CptHell´s Seitenblicke

Archive for the ‘Berufliches’ Category

Seitenblick auf das aktuelle Gefecht in Afghanistan der Bundeswehr

Fr ,02/04/2010

Heute war es also mal wieder so weit. Die Bundeswehr hat in diesem „Nichtkrieg“ ein weiteres Gefecht geführt. Drei Soldaten sind nach den aktuellen Erkenntnissen aus Spiegel Online gefallen, fünf weitere, zum Teil schwer verletzt.

Patrouille in Hinterhalt, stundenlanges Feuergefecht und das ist das Ergebnis. Bitte versteht mich nicht falsch. Sicher sind auch auf der gegnerischen Seite Aufständische gefallen. Diese werde ich aber hier nicht weiter beleuchten. Warum sollte ich? SIE haben die deutsche Patrouille, die unterwegs war, einen Brückenbau und eine Minenräumung zu koordinieren angegriffen. Man horche auf! Sie waren unterwegs im Namen des Aufbaues, nicht um westliche Werte, Christentum o.ä. zu „missionieren“.

Der Unwissende könnte an dieser Stelle behaupten: „Na gut, die Jungs waren im Einsatz, haben ihren AVZ (Verwendungszuschlag im Auslandseinsatz, derzeit 102,-€ pro Tag in Afghanistan) aus guten Steuergeldern konsumiert und sind eben dem Risiko eines, von der breiten Bevölkerung nicht gewollten, Konflikt zum Opfer gefallen.“ – Ich sehe das aus eigener Erfahrung anders: Die Jungs waren unterwegs, den 90% der Afghanen zu helfen, die diese Hilfe dankbar annehmen. Sie wollten Minen räumen, eine wesentliche Brücke bauen und wurden in einen Hinterhalt gelockt. Schlimm genug. Die Soldaten vor Ort haben sich verteidigt. Sicher mit allen, ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten. Bleibt die Frage offen, warum hat dieses Gefecht über Stunden gedauert? Eine hochmoderne Armee gegen eine Hand voll Aufständische. Im PRT Kunduz sind mehr als 300 Mann / Frau stationiert, im Bezirk Kunduz und Char Dareh leben nur noch ca. 80 – 100 Aufständische. Eigentlich keine Aktion – möchte man meinen. Ist es aber doch. Warum? Weil nach der Hexenjagd des vergangenen Herbstes auf Oberst Klein keiner mehr das Kreuz hat, notwendige Mittel einzusetzen. Hubschrauber, die Verletzte bergen werden unbestraft beschossen. (Kriegsvölkerrecht? Ach ich vergaß – Kein Krieg!) F 16 Jets überfliegen das Szenar im Tiefflug. „Show of Force“ nennt sich das. – „Danke für nix!“ sagen wohl die Soldaten am Boden. Ein- zwei Überflüge hätten der Situation am Kunduz-River im Herbst letzten Jahres sicher auch gut getan, aber irgendwann muss es doch vorbei sein mit „Show of Force“. Irgendwann, spätestens wenn Tote und Schwerverletzte auf der eigentlich überlegenen Seite aus einem feigen Hinterhalt resultieren. Hallo?! Wir sprechen hier von den in der Presse gerühmten deutschen Aufbauhelfern!

Der heutige Vorfall macht mich wütend! Wütend auf unsere militärische Führung auf das Primat der Politik, dem auch ich bis vor kurzem unterstand. Wie kann man als junger und / oder erfahrener Soldat voller Vertrauen auf seine Vorgesetzten aller Ebenen in ein Gefecht fahren, wenn man nicht wissen kann, wie lange einem der Rücken gestärkt wird? Wenn es also heute hart auf hart kommt und in einem Gefecht die entsprechenden Mittel gefordert sind, kann man sich eben nicht mehr verlassen, diese auch zu bekommen? Viele Gründe sind dafür ausschlaggebend. Nach meiner Meinung sind die wesentlichen:

