativ gering war. Schlimmer wurde das dann im Folgejahr nach der ersten Beförderung bei der Polizei, nach der ich ziemlich genau fifty / Fifty bezahlt wurde. Nun waren also meine ehemals zu 100 % in Klasse I versteuerten Bruttobezüge plötzlich fast zur Hälfte in Klasse VI versteuert. Ein weiterer herber Verlust. Dieser konnte zwar zum Teil mit dem Jahreslohnsteuerausgleich wieder herein geholt werden, aber das Geld fehlt erst einmal, bis die Steuer irgendwann im Folgejahr eintrudelt.

Der krasse Schock Nummer 3 folgte auf den Fuße: Als braver (Ex-)Soldat meldete ich natürlich meine Beförderung unmittelbar an die zust. Besoldungsdienststelle, die WBV Süd, mit der Bitte, doch nun meine Ausgleichsbezüge entsprechend anzugleichen. Man versprach mir, sich darum zu kümmern Der Folgemonat: Geldschwemme! Beide Gehälter voll auf dem Konto. Also das neue Polizeigehalt und die alten Ausgleichsbezüge zum Anwärtergehalt. Nice! Dachte ich mir, so schnell haben die wohl nicht geschalten und rief erneut in der WBV an. Antwort war, dass man das nicht mehr einpflegen konnte und auf die Lohnabrechnung des Landesamtes der Finanzen Bayern warten würde um den korrekten Betrag auszurechnen. Ich solle damit rechnen, die überzahlten Beträge zurück zu zahlen. War ja klar. Hier mein erster grober Fehler: All diese Gespräch verliefen telefonisch. Kein Einschreiben. Dafür könnte ich mich im Nachhinein ohrfeigen. Zweiter Fehler: Ich habe mein Konto befragt und errechnet, dass ich nun um ca. 700,- EUR zu viel drauf hatte. Dann habe ich den falschen Schluss gezogen und ab sofort ca. 700,- EUR im Monat für die erwartete Rückzahlung zurückgelegt. Logisch habe ich mir gedacht, du hast 700,- zu viel drauf, solltest aber immer denselben Betrag raus bekommen, also bin ich 700,- EUR überzahlt. Nicht so die rechnerische Logik. Nach sage und schreibe neun (!) Monaten der Überzahlung bekam ich endlich eine endgültige Abrechnung. Ich sollte nun aber nicht die von mir errechneten 6300,- EUR zurück zahlen sondern plötzlich gute 8000,- Euro! Blutsturz! Die müssen sich vertan haben. Weit gefehlt! Bei der Nachberechnung ist nun aufgefallen, dass ich beim Land ein Weihnachtsgeld (Sonderzahlung) bekomme, die ich beim Bund nicht bekam => anrechenbar (?????), außerdem bekomme ich beim Land nun auch diverse Zuschläge als Beamter auf Probe, die ich als Anwärter nicht hatte und die seinen nun rückwirkend alle anrechenbar. Diese Logik erschloss sich mir bis heute nicht. Warum steht mir eine Sonderzahlung, wie z.B. Schichtdienstzulage, oder Polizeidienstzulage nicht zu? Ich leiste Schichtdienst und Polizeidienst, arbeite also auch anders, als früher beim Bund und soll den entsprechenden finanziellen Ausgleich dafür auf mein altes Gehalt aufgerechnet bekommen, also den Schichtdienst oder die Gefahr des Polizeidienstes für den Bundeshaushalt leisten? Das mit dem Weihnachtsgeld tut zwar weh, kann ich aber wenigstens im Grunde nachvollziehen. Es ist eben en zusätzlicher Baustein im Jahresbrutto.

Ich beantrage Ratenzahlung, da ich gerade keine 8000,- im Geldbeutel hatte. Dazu muss man bei der WBV einen kompletten finanziellen Striptease hinlegen. Also alles angeben, was belastet und entlastet. Meine Verhandlungsbasis war eine monatliche Rate von 250,-. Ich hoffte mich auf eine Rate von 300-400 Euro einigen zu können. Weit gefehlt. Es wurde eine Rate von knapp 800,- EUR festgelegt. Diese Festlegung war kein Verwaltungsakt, also keine Möglichkeit des Einspruches gegeben. Ich konnte also nur gegen den Gesamtbescheid Einspruch einlegen, allerdings ohne aufschiebende Wirkung, was aber sinnlos war, da die Berechnungen ja nicht falsch waren. So hatte ich also die nächsten zehn Monate rund 800,- EUR weniger im Monat. Von jetzt auf Gleich. Interessanter Ansatz, wenn man keine Miete, Unterhalt, Lebenserhaltungskosten, Autokredit, Altersvorsorge und andere Fixkosten hat. Mein Glück war, dass mich meine Mutter unterstützen konnte, bzw. auch die Bank bereit gewesen wäre mit einem Kurzkredit auszuhelfen. Ich musste mir also Geld leihen, hätte bei der Bank Zinsen zahlen müssen um meine Überzahlungen zurück zu zahlen. Ich betone ausdrücklich: Ich war bereit, das Geld zurück zu zahlen, aber in sozialverträglicher Rate. Nun ja, auch das habe ich irgendwie geschafft, unter Anderem durch Stilllegung meiner Altersvorsorge. Macht ja nix, weil alt werde ich ohnehin nicht. Und Fakt war damals wie heute, es gibt Verpflichtungen die gehen vor. Der Kindesunterhalt zum Beispiel. Aber sicher nicht Forderungen der Bundeswehr, die diese selber verbummelt hat.

Wie gesagt, die zehn Monate gingen irgendwie rum. Sie haben ein tiefes Loch in meinen Dispo gerissen und Urlaub oder andere Dinge sind halt ausgefallen. Nun war ich Mitte des Jahres froh, das hinter mir zu haben und eben dabei, meinen armen Dispo wieder auszugleichen. Auf gutem Weg. Dann kam ja auch noch das Weihnachtsgeld. Ichbetone mir war ja nun bekannt, dass ich vom Land Weihnachtssonderzahlungen bekomme und diese auch monatlich in die Ausgleichsgebührnisse einberechnet waren. Hab mich also auf mein 13. Gefreut. Ist ja auch Weihnachten.

Gestern Schock Nummer 4: Dicker Brief von meinen Freunden bei der WBV. Jahresabrechnung. Man habe sich zum 04.12.12 eine Bescheinigung der geleisteten Zahlungen vom Landesamt für Finanzen schicken lassen. Es folgen 8 Seiten Berechnungen, die ich trotz Abitur und einem abgeschlossenen Studium mit Nebenfach Stochastik und Statistik, sowie einem aktuell laufendem Studium zum Verwaltungsfachwirt nicht verstehe. Voller Abkürzungen, ohne Abkürzungsverzeichnis, voller Zahlen, die ich so größtenteils auf meinen Lohnabrechnungen nicht finde. Beispiel: Es wird wieder die Polizeizulage als Sonderzahlung angerechnet. Auch wenn ich es noch immer nicht korrekt finde, da ich den Gefahren des Polizeidienstes ja ausgesetzt bin, aber na ja… Themawechsel. Aber komischerweise nicht der Betrag, der auf meinen Lohnabrechnungen steht. Dann Gehaltserhöhungen im Polizeigehalt, die ich ebenfalls auf meiner Lohnabrechnung nicht finde. Wir haben dieses Jahr keine Gehaltserhöhung bekommen! Eine geringe Gehaltserhöhung auf Seite der Bundeswehr, die sich auch auswirkt und dann der Hammer: Der regelmäßige Anstieg der Dienstaltersstufe: Erstens zum Juli. Ich habe aber Geburtstag im Oktober. ??????? Außerdem wieder so ein Punkt. Wenn das Dienstalter bei der Polizei steigt, muss es auch beim Bund steigen. Statt ist in dem Fall Staat. Also müsste sich das auch auf mein Endbrutto auswirken, darf es aber nicht. Ende vom Lied wieder 1700,- EUR Rückforderung. Ich werde wahnsinnig. Gleich verbunden mit Vorschlag zur Ratenzahlung. Nett. Diesmal nur 470,- EUR Raten. Na dann… geht ja. Knapp 500,- EUR weniger tut ja nicht weh. Unterschied zum letzten mal: Diesmal keine Gehaltserhöhung, die ich nicht per Einschreiben geschickt habe sondern das ganze Jahr über die Standardbeträge überwiesen bekommen. Alles Summen, die seit ewigen Zeiten gleich sind, also auch bekannt und vorberechenbar. Wieder soll ich sofort zahlen. Mein Ansatz jetzt: § 818 III BGB unter Ausschluss § 819 BGB. Bin ja mal gespannt ob ich das begründet bekomme. Diesmal will ich nicht mehr zurückzahlen. Ich sehe nicht ein, jedes Jahr zu bluten, weil die Damen und Herren der Besoldungsdienststelle die korrekten Beträge nicht auf den Kreis bekommen, das System aber auch dermaßen undurchsichtig ist, dass man es selber nicht kontrollieren kann, da man ja nur Abrechnungen mit den Endbeträgen bekommt. Wie diese Beträge zustande kommen kann man dann das ganze Jahr über erraten und zum Jahresende vielleicht au der mit Zahlungsaufforderung verbundenen Abrechnung sehen.

Es ist nicht so, dass ich mich unrechtmäßig bereichern will. Ich war, wie es in der Gesetzessprache so schön heißt jederzeit gutgläubig. Der Umstand der Überzahlung war für mich nicht erkennbar. Das Geld ist ausgegeben, da ich es als mein festes Monatsendgeld eben in meine Lebensführung einberechnet hatte. Ich finde diese Art und Weise des Umganges mit verdienten Soldaten unseres Staates ungebührlich.