1. Der Druck der eigentlich nicht linkslastigen, sondern korrekten, ausgeglichenen Politik. Jedoch eine Politik, die sich von Randgruppen unter Druck setzen lässt. Randgruppen, die Entscheidungen der rechtmäßig gewählten Regierung dermaßen in Frage stellen, dass diese nicht weiter entscheidungsfähig sind / vor wesentlichen Entscheidungen zurückschrecken. Ich wiederhole: Randgruppen, Splitterparteien! Ich sage nicht, dass alle Entscheidungen der Politik ungefragt stehen bleiben sollen. Ich sage nur, dass getroffene Entscheidungen im Sinne der eingesetzten Personen durchgezogen werden müssen und / oder mit allen Konsequenzen widerrufen werden müssen. Es gibt keinen halben Krieg! Es gibt keinen „Nichtkrieg“! Es ist absolut egal, ob man es „bewaffneten Konflikt“ oder Krieg nennt. Für die eingesetzten Soldaten ist es egal! Wir hätten die Mittel, das Wissen und die Möglichkeiten im Gesetz. Wir haben nur nicht die Courage, sie einzusetzen. Lieber teilen wir drei Familien am Karfreitag mit, dass ihre Söhne im „bewaffneten Konflikt“ „gestorben“ sind. Das macht mich wütend!

2. Presse. Presse ist notwendig. Ein notwendiges Mittel. Ein Mittel der nicht beeinflussten Berichterstattung. Presse soll kritisch sein. Aber was hier in der Vergangenheit gelaufen ist, war eine Hexenjagd. Es ging um Auflagen, Quoten und darum, dem Leser nach dem Maul zu reden. Mit Halbwissen zu hetzen, eine Färbung auf eine, zugegeben diskussionswürdige, Entscheidung zu werfen, die heute ihre Konsequenz bewiesen hat. Was hilft eine Presse, die ihr Fähnchen nach dem Wind dreht, einseitig berichtet und nur die Hälfte aufdeckt und nicht akzeptiert, dass es u.U. Punkte gibt, die eben im Sinne des Auftrages und der eingesetzten Soldaten nicht veröffentlicht werden können und dürfen.

Hier spielt dann Punkt 2 mit Punkt 1 zusammen. Hier passieren Dinge wie heute. Dinge, die man hätte vermeiden können. (Siehe Bericht aus Spiegel Online: Klick hier)

Was ist hier passiert? Deutsche Soldaten kämpfen ein stundenlanges Gefecht, in dessen Verlauf drei Soldaten fallen und fünf ihre Gesundheit einbüßen. Close Air Support wird geflogen, aber nur als „Show of Force“. Welche „Force“ zeigt man hier? Man zeigt, dass man überfliegt, aber nicht kämpft. Man zeigt, dass man genau keine weiteren Mittel hat. Man zeigt, dass man ein zahnloser Papiertiger ist, der lieber seine eigenen Männer opfert, als den Auftrag durchzuziehen. Man zeigt, dass man in der militärischen Führung vor Ort und in der Beurteilung der Lage Fakten einfließen lässt, die in die Politik gehören. Man opfert Soldaten für political correctness. Danke für nix! werden die drei Familien sagen, deren aufrichtiges Mitgefühl ich ihnen hier aussprechen werde.

Hier sitzt nun ein deutscher Offizier, der sich Fragen stellt. Keine Fragen nach dem generellen warum, aber Fragen nach dem warum in dieser Situation. Fragen nach dem Sinn eines Gefechtes, nach dem Sinn dreier Leben die gegeben wurden, obwohl ein chirurgisch geführter Luftschlag diese hätte vermeiden können. Hier stimmt was nicht. Sagt mir meine Erfahrung und mein Gefühl, auch wenn ich nicht dabei war.

Das hier geschriebene gibt meine persönliche Meinung wider, hat nichts mit der offiziellen Meinung deutscher Offiziere zu tun, basiert aber aus einer relativen Menge an Erfahrung und Unmengen Fragen, die jeden Tag, an dem ich diese Dinge lesen muss in mir aufkeimen.

In Gedanken an meine Kameraden!

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Seitenblick zum Stern Heft Nr. 52 – Zwischenruf aus Berlin

So ,20/12/2009

Danke Herr Jörges für diese wahren Worte.
Selten ein Journalist – leider zunehmend auch im Sten, wie die vorhergehenden Seiten zeigen – der die Hintergründe und die Bedeutung der aktuellen Presse für uns Soldaten, die wir derzeit in Kunduz sitzen beleuchtet. Ich kann aus Sicht eines Kompaniechefs nur unterstreichen: Ganz rein, oder ganz raus! Die breite Schere, welche das Primat der Politik derzeit prägt ermutigt unsere Gegner, da sie wissen, dass unsere politische FÜhrung nicht geschlossen hinter uns steht und unseren Auftrag schwammig macht. Als militärische Führer nicht sicher zu sein, wo die rechte und linke Grenze ist macht das Leben im Einsatzland nicht einfacher.

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Seitenblicke zu einem Krieg der keiner sein darf

Fr ,30/10/2009

Mal wieder ein paar Worte zur aktuellen Meinung über Deutschland in Afghanistan. Die Medien sprechen aktuell wieder über Oberst Klein, welcher – je nach Medium – irgendwo zwischen genialem Schlachtenlenker und „Schlächter von Kunduz“ angesiedelt wird. Komische Berichterstattung… Wieder einmal geht der Einzelfall vor die Gesamtumstände und vor die restlichen Soldaten, die – aus welchem Land sie auch immer kommen – versuchen in einem Land „weit vor unserer Zeit“ Stabilität und damit auch Frieden für uns zu erreichen. Wieder verschwinden Menschen in der medialen Versenkung und damit aus dem Blickwinkel der Allgemeinheit, die schnelle Information konsumiert und selten hinter kurze Texte und / oder Videospots schaut.
*Eigene Meinung an*
Die deutschen Soldaten vor Ort versuchen mit wenig bis nichts alles zu erreichen, während hier in Deutschland am Schreibtisch, in den Medien und vor allem hinter verschlossener Tür in der Politik überlegt wird, „ob das denn gut aussieht, was wir da machen“ – Leute – Krieg sieht nie gut aus, kann ich Euch aus Erfahrung sagen. Aber es gibt keinen halben Konflikt, es gibt keinen kleinen, süßen,friedlichen Krieg, es gibt nur Kämpfer vs. Frieden. Es gibt nur Stabilität vs. Chaos.
Ein neuer Verteidigungsminister ist mit einer neuen Regierung vereidigt worden. Viele Menschen wichtige und unwichtige – nutzen auch in diesem Fall die Plattform des öffentlichen Interesses „auch mal was dazu zu sagen“. Die Diskussion läuft meiner Meinung nach mal wieder aus dem Ruder. Oberst Klein ist nach erledigtem Einsatz wieder in Deutschland, der Vorgang „Kunduz“ wird mit Sicherheit aufgerollt werden und zu einem Abschluss kommen. Ich persönlich hoffe und vermute, dass hier alles in rechtlich korrekten Bahnen gelaufen ist und somit Herr Oberst Klein seine verdiente Ruhe nach einem forderndem Einsatz zu Hause bekommen kann.
Viel wichtiger erscheint mir, den Blickwinkel dahin zu verlagern, was und wie es im Einsatzland weitergeht. Warum wir auch heute noch – bei krass veränderter Sicherheitslage – zum Teil mit selben Mitteln arbeiten müssen, wie vor Jahren, zu Beginn des Einsatzes in einer anderen Lage. Warum einsatzwichtiges Material in Deutschland überlagert und „tot-beübt“ wird. Ich vermute, weil es einfach toll aussieht wenn man modernes Gerät hat und der einheimischen Presse vorstellen kann aber weniger gut aussieht, wenn dieses Material seinen Zweck im scharfen Einsatz erfüllt. Was bleibt sind die Soldaten, die aus politischen Gründen ihren Kopf weiter aus der Stellung heben müssen, als es eigentlich notwendig wäre.
Nur ein paar Fragen am Rande:
Warum schlagen im Lager einer modernen Armee regelmäßig Raketen aus einem Krieg längst vergangener Tage ein? Unsere Wehrtechnik könnte dies locker verhindern. Die Systeme existieren, die Systeme stehen in Deutschland oder auf Halde, nicht aber auf den Wachtürmen des Fieldcamp Kunduz.
Warum kann ein Aufständischer unbehelligt auf eine deutsche Patrouille feuern? Weil diese ausschließlich mit Langwaffen mittleren Kalibers zurückwirken kann, was heißt, dass sich das Gegenüber sauber hinter einem kleinen Sandhügel oder anderer Deckung verstecken kann. Andere Kaliber sind wohl vorhanden, sind wohl im Bestand, aber stehen in Deutschland oder auf Halde.
Warum muss ein deutscher Soldat aus einem – zugegeben sehr gutem – geschütztem Gefechtsfahrzeug aussteigen?
Weil 1. die Waffenanlage nur bedingt aus dem inneren bedient werden kann (modernere Versionen existieren, stehen aber in Deutschland, zwar nicht auf Halde, aber in den Fabriken).
und weil 2. Steilfeuer nur auf Übung gut aussieht, im Gefecht aber unschöne Bilder produziert und deshalb – Ihr werdet es erraten – in Deutschland und auf Halde steht. Nur mal so am Rande: Die moderne Panzerhaubitze 2000 trifft auf über 40 Km Entfernung sehr genau, kann also wunderbar in einem Fieldcamp „geparkt“ werden, muss gar nicht durch die Wüste dröhnen, und die ausfahrenden Patrouillen überwachen. Ein vorgeschobener Artilleriebeobachter pro Trupp und jeder Zwischenfall ist angemessen zu lösen. Damit meine ich nicht „stumpf drauf und töten töten töten“! Die Systeme schießen Nebel, Beleuchtung, also nicht letal, ebenso wie modernste letale Munition punktgenau. Also: Warnschüsse sind drin, Nebel um einen Rückzug zu decken ist drin, aber eben auch mal eine gezielte Explosion ist drin um tatsächliche „Show of Force“ durchzuführen. Wer dann noch immer denkt, auf uns wirken zu müssen kann dann gezielt, fast chirurgisch bekämpft werden. Kotlateralschaden unwahrscheinlich. Alles in Eigenregie, mit kurzem Vorlauf und in eigener Priorisierung, der Beobachter direkt vor Ort und nicht an einem Computer oder Flieger kilometerweit entfernt. Meiner Ansicht und Erfahrung nach ideale Lösung, die eigene Kräfte schont und somit für uns alle den Einsatz nicht nur effektiver, sondern auch sicherer machen würde. Auch damit könnte die Akzeptanz des Einsatzes steigen. Sowohl hier in Deutschland und Europa, als auch vor Ort. Man erwartet von uns vor Ort Wirkung, man erwartet – zu Recht – Veränderung, die kann aber nur mit einem radikalen Umschwung der Taktik kommen.
*eigene Meinung aus