Der Hammer heute als ich mich über die genaue Zusammensetzung der Berechnung erkundigen wollte. Zu allererst ist es ja beinahe unmöglich in dieser WBV irgendwem an ein Telefon zu bekommen. Nach mehreren Versuchen ist es mir schließlich gelungen. Die Dame – meine Bearbeiterin – gereizt, unfreundlich und nicht wirklich auskunftsfreudig. Dabei bin ich zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgegangen, dass ich einfach zu doof bin, die Berechnung zu verstehen und wollte einfach FREUNDLICH Information erfragen. Hinzu kam, dass die Dame wohl ihre Zähne beim sprechen nur minimal bewegen wollte oder konnte, ergo ich jeden Satz zweimal nachfragen musste. Information kam ohnehin kaum rüber. Es fiel mehrfach das Wort Sonderzahlung, also Weihnachtsgeld. Das ist aber ohnehin bereits mitverrechnet und es war ebenfalls spätestens seit der letzten Nachberechnung bekannt, dass ich es beziehen darf. Warum muss das also nachberechnet werden und kann nicht direkt mit einberechnet sein? Unlogisch. Auch dass es sich in der Aufstellung um Kleinbeträge pro Monat handelt, die sich einfach summieren. Das schaut eher nicht nach Weihnachtssonderzahlung aus. Sie schloss das Gespräch dann lapidar, indem sie mir mitteilte, dass sie ohnehin nur die Berechnung mache und wenn ich weitere Information haben wolle, ich den BfD bemühen müsse, da die ja die Ausgleichsgebührnisse anordnen und deshalb auch die Regelungen kennen. Alles klar! Also habe ich dort angerufen. Natürlich auch erst nach einer knappen Stunde Wählversuche bin ich dann auch durch gekommen. Diesmal eine sehr freundliche Mitarbeiterin. Routiniert im Umgang mit Kunden am Telefon. Leider konnte sie mir auch nicht weiterhelfen, da sie, die sie ja in der Beratungsstelle für ehemalige Soldaten sitzt und den ganzen Kram verkauft, sich mit sowas nicht en Detail auskennt. Sie kennt zwar die Grundlagen, aber nicht die genauen Bestimmungen. Wenn ich da mehr wissen will, solle ich bitte bei der Besoldungsdienststelle, also der WBV Süd anrufen, da die ja das ganze berechnen müssen und sich folglich auskennen. Ich raste echt aus! Das Haus das Verrückte macht ist da ein Scheiß dagegen. Hier wird man nicht nur von links nach rechts geschickt, hier bekommt man nicht einmal das blaue Formular C4 gegen das grüne Formular G8 im Tausch gegen drei rote Formulare Z6. Hier bekommt man mal einfach gar nichts.
Und nun? Ich weiß es nicht. Ich selber bin zu doof für diese Berechnung, ich finde weder im Netz, noch im Reallife etwas. §818 III BGB begründen oder nicht? Lohnt sich die Mühe? Ich habe eigentlich dank Lernstress gar keine Zeit dafür, aber 1700,- EUR wäre es wert. Wie kann ich verhindern, dass sowas das nächste Jahr wieder passiert? Wie ein Kollege jede Lohnabrechnung per Einschreiben an die WBV senden? Das kann es doch nicht sein? Wer Interessiert sich hierfür und noch andere Geschichten, die eigentlich auf keine Kuhhaut gehen? Keine Abrechnung mit alten Arbeitgebern, aber ich muss schon gestehen, dass sich mein Gerechtigkeitssinn extrem angegriffen fühlt. Eingabe an den Wehrbeauftragten.. mein Vertrauen in diese Institution ist nach meiner letzten und bisher einzigen Eingabe auch stark gesunken.

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G´schicht aus dem Zug – Von Kotzenden, Helfenden und der Youtube-Gesellschaft oder: wie man medienwirksam ein Leben rettet

Mo ,23/04/2012

Es gibt Tage, an denen…

Eigentlich war gestern gar nicht so ein Tag. Es ging erst los, als ich im ICE, auf dem Heimweg war. Erst gefreut, dass ich noch einen früher erwischt hatte und folglich auch eine gute halbe Stunde länger zu schlafen hatte, dann begann Murphy jedoch wieder fleißig zu arbeiten:

1. Gegenstände am Gleis. Zehn Minuten in der Gegend rum gestanden. Na ja halb so wild.

2. Dann hat sich der sechsjährige – zum Glück am anderen Ende des Großraumabteils – gedacht, er lässt sich Negerküsse, Chips, Hamburger, Cola, Gummibären, Schokolade und all den anderen Kram, den seine Mutter in ihn reingestopft hat, damit er den Schnabel hält noch einmal durch den Kopf gehen. Ich muss sagen: Respekt! Noch nicht einmal nach sechs Maß Wies´n Bier bekomme ich so einen Strahl hin! Drei Sitzreihen voll mit Negerkuss, Chips, Hamburger & Co. Es fiel mir echt schwer, mich zwischen lachen oder weinen zu entscheiden. Die Dame mit der Gurke im Haar sah aber auch zu komisch aus. Der Geruch im Abteil war dagegen weniger komisch. Nun gut…was macht der deutsche Nationalbürger in diesem Fall? Lauthals nach der Polizei rufen. Nur gut, dass der brave Beamte in Uniform gleich mit im Abteil saß. Was sollte ich nun tun? Handschließen bei dem kleinen Bengel fand ich zu krass. Pfefferspray? Hmmm hätte noch schlechter gerochen und wer weiß, vielleicht hätte er dann den Rest seines Magen auch noch ausgekotzt. Ich habe mich also entschlossen…

Keine Maßnahme zu treffen…

BÖSER FAUX PAS! Da hab ich aber mal nicht mit dem Bürger gerechnet. Es fielen Worte wie: „Die Cops machen auch nix, wenn man sie braucht“ und ähnliches. Na ja… nachdem dann alle erst einmal auf den zivilen Rechtsweg hingewiesen waren, kam die völlig verdatterte Mutter des Übeltäters auch einmal zu Wort. Und… man glaubt es nicht… sie hat sich entschuldigt! Es war ihr peinlich! Es tat ihr leid! Und sie war sogar bereit, den entstandenen Schaden zu begleichen! Und das völlig ohne Polizeigewalt. Da hatte sie aber die Rechnung ohne die werten Mitreisenden gemacht. So viel Freundlichkeit geht gar nicht. Es kam nun die Frage an den braven Polizeibeamten auf, ob denn die Personalien, die die böse böse Mutter vorgab eventuell gefälscht sein könnten. Hmm na ja… ich habe, wenn ich mit meiner Tochter unterwegs bin ja auch immer einen gefälschten Personalausweis in der Tasche, falls meine Prinzessin mal jemand vollkotzt… Unglaublich. Ich habe mich dann, ganz in Beamtenmanier, aus der Diskussion ausgeklinkt und die Damen und Herren mal machen lassen. In der Hoffnung, dass sich keiner im Folgenden klppen möge…

3. Es folgte die obligatorische Signalstörung. = 10 Minuten zusätzliche Verspätung. Fahren wir halt keine 315 Km/h auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke.

4. Ich hatte meinen Film auf dem iPad wieder gestartet. Der nächste aufgeregte Mitreisende stürmt in das Abteil, ob denn hier ein Arzt sei, im Nebenwagon würde eine Person unter Krämpfen am Boden liegen. Habe ich mir gedacht, grüne Uniform ist zwar keine weiße Sani-Uniform, guck ich mir das Drama aber trotzdem mal an. Tatsächlich einen Wagon weiter lag ein älterer Herr am Boden, blutete aus dem Mund und wurde eben unter den wachsamen Blicken aller anderen Mitreisenden in stabile Seitenlage gebracht. Gut dass der Ersthelfer Offizier der Bundeswehr war, so war er es gewohnt, alleine zu arbeiten und dabei von allen anderen beobachtet zu werden. Helfen wollte sonst keiner, da der arme Herr sich eingenässt hatte und ja wer weiß was für eine Krankheit haben könnte und – Oh Gott! – es floss Blut aus seinem Mund. Ich konnte nicht umhin, dem armen Offizier zu helfen. Wir prüften die Vitalfunktionen und stellten fest, dass diese bei der letzten Station ausgestiegen waren. Nun konnten wir der gaffenden Menge wirklich was bieten! Den Herren zurück gedreht auf den Rücken und auch noch den Oberkörper frei gemacht. – Nackte Haut!!! – Taschenmaske aus der Uniform gezaubert, Handschuhe an, (was nicht alles in so ne Uniform rein passt!) kurz angezählt und los ging die HLW. Wir brauchten nicht lange und der Herr entschied sich, dass er nun auch selber wieder leben wollte. Mit uns reden, das wollte er aber nicht -> Tiefe Ohnmacht.

Auf meine Frage, ob denn mal eben jemand den Zugchef informieren könne erntete ich breite Zustimmung… aber leider keine Reaktion. Erst als ich eine weitere Person unmittelbar ansprach, setzte sich die Dame in Bewegung und machte sich auf die Suche nach dem DB-Personal. Ich hatte die unverschämte Idee, den ICE am nächsten möglichen Bahnhof anzuhalten, um dort den Patienten, der noch immer röchelte und nicht ansprechbar war, dort dem Notarzt zu übergeben. Ich musste mich dann aber überreden lassen, doch bis Frankfurt HptBhf durchzufahren. Waren ja nur noch 15 Minuten. Dort sollte dann aber ein NRW-Team auf uns, gemeinsam mit der Bundespolizei warten. Mittlerweile konnte ich auch den Schaffner dazu überreden, eine Durchsage zu machen, ob denn evtl. ein Arzt im Zug wäre. Es dauerte auch nicht lange und es eilte ein junger, netter Halbgott (diesmal aber nicht in Weiß) zu Hilfe. Was ich bis dato nicht wusste, aber wirklich toll finde: Jeder ICE führt einen voll ausgestatteten Notarztkoffer mit allen möglichen Mittelchen und Werkzeug zum hantieren am menschlichen Körper mit sich. Der freundliche Mediziner machte sich auch sofort an´s Werk und siehe da, unser Patient blieb stabil bis Frankfurt. Nachdem der Zug aber langsam eine gewisse Unwucht erlitt, da der betroffene Wagon nun übervoll mit gaffenden Menschen war, was auch den Sauerstoffgehalt im Wagen massiv sinken ließ, bat ich dann die Mitreisenden, die ihren Platz wo anders hatten, diesen doch nun auch wieder aufzusuchen, da die Show hier vorbei wäre. Ich erntete nicht nur Zustimmung. Waren doch noch nicht alle Hndyvideos abgedreht. Und keiner wusste, was Regisseur Murphy noch im Programm hatte. Erst die Androhung polizeilicher Maßnahmen, bis hin zum Platzverweis verschafften mir Gehör und unter Murren und Knurren zerstreute sich die Menge.