In jüngster Vergangenheit hat es Oberst Kirsch, der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes auf den Punkt gebracht. Ein fundiertes und einwandfreies Interview im ARD Morgenmagazin bringt die Bedürfnisse der deutschen Soldaten im Einsatzland auf den Punkt. Nicht nur ausrüstungstechnisch, auch rechtlich.

Hier für Euch zum informieren:

Der Bericht im Morgenmagazin an sich
Kurzzusammenfassung
Ein weiterer Mitschnitt der Sendung
Die Ergebnisse des Generalinspekteurs zum Vorfall in Kunduz

Macht Euch ein eigenes Bild, bzw. schaut Euch an, was diese Offiziere zu sagen haben. Meinungen die, meiner Ansicht nach, endlich die Realität auf den Tisch bringt – auch öffentlich. Bleibt abzuwarten wie darauf reagiert wird. Ich sag nur: Ganz der gar nicht!
Kommentar willkommen!

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Die unendliche Geschichte Teil 5 von ?

Sa ,08/08/2009

Mal wieder eine Absage, bzw ein Desinteresse… Lest gerne weiter über meine unglaubliche Geschichte nach 13 Jahren SaZ:

http://www.cpthell.de/testseite/05-der-wehrbeauftragte-antwortet-erwartet-aber-enttauscht/

Langsam fühle ich mich wirklich verlassen und im Stich gelassen aber es geht auch mal aufwärts… hoffen wir es!

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Don Quichotte – Kampf gegen die Windmühlen der Polizeibürokraten Teil 4.0

Di ,04/08/2009

Zur laufendenBewerbung bei der bayerischen Polizei gibt es Neuigkeiten, diese, wie immer, unter „Seitenweise Seitenblicke – Ausblicke, die Bewerbung“

Ich bin einfach nur noch verärgert und langsam werde ich stur. Ich hasse es für dumm verkauft zu werden und werde den Herren einfach mal weiter auf die Nerven fallen. Wenn ich einfach nur verstehen würde, warum ich ungeeignet bin für den Inlandsdienst, den Auslandsdienst oder den Dienst in Bundesbehörden jedoch wahrnehmen kann, würde ich sofort Ruhe geben udn mich anderweitig umsehen, aber so kann ich die Entscheidung nicht akzeptieren und kömpfe weiter als Don Quichotte gegen die Windmühlen der Polizeibürokratie.

Meinungen und Kommentare oder Hilfestellung ist herzlichst willkommen.

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Seitenblicke zum Feierlichen Gelöbnis in München 30.07.2009

Sa ,01/08/2009

Man muss vorausschicken, dass eigentlich alles gut geklappt hat. Der Einsatz war erfolgreich, das Ding hat stattgefunden und es wurde keiner verletzt. Eigentlich das wichtigste. Aber gehören Verletzungen des Nervenkostüms auch zur Kategorie „Verletzt“? Wenn ja, dann war das Ding doch nicht ganz so erfolgreich.

Aber von vorne: Schon vor vielen Wochen kam die erste Info rein, dass in München irgendwo ein Gelöbnis stattfinden solle. Cheffe und ich habe daraufhin erstmal vorsorglich Urlaubssperre angeordnet, weil der unterstellte Bereich nix schneller mitbekommt, als Gerüchte. Wir haben ja schon Erfahrung mit dieser Art Veranstaltung nach dem Riesenspektakel letztes Jahr in Nürnberg. Das lief eigentlich auch recht gut und in unserem Sinne. Mit der Stadt Nürnberg kann man sehr gut arbeiten. Konstruktiv arbeiten und an einem Strang ziehen. War zwar auch anstrengend damals, vor allem nachdem sich kurz vor Schluss dann die höheren Ebenen nun doch noch eingemischt haben und auch mitkamellen wollten, obwohl schon alles gegessen war, aber eben durch uns geführt und stringent geführt. Somit für alle Beteiligten ein Erfolg. Mit München sollte es anders werden.

Erst einmal ist gar nichts passiert. Bis auf die hochoffizielle Bataillonsweite Urlaubssperre für die ganze Woche. – Nicht kleckern – klotzen! Na ja wie sollten sie auch anders, ohne Planung. Wobei man ja sagenmuss, dass sie nur bedingt schuldig zu sprechen sind, wenn Sicherheitskonferenzen erst unmittelbar vor Veranstaltungsbeginn einberufen werden. Na ja drei Tage vorher reicht ja dann auchbei nem 200 Mann Einsatz…

So kam es wie es kommen musste. Befehl für den Einsatz eine Woche vorher erstellt, völlig aus dem Blauen heraus. Warum auch nicht, man hat ja auch die Erfahrung und kann sich ausmalen, was da alles passieren kann, oder? Nur muss man sich eben auch darauf einstellen, dass Änderungen dann eben auch einen Tag vor dem Einsatz kommen können. Blöd, wenn eben der eine ABschnittsleiter nicht weiß, was der Nachbar so befiehlt. Kann er ja auch nicht, wenn einer aus Badenwürtenberg kommt und einer aus Nordbayern. Hatten wir in Nürnberg besser geregelt, indem die Abschnittsleiter aus einer Einheit waren und nur die Unterstützungskräfte unterstellt bekommen haben.

Nun gut, Bus angefordert, losmarschiert, ein wenig über den Phantasieanzug, der durch den großen Fürsten befohlen wurde gewundert und geärgert und dann waren wir auch schon in München, im Zentrum des Wahnsinns.