Mittlerweile hatten wir auch den Koffer des Erkrankten und sein Hab und Gut identifiziert. Eine große Menge Bargeld, Dokumente und Umschläge, aber kein Ausweis. Nur eine Bahncard mit Namen und Nummer. In Frankfurt angekommen erträumte ich mir hieraus die Möglichkeit über die Kollegen der Bundespolizei nun endlich auch an die persönlichen Daten des Herren heranzukommen. Weit gefehlt. Ich musste wieder Neues lernen. Der Herr Kollege interessierte sich zu allererst einmal dafür, wo denn der Zusammenbruch stattfand. Hmmm… wohl im Wagon… Das wäre fein, sagte er, denn hier dürfe der Passagier zusammenbrechen und da er nicht zwischen Zug und Bahnsteig ohnmächtig wurde und krampfend im Gleis läge, wäre er als BuPo nun „hier raus“. Sprachs, drehte sich  um und wandte sich zum Gehen. Nun ja, die Zugbegleiterin konnte ihn dann wenigstens dazu überzeugen, die Koffer, das Geld und andere Gegenstände zur Eigentumssicherung an sich zu nehmen. Mein militärischer Helfer und ich mühten uns zwischenzeitlich, gemeinsam mit dem mittlerweile eingetroffenen Notarztteam damit ab, den doch recht korpulenten Herren aus dem engen Zug zu schaffen. Auf dem Bahnsteig wollte ich nun eben noch den Namen meines Schützlinges und den der Ärzte notieren (ich weiß, ich bin ein spießiger Beamter) und schaffte es gerade noch in den mittlerweile wieder anrollenden Zug, in dem ja auch noch mein Gepäck stand zu springen. Glück muss man haben! In dem Fall das Glück, dass die Schaffnerin wenigstens aufmerksam genug war, den Eingang beim Patienten als Schaffnertüre zum Abfertigen des Zuges zu nutzen und diese noch offen hielt. Na ja, ich bin mir sicher, mein iPad, mein Geldbeutel und mein Koffer hätten sonst auch andere Freunde gefunden und ich wäre sicher irgendwie anders auch nach München gekommen…

Wenigstens eine Cola auf Kosten der DB gab es dann im Restaurantabteil noch…

5. Es folgte die obligatorische Baustelle mit weiteren 15 Minuten Wartezeit auf den Gegenverkehr.

6. Mein Anschluss in München war natürlich weg.

7. Das Taxi nach Hause kostete auch nur 27,- Euro

8. Um halb drei war ich dann auch im Bett.

Abschließend bleibt zu sagen: Auch wenn diesen Text ein gewisser Sarkasmus trägt, ich bin froh, dass ich heute von den dann doch etwas netteren Kollegen der BuPo in Frankfurt erfahren durfte, dass der Herr zwar in neurologischer Intensiv liegt, mit einem Ableben jedoch nicht mehr zu rechnen ist. Ich bin auch froh, dass es unter den paar Hundert Mitreisenden wenigstens noch zwei gab, die freiwillig mithalfen. Danke an den mir nun bekannten Offizier aus Neubiberg, dessen Chef ich selbstverständlich über das tadellose und beispielhafte Verhalten seines unterstellten Soldaten informiert habe und danke an den Arzt, der dank der tollen Ausrüstung der DB auch in der Lage war, dem armen Mann wirklich zu helfen. Trotzdem einmal mehr Schimpf und Schande über Euch Gaffer, die ihr im Weg herum gestanden seid, Eure verfluchten Handys gezückt habt und sonst nur Sauerstoff verbraucht habt. Euer Glück, dass ich weder Zeit noch Lust hatte, Personalien fest zu stellen und weitere Maßnahmen nach dem StGB gegen Euch einzuleiten.

Was bleibt ist ein gutes Gefühl, geholfen zu haben und ein fader Nachgeschmack anlässlich unserer Gesellschaft.

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Unbedingt zu beachtender Seitenblick – Die andere Seite der Gorch Fock Geschichte

Sa ,29/01/2011

Nachdem ich mich die letzen Tage, was die Bundeswehr-Diskussion angeht, sehr zurück gehalten habe, hier ein muss! für jeden politisch interessierten Menschen. Es ist ein Unding unserer Zeit, dass Presse und damit auch ein Großteil der Bevölkerung nur in eine Richtung Bericht erstatten. Dass es nur die Richtung der Meinungsbildung gibt, die die größten Schlagzeilen erbringt. Ich erwarte eigentlich von unabhängiger Presse, auf die wir ach so stolz sind, dass diese wirklich unabhängig und neutral berichtet. Leider nicht der Fall. So habe ich ausser im Focus online, welcher wenigstens in einer Randnotiz den offenen Brief der Besatzung der Gorch Fock anspricht bisher in noch keinem Medium einen Abdruck des offenen Brief gefunden.

Hier darum für den interessierten und in alle Richtungen offenen Leser der Brief der Besatzung an Verteidigungsminister zu Guttenberg. gefunden auf Der Spiegelfechter, ein genialer Blog:

Zitat aus Der Spiegelfechter:

Offener Brief

Besatzung Segelschulschiff GORCH FOCK
Schweriner Straße 17a
24106 Kiel

Sehr geehrter Herr Minister,

mit diesem Brief möchten wir uns als Stammbesatzung zu den Behauptungen, die in der Presse kursieren, äußern. Des Weiteren soll dieser Brief Ausdruck und Zeichen sein, wie sehr die Stammbesatzung hinter ihrem Kommandanten steht.

Unfall Salvador de Bahia

Der Unfall unserer Kameradin in Salvador war für alle ein harter Schlag und nicht leicht zu verarbeiten. Dies hat man sehr deutlich am Zustand der Besatzung feststellen können, vor allem bei den direkt betroffenen Soldaten in der Takelage und an Deck. Daher ist es uns unverständlich, Äußerungen zu hören, welche uns Ausbilder als Menschenschinder bezeichnen. Dies ist ein Schlag ins Gesicht jedes Einzelnen hier an Bord und Rufmord!

Dies alles sind Äußerungen von Petenten, die ein grundsätzliches Problem mit der Gorch Fock haben. In Salvador war eine Besatzungsfeier auf der Pier geplant. Diese wurde natürlich abgesagt. Vielmehr hat der Offizierslehrgang am letzten Tag in Salvador für die Besatzung und die Ausbilder ein Bier ausgegeben, um gemeinsam die Geschehnisse zu besprechen und die gute/richtige Reaktion der Schiffsführung auf diesen Unfall zu würdigen. Dies alles geschah im Gedenken an unsere verstorbene Kameradin und war vom Lehrgang gewünscht und initiiert. Das in der Presse veröffentlichte Bild entspricht somit nicht den Tatsachen!

Umgang mit der Situation

Die Schiffsführung setzte nach dem Unfall die Enterübungen aus und gestaltete den Dienstbetrieb neu und sinnvoll für alle Beteiligten. Unmittelbar nach dem Unfall suchten die Ausbilder und Vorgesetzten das Gespräch mit dem Lehrgang. Nach den administrativen Erstmaßnahmen wurde ein deutscher Pfarrer aus Salvador benachrichtigt, welcher mit zwei ausgebildeten PEERs (Sanitätsmeister der Besatzung) die seelsorgerische Betreuung an Bord übernahm. Hier hat die Schiffsführung unserer Meinung nach richtig gehandelt und sich fürsorglich um die Besatzung gekümmert. Gerade bei dem Thema „Umgang mit der Unfallsituation“ hörten wir immer nur das Wort „Kadetten“. Wer denkt dabei an die Ausbilder, die diesen Unfall direkt miterlebt haben und die in der Takelage verbliebenen Kadetten sicher an Deck begleitet haben? Diese Jungs haben in einer extremen Situation hervorragende Arbeit geleistet und die Beherrschung behalten.

Der Lehrgang wurde umgehend unter Deck geschickt, um die verunfallte Kameradin nicht sehen zu müssen. Die Stammbesatzung, sprich die Ausbilder, haben an Oberdeck alles Menschenmögliche getan, um der Kameradin zu helfen und sie vor neugierigen Blicken zu schützen.

Kommandoenthebung des Kapitän zur See Schatz

Auch ist uns allen mehr als unverständlich, einen Kommandanten, der allseits beliebt ist, gut zu seiner Besatzung war und viele Entbehrungen auf sich und seine Familie genommen hat, um das Schiff gut zu führen, so abzuservieren, wie es hier der Fall war. Warum wurde ein zuverlässiger, loyaler Offizier ohne Untersuchung bzw. Untersuchungsergebnis so behandelt und bloßgestellt?

Auch fehlte uns der Rückhalt unserer übergeordneten Dienststellen, welche sich zu keiner Zeit vor uns stellten oder sich nach unserem Befinden erkundigt haben. Dies alles vor dem Hintergrund unbestätigter Anschuldigungen, welche eine Gruppe von Petenten (Offiziersanwärter) in Form einer Eingabe an die Öffentlichkeit gebracht haben.