Ein Wort zum leidigen Thema Anzug: Ihr könnt Euch das vielleicht nicht vorstellen und es klingt auch so lächerlich, wie es ist, aber sogar in dem Bereich handelt es sich rein um Machtspielchen der vorgesetzten Ebenen. Feldjäger unterstehen außer in direkter Linie niemanden, außer der eigenen Truppe, was diversen Vorgesetzten sauber stinkt und natürlich zur Folge hat, dass man sich in absolut kindisches Kleinkariertentum verrennen muss. So können viele einfach nicht verstehen, dass wir unsere Einsatzgrundsätze festlegen und damit auch die notwendige Ausrüstung und sonst keiner. Das führt dann immerwieder zu Diskussion und bösen Überraschungen, wenn dann irgendwo in der eigenen Befehlskette einer einknickt. So auch hier passiert. Bestimmt gab es politisch und befehlstaktische Gründe dafür, dass Polizei und andere Unterstützung im leichten Turtleanzug auftraten und wir im leichten Diensthemd, ohne Schutz von Armen und Rest durch sinnvolle Materialien. Nur gut, dass wir die Rechtsgrundlage zum Eingriff durch die Stadt München entzogen bekommen haben und  quasi ohnehin nur als Statisten rumstanden. Wozu auch mehr. Lieber ein paar Hundertschaften aus Thüringen für zig-tausend Euronen rankarren, als die Kräfte nutzen, die vor Ort sind und mittels Hausrecht auch hätten eingesetzt werden können. Nicht so in der Insel der Glückseeligkeit, auch PP München und KVR München genannt. Na ja Geld regiert halt doch nicht die Welt, wenn genug da ist…

So kam es, dass knapp 300 Mann im hübschen, blauen Hemd da standen, neben 1500 Mann im zweckmäßiger Montur. Staat vs. Land. Veranstalter vs. Hausrechtsinhaber. Weitere Diskussion spare ich mir, um nicht polemisch zu werden.

Nächste Herausforderung: Anfahrt an den Veranstaltungsort. „Ortskundige Lotsung“ durch Münchner Feldjäger der fünf Busse im Konvoi. Über die Fahrstrecke zu streiten müsig. Alle Wege führen nach Rom. Aber auf jedenfall streitbar: Nichtnutzung von Kolonnenrechten. Wozu sitzt so ein blauer Bubble auf dem Dach, wenn man ihn nicht einschaltet. Einfach den geschlossenen Konvoi markiert, wären wir sicher als kleineres Verkehrshindernis durch den Stadtverkehr gekommen, als so, indem wir nach jedem Abbiegen und jeder Ampel wieder in Schrittgeschwindigkeit die Straßen blockiert hätten um die Fahrzeuge zusammen zu bekommen. Ingolstädter Straße Marienplatz in über 60 Minuten – Minusrekord.

Vor Ort dann aufgebaute Gitter vorgefunden, genervte Münchner (zu Recht) und totales Whooling. Unglaublich wie viele Menschen an einer Veranstaltung rumspringen, die angeblich was zu sagen haben. Gitter einen Meter nach links, Gitter einen Meter nach rechts. Kein Einsehen in Einsatztaktik, Hauptsache auch mal was gesagt. Na ja, ich will hier niemanden angreifen, würde das aber im Weiteren tun. Letztendlich waren dann doch alle zufrieden, wir weil es in unserem Sinne verlief, er, weil wir es ihm als seine Idee verkauft haben. Die Kunst der Diplomatie. (Ich weiß, dass jetzt mindestens eine meiner Leserinnen in lautes Lachen ausbricht, aber manchmal beherrsche ich sie schon, gell!)

EIn hübsches Bild, der Einmarsch der Rekruten. Junge Leuts, die stolz darauf sind, was sie un, stolze Eltern, die einen Blick auf den Sprössling erhaschen wollen und jedesmal das selbe Problem: zu wenig gute Zuschauerplätze für zu viel Öffentlichkeit und zu viele berechtigte Interessen von Angehörigen. Besonders hervorzuheben unter den Einheiten (nein, ich weiß nicht genau, wer alles zum Gelöbnis kam, wenn es jemanden interessiert, bekomme ich es aber raus) ein kleiner Haufen Luftlander. Drei oder vier Rotten. Man möchte meinen, sie sind untergegangen in den Riesenformationen der Sannis und der Loggis, sowie der OSLW (Offizierschule der Luftwaffe). Stolz sind sie einmarschiert und ebenso stolz haben sie nach dem Gelöbnis mit ihrem Schlachtruf gegen das Gebrüll der Gegendemonstranten angerufen. Respekt Jungs, Ihr seid ein besonderer Haufen!