Vorgaben zur Durchführung einer Segelvorausbildung

Der Lehrgangsteilnehmer soll behutsam und unter Aufsicht physisch und psychisch bis an die Grenzen seiner individuellen Belastbarkeit geführt werden, damit er ruhig, sicher und beherrscht handeln kann, wenn er im Einsatz in die Lage höchster Gefahr für das eigene Leben kommt. Der OA (Anm. d. Red.: Offiziersanwärter) erfährt und verinnerlicht die Grundsätze und Ziele der Inneren Führung, den Sinn von Disziplin, Selbstdisziplin und Gehorsam.

Dabei kommt es darauf an, dass der OA im Rahmen der Segelvorausbildung durch die Vermittlung von theoretischen seemännischen Grundkenntnissen und –fertigkeiten sowie durch drillmäßiges Segelexerzieren den Umgang mit Segeln sowie stehendem und laufendem Gut beherrscht und die erforderlichen Sicherheitsaspekte beachtet.

Umsetzung an Bord:

Die Ausbilder an Deck haben Weisung, bei Erkenntnissen, die eine vorübergehende Einschränkung der Entertauglichkeit nahe legen, die betroffenen Soldaten beim Schiffsarzt vorstellig werden zu lassen. Ein Entern allein auf freiwilliger Basis hat an Bord der Gorch Fock bis zum Unfall am 07.11.2010 nicht stattgefunden. Vielmehr waren alle Kadetten, die die genannten Voraussetzungen erfüllten, gehalten, an den Enterübungen teilzunehmen. Soldaten, die sich bei den Enterübungen schwer taten wurden unter besonderer Aufsicht weiter am Topp bzw. durch einen Ausbilder individuell am Besanmast ausgebildet und dabei behutsam an das Lehrgangsziel herangeführt.

Richtlinien für das Entern ab dem 11.11.2010 (nach dem Unfall in Salvador de Bahia): Auf Weisung des Kommandanten fanden weitere Enterübungen nur noch auf freiwilliger Basis statt (Am ersten Tag gingen 20 OAs von 70 nicht in die Takelage, am zweiten Tag nur noch 14).

Wie oben ersichtlich, wurden nach dem Unfall in Salvador einige neue Voraussetzungen festgelegt, um die Sicherheit der Soldaten bei Arbeiten/Ausbildungen in der Takelage zu erhöhen. Auch hier hat die Schiffsführung richtig – und unserer Meinung nach – nicht überzogen reagiert. Die Darstellungen in der Presse sind falsch und extrem verzerrt.

Natürlich müssen die Ausbilder gegenüber den Soldaten die Stimme erheben, denn wir bewegen hier einen Großsegler, mit ca. 2000qm Segelfläche im offenen Seeraum. Dieses Segeln findet nicht nur bei angenehmen Wetterverhältnissen statt, sondern auch bei schwerer See mit Windstärken bis zu Bft. 12. Dass ein Befehl beim Segeln für das Schiff und die an Deck befindlichen Soldaten sicherheitsrelevant ist und durch die erhöhten Windgeräusche laut ausgesprochen, bis hin geschrien werden muss, ist nur logisch und im Rahmen der Fürsorgepflicht richtig.

Daher muss im Hafen eine hohe Leistungsbereitschaft der Lehrgangsteilnehmer hergestellt werden, um das Schiff im Seebetrieb sicher zu führen. Der Kommandant hat sogar die Pflicht, eine hervorragende Ausbildung zu verlangen, so dass er mit der Besatzung das Schiff sicher bewegen kann, und das zum Wohl aller an Bord und anderer Verkehrsteilnehmer. Lehrgangsteilnehmer, die mit dieser Situation nicht zurecht kommen, sollten sich überlegen, ob sie den richtigen Beruf gewählt haben. Denn dieser Ausbildungsabschnitt gehört nun mal zur Offizierbasisausbildung dazu.

Vorwürfe wegen sexueller Belästigung

Lapidar geäußerte Sprüche von jungen Soldaten wie die in der Presse aufgeführten sind und bleiben schlechte Sprüche unterhalb der Gürtellinie und sind auch nur Sprüche!

Zu keiner Zeit wurde hier an Bord ein Soldat von einem anderen angefasst oder gar sexuell belästigt. Natürlich ist die Schiffsführung über die gefallenen Äußerungen nicht erfreut gewesen und hat daher entsprechende Konsequenzen gezogen, nämlich eine Musterung mit deutlichen Worten des Kommandanten an die Soldaten. So etwas wurde und wird hier an Bord nicht toleriert!

Der Name GORCH FOCK ist nach diesen Vorfällen nur noch sehr schwer reinzuwaschen. Dies bedauern wir und – wie wir denken – auch ein Großteil der deutschen Bevölkerung, die immer stolz auf ihre „Weiße Lady“ war, zutiefst! Wie viele Empfänge und Reisen wurden mit diesem Schiff durchgeführt. Überall, wo es auftauchte, freuten sich die Menschen über das Schiff und unser Land.

Natürlich haben sich Politiker jeder Parteizugehörigkeit und übergeordnete Instanzen sehr gerne im Schein dieses Schiffes gefeiert. Genau diejenigen, die uns jetzt fallengelassen haben.

Wir hoffen, sehr geehrter Herr Minister zu Guttenberg, Sie verstehen nun auch die Sicht der Stammbesatzung, die immer ihr Bestes gegeben hat, um sicher und qualitativ hochwertig Kadetten an Bord auszubilden. Wir werden nun in der Presse als schlechte Menschen, ja gar als Unmenschen dargestellt. Dies macht uns und unseren Familien sehr zu schaffen.

Wir, die Stammbesatzung der Gorch Fock, fühlen uns sehr alleine gelassen – hier am Ende der Welt.

Hochachtungsvoll,
Besatzung Segelschulschiff GORCH FOCK

Anmerkung Jens Berger (Der Spiegelfechter): Der Brief ist mir auf einem vertrauenswürdigen Weg zur Veröffentlichung zugespielt worden. Wer den Brief weiterverbreiten will, kann dies gerne unter Nennung der Quelle tun. Die Stammbesatzung der Gorch Fock hat einen Maulkorb bekommen und darf nicht mit der Presse sprechen. Dieser Maulkorb ist natürlich im Sinne der “Wahrheitsfindung” problematisch, da die ausgeflogenen Lehrgangsteilnehmer ihre Version ganz selbstverständlich den empörungssüchtigen Journalisten von BILD, WELT und SPIEGEL erzählen dürfen, die diese Aussagen ihrerseits noch weiter skandalisieren. Die in diesem offenen Brief beschriebene Version der Geschehnisse wird im Laufe der Ermittlungen ohnehin zur Kenntnis genommen werden müssen. Das Problem: In ein paar Monaten wird bereits eine neue Sau durchs Dorf getrieben und weder BILD, WELT noch SPIEGEL interessieren sich dann für diese Erkenntnisse. Heute werden die Fakten geschaffen und heute wird der Ruf der Beteiligten und des Segelschulschiffes Gorch Fock zerstört. Eigentlich sollte es Bestandteil einer fairen Berichterstattung sein, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen. Diese Fairness zählt im Fall Gorch Fock offensichtlich nicht. Ich hoffe, dass dieser offene Brief dazu beitragen kann, die aus dem Ruder gelaufene Diskussion ein wenig zu versachlichen.

Zitat Ende

Bitte liebe Leser -> weiterverbreiten und drüber nachdenken. Es lohnt sich immer, beide Seiten der Medaille zu erkennen! Ich denke hier sind einige Punkte der vorangegangenen, öffentlichen Diskussion angesprochen. Es kotzt mich gelinde gesagt an, wie vermeintlich gut informierte Bürger in Foren, wie Twitter oder Facebook unqualifizierten, durch die Presse einseitig gefärbten Mist von sich geben und dann auch ncoh behaupten, politisch interessiert und informiert zu sein. Ein Großteil davon weiß eben mal, dass man Bund, in Bezug auf Bundeswehr mit „d“ schreibt und haben sonst keine Ahnung vom Stress und der hochrangigen Arbeit unserer Kameraden, die für Deutschland den Kopf hinhalten und in einem ehrbaren Beruf unser Land vertreten. Denkt doch mal nach! Demokratie darf keine pressegefärbte Einabhnstraße sein! Hier darf nicht gelten: „Wer zahlt, schafft an!“

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Nachtrag zum gestrigen Seitenblick über Bundeswehr, Gorch Fock und zu Guttenberg im Kreuzfeuer

So ,23/01/2011

Der Minister erklärt sich. Karl Theodor zu Guttenberg spricht zu den aktuellen Themen die leider die Öffentlichkeit beschäftigen müssen. Hier der Link zum Vortrag des Herrn Ministers.

Zu meinem Blog von Freitag hat sich heute also eine Menge ergeben.

Heute wurde außerdem der Kapitän der Gorch Fock abgelöst. Außerdem äußert sich erneut die Mutter der verunglückten Soldatin und zeigt die Bundesrepublik Deutschland in einem Strafverfahren, parallel zu den aktuellen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft an. Der Medienrummel dreht hoch. Die Opposition, vorne weg Personen, wie Jürgen Trittin, oder andere „Spitzen“Politiker der SPD und anderen Parteien. Was ist denn hier los?! Der Verteidigungsminister reagiert. Dies wurde so gefordert und ist so geschehen. Voreilig? Ich hoffe nicht. Es scheint etwas hinter den Vorwürfen gegen die Führungscrew der Gorch Fock zu stecken. Bleibt offen was. Darum noch immer: Vorsicht mit den Vorwürfen! Die Ermittlungen laufen und das ist normal. Bleibt zu hoffen, dass das Ministerium nicht noch weiter dem Druck nachgibt und sich zu vorschnellen Maßnahmen, die schwer zurück zu nehmen sind hinreißen lässt, wie mancher Politiker dies fordert. Ich habe heute Dinge gehört, wie Gorch Fock einmotten, Crew komplett entlassen usw usw… Leute lasst mal die Kirche im Dorf! Unfall! Kein Ausbilder hat die junge Matrosin aus den Wanten geschubst. Was setzt man denn hier wieder für Zeichen. Ich fühle mich zurückerinnert an den Fall des Oberst Klein. Auch hier wurde ein Bauernopfer gesucht und gefunden. Militärische Führer, die stringent Entscheidungen treffen werden abgesägt. Sicher sicher, jeder Offizier hat die Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen, aber dennoch… Wenn nach der Entscheidung Menschen unter dem Druck der „allinformierten“ Presse diese Entscheidungsträger zermalmen, wer wird dann noch schwere Entscheidungen treffen? Der Führernachwuchs weicht immer weiter auf. Die neue Führungsebene wird immer weiter ohne Rückgrat ausgebildet werden. Harte Ausbildung – Fehlanzeige! Verantwortungsbewusstsein – Fehlanzeige! Entscheidungsfreude – Fehlanzeige! Taktisch notwendige Entscheidungen – Fehlanzeige! Bundeswehr als Einsatzarmee – Fehlanzeige! Wir können ja dann demnächst darüber diskutieren, die Streitkräfte mit dem Technischen Hilfswerk zusammenzulegen, so wie BND BKA und BuPo. Es gibt dann halt keine Stabilisierungseinsätze mehr, sondern nur noch Hilfseinsätze in Erdbebengebieten – nix mehr Weltsicherheitsrat, aber dafür WHO? Hey, OK! Wenn das so gewollt ist… dann aber bitte nichtjammern über die Konsequenzen!

Interessante Aspekte des Herrn Ministers zu den Vertretern der Presse. Genau so ist es nämlich! Was überzeichnet wird, wird nicht mehr zurückgezeichnet. Fälschlich angeklagte nicht mehr entlastet. Zurückrudern – findet nicht statt. Lieber werden schockierte Menschen, wie eine trauernde Mutter mehrfach vor die Kamera gezerrt. Ihren Seelenzustand spiegelt die heutige, öffentliche Aussage wider: Sie bekäme keine Informationen über den Tod ihrer Tochter von der Bundeswehr, nur die Aussage, die Ermittlungen liefen noch. Ja was erwartet sie denn? Würde nicht ermittelt werden, wäre es doch auch nicht recht! Logo wird ermittelt, aber nicht mitten auf dem Weltmeer. Das Schiff kommt zurück, die Untersuchungen laufen. Aussagen wie die der Mutter gehören einfach nicht an die Öffentlichkeit.

Da schockt die heute getätigte Aussage des Herrn Trittin: Herr zu Guttenberg würde schon sehen wie schwer er es hat, wenn er sich gegen die BILD Zeitung auflehnt. Eine unglaubliche Aussage! Seit Jahrzehnten wissen wir um die zweifelhafte Macht und die noch zweifelhafteren Methoden des Axel Springer Verlages. Sind wir also nun so liberal, führenden Politikern das Maul zu verbieten und offen mit der Klatschpresse zu drohen. DAS IST DER SKANDAL, werte Leser! Darüber lohnt es sich nachzudenken. Lasst Euch das mal auf der Zunge zergehen! Herr zu Guttenberg hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Ob auf der Gorch Fock oder in Afghanistan. Es wird durch die Staatsanwaltschaft ermittelt, teilweise gegen junge Menschen. Achten wir doch unsere so wertvolle Rechtstaatlichkeit und messen wir nicht mit zweierlei Maß. Auch hier gilt: in dubio pro reo! Wieder einmal werden nicht verurteilte Betroffene beschimpft, abgeurteilt und besudelt. Sicher nie wieder durch dieselben Schreiberlinge rein gewaschen.

Was bleibt nach dem heutigen Tag?

Der Minister ist entweder eingebrochen, oder er hat mehr Informationen als wir wissen. Letzteres ist in Ordnung. Ermittlungen laufen, Konsequenzen wurden gezogen. Alles ist nicht recht, Hauptsache Trittine und Oppositionärsten stehen im Vordergrund – ohne Rücksicht auf Verluste. Es wurden Zeichen gesetzt für den Führernachwuchs. Falsche Zeichen. Auch für aktive Vorgesetzte. Ein weiterer Schritt im Abstieg der Bundeswehr.

Bleibt zu hoffen, dass das Traditionsschiff wieder in See sticht und auch dieses Gefecht überlebt.

Bleibt zu hoffen, dass irgendwann gelernt wird, dass der Bundesminister nicht für alles verantwortlich sein kann. Der Mann ist nicht überall selbst dabei und lebt von Informationen, die ihm leider von Führungskräften ohne Rückgrat des öfteren weichgekocht serviert werden. („Wie sollen wir das nur den Herrn Minister vortragen?“) Bin gespannt, wann der erste Aufschrei kommt, wenn mal wieder ein Unfall mit Großgerät passiert. Bestimmt hat der arme Herr zu Guttenberg dann den Flieger selber geflogen, oder den Panzer selbst gesteuert. Bald wird dann Ausbildung ganz verboten, weil dabei ja was passieren kann. Nur eine Warnung an dieser Stelle an die Fußballnationalmannschaft: Beim Fußball kann man sich am Knie verletzen! Man sollte darüber nachdenken, ob nicht Berti Vogts für alle möglichen Sportverletzungen verantwortlich gemacht werden sollte. Vielleicht schreibt ja BamS bald mal darüber. Ich werde es weiter verfolgen.

Leute kommt wieder runter!!!

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Seitenblick auf geöffnete Briefe, ein Segelschiff, schießende Soldaten und Oppositionen

Fr ,21/01/2011

Focus online poltert: „Für die Mutter der toten Gorch-Fock-Kadettin steht fest: „Meine Tochter fällt da nicht einfach runter.“ Die Opposition wirft Guttenbergs Verteidigungsministerium vor, diesen und andere Vorfälle in der Bundeswehr zu vertuschen. Der Minister wehrt sich…“ Das nenne ich ja mal professionellen Journalismus! Kein Vorwurf an eine trauernde Mutter. Das Gefühl die eigene Tochter Meilen weit von zu Hause entfernt verloren zu haben – für immer muss einfach nur niederschmetternd sein. Eine Grenzerfahrung. Eltern sollten nicht ihre eigenen Kinder beerdigen. Diese Person kann unmöglich zitiert werden. Keiner, auch die angesprochene trauernde Mutter war bei diesem tragischen Unglück dabei. Keiner kann sagen, wie es dazu kam, außer die Kadetten vor Ort. Wie kann man sich also eine Meinung darüber anmaßen, ohne informiert zu sein? Wie kann man also von unserem Verteidigungsminister erwarten, eine Meinung zu haben, solange er noch nicht fundiert informiert sein kann?! Das entsprechende – unabhängige – Ermittlerteam der Staatsanwaltschaft ist doch eben erst unterwegs zum Tatort, welcher nicht mal eben um´s Eck liegt. Nein, liebe Tagesschau! Herr zu Guttenberg versucht nicht Dinge „wie immer von sich fern zu halten“, er versucht professionell, meinungsbildend und informiert vorzugehen!

Die Vorgesetzten vor Ort haben, sicher nicht ohne Rücksprache, eine Entscheidung getroffen, die aktuelle Kadettenausbildung auszusetzen. Sicherlich eine überlegte Entscheidung, evetuell – vor diesem tragischen Hintergrund verständlich – eine etwas schnell überlegte… Auch das werden wir, als außenstehende nicht beurteilen können. Ist eigentlich auch nicht wichtig, die Presse hätte die Entscheidung so oder so zerrissen. Das leere Loch auf Seite drei muss gefüllt sein und zu diesem Zeitpunkt war Cora noch nicht für immer narkotisiert.

Eine Ausbildung im Grenzbereich? Sicherlich, jeder, der schon mal auf einem Schiff war, wird eigene klamme Gefühle und / oder Ängste gehabt haben. Höhenangst? Kann man überwinden, wenn man es will. Wissen wir, ob die verstorbene Rekrutin dies wollte? Nicht aus der Presse. Dies wissen nur ihre Kameraden, welche definitiv nach Überwinden der emotionalen Ebene vernommen werden. Ich kenne aus meiner eigenen Erfahrung Rekruten, die durchaus bereit waren an ihre Grenzen zu gehen – nicht nur das, sie haben von uns Vorgesetzten gefordert, an diese herangeführt zu werden und diese weiter auszubauen. Wir sprechen hier von Offiziersanwärtern! Junge Menschen, die auf eine Führungsposition in der Marine trainiert werden, Menschen, die eine harte Auswahl durchlaufen haben, Menschen die körperlich fit sind, intelligente Menschen, Menschen, die gefordert und gefördert werden wollen – junge Menschen auf dem Weg nach oben! Ich war sicher nicht dabei, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es nicht am Druck intern, oder der Ausbilder lag, dass die Kadettin die an diesem verhängnisvollen Tag aufenterte. ES WAR EIN UNFALL! So oder so. Deswegen die stolze Gorch Fock einzumotten oder den Herrn Kapitän Norbert Schatz zu schassen halte ich für weit daneben. Ähnlich wie der hier beschriebene Vorfall Klein vor einiger Zeit nahe Kunduz. Es müssen nicht immer Köpfe rollen, wenn Unfälle oder konsequenter Dienst passieren! Wichtig ist nur, dass dieser Dienst korrekt ausgeführt wird. Selbstverständlich müssen alle Vorfälle genauestens ermittelt werden. Wie war der Ausbildungsstand, wie die Lage vor Ort? Welche Sicherheitsvorschriften wurden missachtet? Fehlen eben solche? Dieser Vorgang darf aber nicht wieder, wie in der Vergangenheit bereits mehrfach geschehen dazu führen, dass die Ausbildung weiter reduziert wird und darunter leidet. Schlimm genug, dass einem kompletten Kadettenjahrgang die weitere Ausbildung ausgesetzt wurde. Eben dies wird wieder passieren, fürchte ich. Wieder wird es heißen es handelte sich um den bösen, bösen, menschenverachtenden und sinnlosen Drill. Die Reaktion der Vorgesetzten auf dem Schiff, hier bei Spiegel Online (aus welcher Quelle auch immer) recht ausführlich beschrieben, halte ich für erwachsen, absolut nicht vertuschend und vernünftig. Das hat nichts mit Meuterei, Vertuschung einer Straftat und anderen in den Gesetzbüchern beschriebene illegale Aktivitäten zu tun.