So, alle drin, Gitter zu, damit die armen Geschäftsluete in der Weinstraße wenigstens ein bissl ein Geschäft an diesem sicher recht flauen Donnerstag machen konnten. DAS sind Interessen, die ich verstehe. Kunststück, wenn man als Geschäftsmann auf jeden Euro angewiesen ist und keiner in den Laden kommt, weil die Bw Gitter vor die Bude stellt. Auf jedenFall ein dickes Argument gegen Gelöbnisse an Plätzen wie diesem. Wir haben jedenfalls versucht den Damen und Herren so gut es eben ging entgegenzukommen.

Tja und dann nahm das Schicksal seinen Lauf würde ich sagen. Lautsprecher vom Rathaus, Richtung Rekruten ausgerichtet, Zuschauer aber Frontal mit dem Rathaus im Rücken vor der Formation. Nett anzusehen, aber von Anfang an, außer vielleicht auf der Ehrentribüne kein Wort der Reden verständlich. Das Recht der freien Meinungsäußerung wurde von der Gegenseite fleißig und lautstark in Gebrauch genommen. Vom ersten Wort an. Leute, meine Meinung dazu: Transparente OK. Diskussion, sachlich OK. Aber! Auch der Veranstalter, hier die Bw hat ein Recht darauf, seine Meinung zu äußern und seine Veranstaltung durchzuführen. Ihr würde das auch erwarten bei einer Veranstaltung Eurer Seite. Trillerpfeiefen und Buh-Rufe in einer Lautstärke, dass kein Wort der Gelöbnisformel oder der Reden verständlich war – no go! Meiner Meinung nach auch zu später Einsatz der zahlenmäßig stark vertretenen Polizei. Das hatten wir in Nürnberg besser geregelt, indem die Bw im Inneren das Hausrecht inne hatte und dieses auch nutzte. Frühere Platzverweise der ewig  Gestrigen wären hier angebracht gewesen. Sonst muss ich sagen, nette Ideen: Luftballons mit Peace Flagge stiegen über dem Marienplatz auf. Die üblichen „Gelöbnix-Flyer“. (Wie geht das eigentlich, dass man einzelne Stücke Papier so weit werfen kann, ohne dass diese einfach zu Boden flattern? Den Trick könnte ich auch gerne!!)

Die Rodinger hatten noch ein wenig Arbeit, da der ein oder Andere den Begriff „Absperrung“ so nicht ganz verstehen konnte und der Meinung war, auch er könne jetzt unter lautem Rufen über den Platz laufen.

Bilder dazu hier:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/973/482429/bilder/?img=8.0 (Bild 8 und folgende)

http://www.merkur-online.de/nachrichten/muenchen/rekruten-geloebnis-muenchner-marienplatz-fotostrecke-meta-425742.html (ab Bild 5)

Leute, wie gesagt: auch wir haben ein recht darauf, unsere Veranstaltung durchzuziehen. Na ja, die Störung hielt sich in Grenzen und die Jungs waren froh, wenigstens ein bisschen was zu tun zu haben. Ein paar neidische Blicke habe ich schon gesehen in den eigenen Reihen, als die USK´s seitlich des Kaufhofes dann gegen Ende doch zugegriffen haben. Ich glaube der ein oder andere wäre gerne in der anderen Uniform gestanden. – Verständlich.