Wer ist er dieser Drill?? Ich kann nur sagen, mir hat er bereits mehrfach das Leben gerettet. Ich wurde drillmäßig an der Waffe und meiner Ausrüstung ausgebildet. Nur die Teile der Ausrüstung, an denen dies geschah konnte ich im Einsatz effizient und zielgerichtet nutzen. Drill ist das einzige, was in Extremsituationen klappt und das ist nicht menschenverachtend und nicht zu hart, das ist in diesem Beruf einfach notwendig!

Mit mehr Drill würde eventuell auch der Sold, welcher vor kurzem in Phol-e-Khomri verstarb noch leben. Ein Schuss löst sich aus einer Langwaffe ausschließlich absichtlich, im Spiel oder auf Grund schlechter Ausbildung. Welche der drei Ursachen für den Todesfall kausal waren muss die Staatsanwaltschaft und deren Ermittlungsbeamte vor Ort klären und genau das wird sie tun, Herr Trittin! ( Siehe oben verlinkter Focus online Bericht, letzter Absatz) Nicht nur der Herr Verteidigungsminister wird dahinter stehen, auch die Staatsanwaltschaft Gera wird vollständige Aufklärung fordern, also lasst uns doch warten mit Spekulation. Bitte auch in der Presse und im Web 2.0. Hier wird nicht vertuscht, sondern hier wird ein möglicher Straftatbestand umfangreich ermittelt. Das braucht seine Zeit. Es wird doch auch erwartet, hier tiefgründig und umfassend zu ermitteln. Was soll also diese Hektik aus Presse, Öffentlichkeit und Opposition? Keiner der Beteiligten wird untertauchen. Ich bitte um Professionalität!!!

Ein weiterer Fall quält sich durch die Schlagzeilen. (Hier eine recht neutrale Berichterstattung des Spiegel Online) Briefe und anderer, privater Schriftverkehr in und aus dem Auslandseinsatz soll abgehört / geöffnet und kontrolliert worden sein. Sollte sich dieser Vorwurf bewahrheiten auf gut bayrisch gesagt: Ein dicker Hund! Aber auch hier: Vorsicht!! Es ist nichts bewiesen! Es ist einfach noch nicht fertig ermittelt! Auch der Minister kann noch nicht mehr wissen. Der Wehrbeauftragte Königshaus wurde doch eben erst über den Vorfall durch die Soldaten informiert! Der Stern „weiß“ zum Beispiel, dass diese Briefe durch ausländische Privatfirmen transportiert wurden. (Siehe Artikel auf Stern Online) Sollten sich diese Indizien erhärten muss natürlich weiter ermittelt werden, warum diese wohl afghanischen Firmen nicht besser ausgewählt und / oder kontrolliert wurden. Immerhin könnten auf diese Weise auch andere Post abhanden gekommen oder geöffnet worden sein und damit ein empfindliches Sicherheitsleck entstanden sein. Seid Euch gewiss, liebe Leser, der MAD wird hier genauestens ermitteln. Dies ist sein Job, seine Daseinsberechtigung in einem harten Haushaltskampf um Mittel und sein Ehrgeiz. Die Schuldigen werden gefunden werden. Aber eben erst nach gewisser Zeit. Sollten die Sendungen dienstlich geöffnet worden sein (z.B. eben durch den MAD) bin ich überzeugt, wird es dafür hinreichende Gründe gegeben haben, bzw. hat es diese nicht gegeben, werden hier definitiv Köpfe rollen. Ggf. wird dies nicht in die Öffentlichkeit kommen, da sich kein Geheimdienst der Welt gerne hinter die Fassade gucken lässt, aber Deutschland ist zum Glück noch keine Bananenrepublik und ich bin mir sicher hier nicht naiv zu denken. Darum rufe ich hier zur Ruhe auf.

Seltsam stimmt mich ein geposteter Blog eines meiner Twitterfollower, in denen er angeblich aus einem Cache gesammelte Kommentare aus dem Blog  Soldatentreff veröffentlich, die „verschwunden“ sind. (Link zu den nicht mehr öffentlichen Kommentaren)

Wer ließ diese Kommentare verschwinden und warum? Es handelt sich um eine sachliche Diskussion mit Erfahrungsberichten von Angehörigen und betroffenen. Sollte jemand diese Löschung befohlen haben, einmal mehr eine aus blindem Aktionismus resultierende Aktion. So schürt man Misstrauen Leuteanz schechte Reaktion der betroffenen Stellen. Auch hier muss in den zuständigen Referaten ermittelt werden und dem Minister vorgetragen werden. Der Verantwortliche sollte Gründe vorweisen können!

Was haben uns diese drei Vorfälle und deren Aufarbeitung in den modernen Medien, wie online Presse, Twitter und Web2.0 gezeigt? Die Welt dreht sich für manchen unserer Mitbürger (auch in politischen Spitzenämtern) einfach zu schnell. Man möchte es einfach nicht verstehen, dass schnelle Informationsstreuung auch was  mit Verantwortung zu tun hat. Quellen werden nicht mehr sauber recherchiert, Zitate verzerrt und warum das alles? Die Quote zählt. Der Rubel muss rollen und wenn dadurch die letzten Bastionen der vernünftigen Politik, wie unser Verteidigungsminister fallen müssen. Die Welt hat sich weiter gedreht, Leute! Akzeptiert es und vor allem, lernt damit umzugehen!

Wie immer sind mir Eure Kommentare und Meinungen oder Erfahrungen wichtig.

In diesem Sinne: Denken, drücken, sprechen!

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Aktio gegengleich Reaktio – Seitenblick auf den Kreig in Afghanistan

Do ,15/04/2010

Aktio gegengleich Reaktio? Gilt das in einem Krieg? Sicher ja. Wo stehen Deutschland und die Bundeswehr heute?

Eines ist sicher: Heute sind wieder vier Kameraden gefallen. In einem Nichtkrieg. Na ja, lassen wir die Wortklauberei. Mittlerweile gesteht sich ja auch die Bundesregierung das „K-Wort“ zu. Darum soll es auch nicht gehen. Und, lieber Leser, gleich vorweg, um nicht irgendwelche Hoffnungen zu schüren, auch ich habe keine Lösung, auch ich habe keine Idee. Nur ein wenig eigene Erfahrung aus acht Monaten ANP – Ausbildung und OMLT. (Operational Monitoring Liassion Team) Ich mach mir natürlich meine Gedanken, wenn Kameraden in genau dem Auftrag umkommen, in dem ich selber unterwegs war.

Wäre es vermeidbar gewesen? Sicher sagen die einen, wir hätten nie hingehen sollen. Aber, wir sind dort. In diesem Fall ist es eben nicht vermeidbar. Man kann nur alles in der Möglichkeit stehende tun, es zu verhindern. Unser Minister zu Guttenberg ist da auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Ich fürchte nur, dass heute die erste Quittung des neuen, offensiveren Kurses unserer Regierung eingetroffen ist. Aktio gegengleich Reaktio. Zu Guttenberg spricht von schwerer Artillerie, die endlich nach Afghanistan verlegt wird und der Gegner schlägt auf einen geschützten Konvoi zu. Das traurige Gesetz des Krieges. Es stellt sich eben jetzt die Frage, in wie fern der heutige Tag anders gelaufen wäre, hätte man die schweren Waffen einfach verlegt und kein Publicity daraus gemacht. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, dies ist kein Vorwurf. Ich und viele andere militärisch gebildete Personen fordern schon lange eine härtere und schlagkräftigere Ausstattung unserer Kräfte in Afghanistan. Ich erinnere mich mit Grauen an die Aussage eines hohen Offiziers aus dem Bundesministerium als Antwort auf meinen Antrag auf besser geschützte Fahrzeuge für mein OMLT Team, in dem er mir riet, doch etwas pragmatischer zu denken und Schutzwesten in die Fenster zu hängen. Personal dieses Kalibers hat zum Glück heute ausgedient. Was uns zurück zum Grundproblem führt:

Wie geht es jetzt weiter. Ich traue mir keine fundierte Prognose zu. In welches Szenario steuert die Bundeswehr in Afghanistan? Werden aus den kleinen Scharmützeln der Vergangenheit offene, zusammenhängende Gefechte, wie im Süden des Landes? Die Vermutung liegt nahe. Dann Gnade uns Gott. Längst verlieren die US-Streitkräfte weit mehr Soldaten im Süden Afghanistans als in irgendwelchen anderen Einsätzen auf dem Globus. Sind wir dazu bereit? Und warum? Vor allem, was ist die Alternative? Abzug? Sofort, so wie es die Linke fordert? Können wir uns diese Entscheidung weltpolitisch, aber auch innenpolitisch leisten? Für die Soldaten wäre es sicher besser. Man klammere an dieser Stelle bitte das naive Argument aus, dass die bereits gefallenen Soldaten dann für nichts gefallen wären, es ist nicht angebracht. Viel wichtiger ist die Frage, wie geht es dann weiter? Bestimmt werden wir mit der Entscheidung zum Rückzug Zustimmung im Land, aber auch außenpolitisch finden, aber sind wir für die weltpolitische Konsequenz bereit? Haben wir dafür genug Kreuz? Ich fürchte nicht. Und ich fürchte es wäre auf lange Sicht auch nicht sinnvoll für unser Land und extrem traurig für die 90 % der afghanischen Bevölkerung, die sich aus wertvollen und guten Menschen zusammensetzt.

Die Hilfe zur Selbsthilfe als Exitstrategie ist schon lange ein Thema. Bleibt zu hoffen, dass sie jetzt umso konsequenter und mit einem weiterhin Rückgrat und Stärke erweisenden Verteidigungsminister an der Spitze durchgezogen wird.

Offen bleibt die Frage, ist überhaupt noch eine erfolgreiche Exitstrategie möglich. – Ich habe keine Antwort.

Ich weiß nur, dass heute wieder in stundenlangen Gefechten deutsche Kameraden gefallen sind und verwundet wurden. Der 15.04.2010 wird wieder für deutsche Familien der Tag sein, an dem sie Väter, Söhne und Brüder verloren haben. Ich weiß nur, dass ich mir wieder nicht erklären kann, wie es zu diesen stundenlangen Gefechten kommen konnte. Ich war heute nicht dabei, weshalb ich nur fragen, nicht werten kann. Wo war der Close Air Support? Wo sind die Kampfhubschrauber? Wer trägt die Schuld, dass wir mit nahezu unbewaffneten CH 53 durch das Land fliegen, statt mit dem modernsten Kampfhubschraubern der Welt, dem Tiger? Sicher ist es richtig, dass ein Leopard 2 A6 für viele Straßen und Wege des Landes zu schwer und zu groß ist, Pol-e-Komri, Baghlan und die Ringroad könnten aber sehr wohl mit diesem Gerät befahren werden. Die Entfernung zu Kunduz wäre auch für die Panzerhaubitze 2000 zu groß gewesen, Tiger, Milan, und Kampfflugzeuge hätten unsere Kameraden aber bestimmt unterstützen können.

Wie gesagt, ich war nicht dabei. Meine Fragen stellen sich nur aus der Vergangenheit und dem dort erlebten. Ich hoffe, wir sind noch auf dem richtigen Weg und unser Minister hat die richtige Abzweigung nicht erst zu spät genommen. Ich hoffe, Herr zu Guttenberg bleibt stehen und kämpft weiter für einen sinnvollen, fundierten und optimal unterstützten Einsatz unserer Männer und Frauen in Afghanistan.

Bitte nehmen Sie sich die Zeit, denken Sie ein paar Minuten an die toten Kameraden, sowie deren Familien und geben Sie nicht zu viel auf die vermeintlichen „Spezialisten“ á la General a.D. Kujat, die nun wieder aus der Versenkung auftauchen werden. Ein sehr guter Freund und Kamerad hat dazu einen äußerst treffenden Kommentar formuliert, den ich Ihnen, liebe Leser an anderer Stelle noch, mit freundlicher Genehmigung des Autors vorstellen werde. Zuerst möchte ich jedoch die Reaktionen auf den heutigen Tag abwarten, da unsere Gedanken nicht den Großmäulern der Politik gelten sollten, sondern denen, die an der Front arbeiten, kämpfen und sich für unsere Freiheit und unseren Frieden einsetzen.

Auch dieser Artikel gibt meine persönliche Meinung wider, die zwar aus eigener Erfahrung in Afghanistan, dem Kosovo und Bosnien fundiert ist, aber sicher nicht stellvertretend für die offizielle Meinung der Bundeswehr und ihrer Offiziere genommen werden darf. Dennoch freue ich mich wieder auf regen Zuspruch und Kommentare.

Den gefallenen Kammeraden zur Ehre.

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Seitenblick auf das aktuelle Gefecht in Afghanistan der Bundeswehr

Fr ,02/04/2010

Heute war es also mal wieder so weit. Die Bundeswehr hat in diesem „Nichtkrieg“ ein weiteres Gefecht geführt. Drei Soldaten sind nach den aktuellen Erkenntnissen aus Spiegel Online gefallen, fünf weitere, zum Teil schwer verletzt.

Patrouille in Hinterhalt, stundenlanges Feuergefecht und das ist das Ergebnis. Bitte versteht mich nicht falsch. Sicher sind auch auf der gegnerischen Seite Aufständische gefallen. Diese werde ich aber hier nicht weiter beleuchten. Warum sollte ich? SIE haben die deutsche Patrouille, die unterwegs war, einen Brückenbau und eine Minenräumung zu koordinieren angegriffen. Man horche auf! Sie waren unterwegs im Namen des Aufbaues, nicht um westliche Werte, Christentum o.ä. zu „missionieren“.

Der Unwissende könnte an dieser Stelle behaupten: „Na gut, die Jungs waren im Einsatz, haben ihren AVZ (Verwendungszuschlag im Auslandseinsatz, derzeit 102,-€ pro Tag in Afghanistan) aus guten Steuergeldern konsumiert und sind eben dem Risiko eines, von der breiten Bevölkerung nicht gewollten, Konflikt zum Opfer gefallen.“ – Ich sehe das aus eigener Erfahrung anders: Die Jungs waren unterwegs, den 90% der Afghanen zu helfen, die diese Hilfe dankbar annehmen. Sie wollten Minen räumen, eine wesentliche Brücke bauen und wurden in einen Hinterhalt gelockt. Schlimm genug. Die Soldaten vor Ort haben sich verteidigt. Sicher mit allen, ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten. Bleibt die Frage offen, warum hat dieses Gefecht über Stunden gedauert? Eine hochmoderne Armee gegen eine Hand voll Aufständische. Im PRT Kunduz sind mehr als 300 Mann / Frau stationiert, im Bezirk Kunduz und Char Dareh leben nur noch ca. 80 – 100 Aufständische. Eigentlich keine Aktion – möchte man meinen. Ist es aber doch. Warum? Weil nach der Hexenjagd des vergangenen Herbstes auf Oberst Klein keiner mehr das Kreuz hat, notwendige Mittel einzusetzen. Hubschrauber, die Verletzte bergen werden unbestraft beschossen. (Kriegsvölkerrecht? Ach ich vergaß – Kein Krieg!) F 16 Jets überfliegen das Szenar im Tiefflug. „Show of Force“ nennt sich das. – „Danke für nix!“ sagen wohl die Soldaten am Boden. Ein- zwei Überflüge hätten der Situation am Kunduz-River im Herbst letzten Jahres sicher auch gut getan, aber irgendwann muss es doch vorbei sein mit „Show of Force“. Irgendwann, spätestens wenn Tote und Schwerverletzte auf der eigentlich überlegenen Seite aus einem feigen Hinterhalt resultieren. Hallo?! Wir sprechen hier von den in der Presse gerühmten deutschen Aufbauhelfern!

Der heutige Vorfall macht mich wütend! Wütend auf unsere militärische Führung auf das Primat der Politik, dem auch ich bis vor kurzem unterstand. Wie kann man als junger und / oder erfahrener Soldat voller Vertrauen auf seine Vorgesetzten aller Ebenen in ein Gefecht fahren, wenn man nicht wissen kann, wie lange einem der Rücken gestärkt wird? Wenn es also heute hart auf hart kommt und in einem Gefecht die entsprechenden Mittel gefordert sind, kann man sich eben nicht mehr verlassen, diese auch zu bekommen? Viele Gründe sind dafür ausschlaggebend. Nach meiner Meinung sind die wesentlichen:

1. Der Druck der eigentlich nicht linkslastigen, sondern korrekten, ausgeglichenen Politik. Jedoch eine Politik, die sich von Randgruppen unter Druck setzen lässt. Randgruppen, die Entscheidungen der rechtmäßig gewählten Regierung dermaßen in Frage stellen, dass diese nicht weiter entscheidungsfähig sind / vor wesentlichen Entscheidungen zurückschrecken. Ich wiederhole: Randgruppen, Splitterparteien! Ich sage nicht, dass alle Entscheidungen der Politik ungefragt stehen bleiben sollen. Ich sage nur, dass getroffene Entscheidungen im Sinne der eingesetzten Personen durchgezogen werden müssen und / oder mit allen Konsequenzen widerrufen werden müssen. Es gibt keinen halben Krieg! Es gibt keinen „Nichtkrieg“! Es ist absolut egal, ob man es „bewaffneten Konflikt“ oder Krieg nennt. Für die eingesetzten Soldaten ist es egal! Wir hätten die Mittel, das Wissen und die Möglichkeiten im Gesetz. Wir haben nur nicht die Courage, sie einzusetzen. Lieber teilen wir drei Familien am Karfreitag mit, dass ihre Söhne im „bewaffneten Konflikt“ „gestorben“ sind. Das macht mich wütend!

2. Presse. Presse ist notwendig. Ein notwendiges Mittel. Ein Mittel der nicht beeinflussten Berichterstattung. Presse soll kritisch sein. Aber was hier in der Vergangenheit gelaufen ist, war eine Hexenjagd. Es ging um Auflagen, Quoten und darum, dem Leser nach dem Maul zu reden. Mit Halbwissen zu hetzen, eine Färbung auf eine, zugegeben diskussionswürdige, Entscheidung zu werfen, die heute ihre Konsequenz bewiesen hat. Was hilft eine Presse, die ihr Fähnchen nach dem Wind dreht, einseitig berichtet und nur die Hälfte aufdeckt und nicht akzeptiert, dass es u.U. Punkte gibt, die eben im Sinne des Auftrages und der eingesetzten Soldaten nicht veröffentlicht werden können und dürfen.