Was mir einfach schwer fällt zu verstehen ist, wie renomierte Parteien, die hinter den Staatsorganen, also auch der Bw stehen sollten hier öffentlich protestieren können (Geht besonders an die Adresse der „Grünen Jugend“, von „Die Linke“ ist man es ja gewohnt). Leute wir vertreten EUCH und EUER Primat weltweit! Ein wenig Unterstützung im eigenen Land wäre schön. Ebensowenig leuchtet mir ein, wie VERDI es wagen kann, als Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes eine Veranstaltung der Bw mit Aufrufen zum Protest zu boykottieren. Hallo? Auch wir sind der öffentliche Dienst. Es wäre schön, wenn VERDI sich um die wahren Probleme im öffentlichen Dienst kümmern könnte und das in Griff kriegen würde. Irgendwo läuft hier was falsch.

Alles in allem zog sich die dreiviertel Stunde nicht schlecht. Eskalation, wie schon gehabt, seitens der Demonstranten dann bei der Gelöbnisformel. „Eh kloar!“ Wie der Österreicher sagen würde. Hmmm aber dann „Buh!“-Rufe bei der bayerischen und deutschen Nationalhymne? Leute! Es ist auch Euer Land! Wie kann man die eigenen Hymne ausbuhen? Geht´s noch?! Wem´s hier so schlecht gefällt, der möge bitte gehen. Wir sind ein freies Land, keiner ist gezwungen unsere Sozialleistungen zu beziehen und erst recht nicht, hier zu wohnen. Aber bitte!!! Keine Buh Rufe während der eigenen Hymne! Absolutes No-Go. Das hat nichts mit einer Veranstaltung zu tun, gegen die man negativ eingestellt ist, das hat was zu tun mit diesem bösen Wort NATIONALSTOLZ! Und vorsicht, liebe Kritiker: NATIONALSTOLZ buchstabiert man anders als Nationalsozialist oder gar Nazi! Da hat das eine nichts aber auch gar nichts mit dem anderen zu tun. Ich bin sicher kein Nazi und doch sehr stolz auf meine Nation! Und das sollten wir Deutsche alle sein. Da gehört es sich einfach nicht, die eigenen Hymne auszubuhen!

Einfach mal drüber nachdenken, was Ihr da gemacht habt. (Leider muss ich davon ausgehen, dass es mal wieder die Falschen lesen hier, aber auch Ihr könnt darüber nachdenken, mit was für Menschen es wir da zu tun hatten)

So, nachdem sich also ein General ein Denkmal in München setzen durfte, war es für uns wieder Zeit abzumarschieren. Ich spare es mir, hier aufzuzählen, was diese Aktion im Ansatz gekostet haben mag. Ich finde es richtig, dass die Bw mit ihren Gelöbnissen in die Öffentlichkeit geht, es bleibt aber diskussionswürdig, ob hier die Nachteile den Vorteilen nicht überlegen haben. Wir hatten das letztes Jahr in Nürnberg. Trotz allem, ich denke es gab genug Menschen, die unser Auftreten in der Öffentlichkeit zu würdigen wussten, auf jedenfall sind damit Schlagzeilen entstanden, der ein oder andere, der bisher kein Interessen in dieser Richtung hatte, denkt vielleicht ein wenig mehr darüber nach, was unsere Kameraden im Ausland leisten, warum wir das tun und ob nicht auch wir das Recht haben, stolz auf unsere Leistung zu sein. Nein noch besser: ÖFFENTLICH Stolz auf unsere Leistung zu sein. Auch wenn sich hier Einzelne profilieren wollten, den Effekt in die Öffentlichkeit zu kommen haben wir erreicht.

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Die unendliche Geschichte – Teil 3

Mi ,29/07/2009

Die Bewerbung bei der Polizei geht in die nächste Runde. Eine verlorene Schlacht ist ja noch kein verlorener Krieg. Ich bin zwar langsam müde, aber noch gebe ich den Kampf gegen die Windmühlen nicht auf. Ich werde heute den Wehrbeauftragten des deutschen Bundestages einschalten. Wäre selber nicht auf die Idee gekommen, aber der Bundeswehrverband hält das für einen Geistesblitz. Na ja… zu verlieren habe ich ja nichts. Also dann mal frisch an´s Werk. Weitere Antworten werde ich hier, nach Möglichkeit veröffentlichen, falls es jemand interessiert, wie man in Deutschland mit ausscheidenden Offizieren umgeht. 🙁

Link zur Seite: http://www.cpthell.de/?page_id=76

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