Hier spielt dann Punkt 2 mit Punkt 1 zusammen. Hier passieren Dinge wie heute. Dinge, die man hätte vermeiden können. (Siehe Bericht aus Spiegel Online: Klick hier)

Was ist hier passiert? Deutsche Soldaten kämpfen ein stundenlanges Gefecht, in dessen Verlauf drei Soldaten fallen und fünf ihre Gesundheit einbüßen. Close Air Support wird geflogen, aber nur als „Show of Force“. Welche „Force“ zeigt man hier? Man zeigt, dass man überfliegt, aber nicht kämpft. Man zeigt, dass man genau keine weiteren Mittel hat. Man zeigt, dass man ein zahnloser Papiertiger ist, der lieber seine eigenen Männer opfert, als den Auftrag durchzuziehen. Man zeigt, dass man in der militärischen Führung vor Ort und in der Beurteilung der Lage Fakten einfließen lässt, die in die Politik gehören. Man opfert Soldaten für political correctness. Danke für nix! werden die drei Familien sagen, deren aufrichtiges Mitgefühl ich ihnen hier aussprechen werde.

Hier sitzt nun ein deutscher Offizier, der sich Fragen stellt. Keine Fragen nach dem generellen warum, aber Fragen nach dem warum in dieser Situation. Fragen nach dem Sinn eines Gefechtes, nach dem Sinn dreier Leben die gegeben wurden, obwohl ein chirurgisch geführter Luftschlag diese hätte vermeiden können. Hier stimmt was nicht. Sagt mir meine Erfahrung und mein Gefühl, auch wenn ich nicht dabei war.

Das hier geschriebene gibt meine persönliche Meinung wider, hat nichts mit der offiziellen Meinung deutscher Offiziere zu tun, basiert aber aus einer relativen Menge an Erfahrung und Unmengen Fragen, die jeden Tag, an dem ich diese Dinge lesen muss in mir aufkeimen.

In Gedanken an meine Kameraden!

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Seitenblick zum Stern Heft Nr. 52 – Zwischenruf aus Berlin

So ,20/12/2009

Danke Herr Jörges für diese wahren Worte.
Selten ein Journalist – leider zunehmend auch im Sten, wie die vorhergehenden Seiten zeigen – der die Hintergründe und die Bedeutung der aktuellen Presse für uns Soldaten, die wir derzeit in Kunduz sitzen beleuchtet. Ich kann aus Sicht eines Kompaniechefs nur unterstreichen: Ganz rein, oder ganz raus! Die breite Schere, welche das Primat der Politik derzeit prägt ermutigt unsere Gegner, da sie wissen, dass unsere politische FÜhrung nicht geschlossen hinter uns steht und unseren Auftrag schwammig macht. Als militärische Führer nicht sicher zu sein, wo die rechte und linke Grenze ist macht das Leben im Einsatzland nicht einfacher.

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Seitenblicke zu einem Krieg der keiner sein darf

Fr ,30/10/2009

Mal wieder ein paar Worte zur aktuellen Meinung über Deutschland in Afghanistan. Die Medien sprechen aktuell wieder über Oberst Klein, welcher – je nach Medium – irgendwo zwischen genialem Schlachtenlenker und „Schlächter von Kunduz“ angesiedelt wird. Komische Berichterstattung… Wieder einmal geht der Einzelfall vor die Gesamtumstände und vor die restlichen Soldaten, die – aus welchem Land sie auch immer kommen – versuchen in einem Land „weit vor unserer Zeit“ Stabilität und damit auch Frieden für uns zu erreichen. Wieder verschwinden Menschen in der medialen Versenkung und damit aus dem Blickwinkel der Allgemeinheit, die schnelle Information konsumiert und selten hinter kurze Texte und / oder Videospots schaut.
*Eigene Meinung an*
Die deutschen Soldaten vor Ort versuchen mit wenig bis nichts alles zu erreichen, während hier in Deutschland am Schreibtisch, in den Medien und vor allem hinter verschlossener Tür in der Politik überlegt wird, „ob das denn gut aussieht, was wir da machen“ – Leute – Krieg sieht nie gut aus, kann ich Euch aus Erfahrung sagen. Aber es gibt keinen halben Konflikt, es gibt keinen kleinen, süßen,friedlichen Krieg, es gibt nur Kämpfer vs. Frieden. Es gibt nur Stabilität vs. Chaos.
Ein neuer Verteidigungsminister ist mit einer neuen Regierung vereidigt worden. Viele Menschen wichtige und unwichtige – nutzen auch in diesem Fall die Plattform des öffentlichen Interesses „auch mal was dazu zu sagen“. Die Diskussion läuft meiner Meinung nach mal wieder aus dem Ruder. Oberst Klein ist nach erledigtem Einsatz wieder in Deutschland, der Vorgang „Kunduz“ wird mit Sicherheit aufgerollt werden und zu einem Abschluss kommen. Ich persönlich hoffe und vermute, dass hier alles in rechtlich korrekten Bahnen gelaufen ist und somit Herr Oberst Klein seine verdiente Ruhe nach einem forderndem Einsatz zu Hause bekommen kann.
Viel wichtiger erscheint mir, den Blickwinkel dahin zu verlagern, was und wie es im Einsatzland weitergeht. Warum wir auch heute noch – bei krass veränderter Sicherheitslage – zum Teil mit selben Mitteln arbeiten müssen, wie vor Jahren, zu Beginn des Einsatzes in einer anderen Lage. Warum einsatzwichtiges Material in Deutschland überlagert und „tot-beübt“ wird. Ich vermute, weil es einfach toll aussieht wenn man modernes Gerät hat und der einheimischen Presse vorstellen kann aber weniger gut aussieht, wenn dieses Material seinen Zweck im scharfen Einsatz erfüllt. Was bleibt sind die Soldaten, die aus politischen Gründen ihren Kopf weiter aus der Stellung heben müssen, als es eigentlich notwendig wäre.
Nur ein paar Fragen am Rande:
Warum schlagen im Lager einer modernen Armee regelmäßig Raketen aus einem Krieg längst vergangener Tage ein? Unsere Wehrtechnik könnte dies locker verhindern. Die Systeme existieren, die Systeme stehen in Deutschland oder auf Halde, nicht aber auf den Wachtürmen des Fieldcamp Kunduz.
Warum kann ein Aufständischer unbehelligt auf eine deutsche Patrouille feuern? Weil diese ausschließlich mit Langwaffen mittleren Kalibers zurückwirken kann, was heißt, dass sich das Gegenüber sauber hinter einem kleinen Sandhügel oder anderer Deckung verstecken kann. Andere Kaliber sind wohl vorhanden, sind wohl im Bestand, aber stehen in Deutschland oder auf Halde.
Warum muss ein deutscher Soldat aus einem – zugegeben sehr gutem – geschütztem Gefechtsfahrzeug aussteigen?
Weil 1. die Waffenanlage nur bedingt aus dem inneren bedient werden kann (modernere Versionen existieren, stehen aber in Deutschland, zwar nicht auf Halde, aber in den Fabriken).
und weil 2. Steilfeuer nur auf Übung gut aussieht, im Gefecht aber unschöne Bilder produziert und deshalb – Ihr werdet es erraten – in Deutschland und auf Halde steht. Nur mal so am Rande: Die moderne Panzerhaubitze 2000 trifft auf über 40 Km Entfernung sehr genau, kann also wunderbar in einem Fieldcamp „geparkt“ werden, muss gar nicht durch die Wüste dröhnen, und die ausfahrenden Patrouillen überwachen. Ein vorgeschobener Artilleriebeobachter pro Trupp und jeder Zwischenfall ist angemessen zu lösen. Damit meine ich nicht „stumpf drauf und töten töten töten“! Die Systeme schießen Nebel, Beleuchtung, also nicht letal, ebenso wie modernste letale Munition punktgenau. Also: Warnschüsse sind drin, Nebel um einen Rückzug zu decken ist drin, aber eben auch mal eine gezielte Explosion ist drin um tatsächliche „Show of Force“ durchzuführen. Wer dann noch immer denkt, auf uns wirken zu müssen kann dann gezielt, fast chirurgisch bekämpft werden. Kotlateralschaden unwahrscheinlich. Alles in Eigenregie, mit kurzem Vorlauf und in eigener Priorisierung, der Beobachter direkt vor Ort und nicht an einem Computer oder Flieger kilometerweit entfernt. Meiner Ansicht und Erfahrung nach ideale Lösung, die eigene Kräfte schont und somit für uns alle den Einsatz nicht nur effektiver, sondern auch sicherer machen würde. Auch damit könnte die Akzeptanz des Einsatzes steigen. Sowohl hier in Deutschland und Europa, als auch vor Ort. Man erwartet von uns vor Ort Wirkung, man erwartet – zu Recht – Veränderung, die kann aber nur mit einem radikalen Umschwung der Taktik kommen.
*eigene Meinung aus

In jüngster Vergangenheit hat es Oberst Kirsch, der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes auf den Punkt gebracht. Ein fundiertes und einwandfreies Interview im ARD Morgenmagazin bringt die Bedürfnisse der deutschen Soldaten im Einsatzland auf den Punkt. Nicht nur ausrüstungstechnisch, auch rechtlich.

Hier für Euch zum informieren:

Der Bericht im Morgenmagazin an sich
Kurzzusammenfassung
Ein weiterer Mitschnitt der Sendung
Die Ergebnisse des Generalinspekteurs zum Vorfall in Kunduz

Macht Euch ein eigenes Bild, bzw. schaut Euch an, was diese Offiziere zu sagen haben. Meinungen die, meiner Ansicht nach, endlich die Realität auf den Tisch bringt – auch öffentlich. Bleibt abzuwarten wie darauf reagiert wird. Ich sag nur: Ganz der gar nicht!
Kommentar willkommen!

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